Trümmerlandschaft 1945 - Bilanz des Bombenkrieges
Bei Kriegsende im Mai 1945 sind zahlreiche historisch gewachsene Stadtbilder zerstört. Allein in Dresden liegen zu diesem Zeitpunkt 60.000 bis 75.000 von insgesamt 220.000 Wohnungen mitsamt ihrer Inneneinrichtung in Trümmern; weitere 18.000 Wohnungen sind schwer und 81 000 leicht beschädigt.
Die Bombadierung der Städte
Im Transportwesen sieht es nicht anders aus: Auch Straßen, Schienen und Flüsse auf deutschem Gebiet müssen erst wieder befahrbar gemacht werden. Millionen Menschen haben weder Gas noch Wasser und Strom. Über 130 Städte, darunter viele mittlere und kleine, sind hiervon betroffen. Wenige Orte wie zum Beispiel Heidelberg, Lemgo und Wolfenbüttel tragen keine oder kaum Zerstörungen davon. In den Großstädten liegt der Anteil der Totalzerstörungen bei durchschnittlich 31% des Vorkriegsbestands, in den Mittelstädten bei 20,5%. So lässt zum Beispiel der amerikanisch-britische Luftangriff auf Dresden im Februar 1945 nur wenige Stadtteile und Vororte weitgehend unversehrt. Die Altstadt brennt zu einem großen Teil aus. Zwischen 25.000 und 35.000 Menschen verlieren bei dem Angriff ihr Leben. Wie viele Opfer der Bombenkrieg insgesamt fordert, lässt sich nur schätzen. Angenommen werden 400.000 bis 600.000 Opfer, darunter fast 80 000 Kinder.
Die Zerstörung des ländlichen Raums
Dem ländlichen Raum gelten Luftangriffe nur selten. Ein Gegenbeispiel ist etwa das Dorf Brettheim in Hohenlohe, das stark zerstört wird. Da viele Stadtbewohner vor den Bombardierungen aufs Land flüchten, sind viele der zerstörten Städte im Mai 1945 nahezu entvölkert. Im schwer getroffenen Köln leben bei Kriegsende von ursprünglich 770 000 Einwohnern noch 40 000. Schon kurz nach Kriegsende setzt allerdings eine Rückwanderungswelle ein, die von den städtischen Behörden oft nicht gesteuert werden kann. Der Wohnraum ist bald überbelegt. Die Situation wird dadurch verschärft, dass Millionen von Flüchtlingen in die Städte strömen. Keller, Dachböden, Ställe, stillgelegte Fabriken, primitive Baracken werden zu Notunterkünften umgestaltet. Das Zusammenleben geschieht auf engstem Raum, häufig ohne ausreichende Heizung und unter schlechten hygienischen Bedingungen.
Erschwerter Wiederaufbau - die "Trümmerfrauen"
Nicht nur Hunger, Krankheiten und Materialmangel behindern den Wiederaufbau oder die Reparatur von Gebäuden. Vor allem in den Städten sind zunächst auch riesige Schutt- und Trümmermassen zu beseitigen.
Die Hauptlast tragen die „Trümmerfrauen“, deren Männer, Brüder und Söhne im Krieg gefallen oder in Gefangenschaft geraten sind. Sie müssen ihre Familien allein ernähren und für Wohnraum sorgen.
Zusammen mit Kriegsheimkehrern, dienstverpflichteten NSDAP-Mitgliedern und Heimatvertriebenen gewinnen die Trümmerfrauen Ziegelsteine und Baustahl aus zerschlagenem Mauerwerk und stellen in eigens geschaffenen Produktion-sanlagen Trümmersplitt her.
Diese Grunderfahrung eines Neuanfangs in Trümmern beschreibt der Schriftsteller Hans Werner Richter 1947 mit den Worten: „Die Ruine lebt in uns wie wir in ihr. Sie ist unsere neue Wirklichkeit, die gestaltet werden will.“
Autorin: Dorothea Kraus