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Flat-Earth-Theorie

Eine der langlebigsten Verschwörungstheorien ist die Behauptung, die Erde sei keine Kugel, sondern eine flache Scheibe. Ihre Ursprünge gehen auf die Antike zurück, aber vor allem seit Mitte des 19. Jahrhunderts gewinnt sie immer mehr Anhänger. 

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INHALT

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Im Oktober 1931 in der Zeitschrift Modern Mechanics erschienener Artikel über das von Wilbur Glenn Voliva ausgelobte Preisgeld in Höhe von 5.000 US-Dollar für den Beweis, dass die Erde eine Kugel ist

5000 $ für den Beweis, dass die Erde eine Kugel ist

VON JAY EARLE MILLER

 

Laut Wilbur Glenn Voliva flogen Post und Gatty nicht um die Welt, sondern umkreisten lediglich den Nordpol. Dieser Artikel stellt Volivas Theorie einer flachen Welt vor und zeigt Ihnen, wie Sie die von ihm ausgelobten $ 5.000 gewinnen können, wenn Sie beweisen, dass er falsch liegt.

 

Würden Sie gern 5.000 $ verdienen?

Wenn Sie beweisen können, dass die Welt eine Kugel ist, die im Raum schwebt, sich um ihre eigene Achse dreht und um die Sonne kreist, können Sie einen Preis in dieser Höhe gewinnen. Bereits seit Jahren wird dieses Preisgeld von Wilbur Glenn Voliva geboten, dem Generalaufseher von Zion (Illinois) der Heimat der Christlich-Katholischen Apostolischen Kirche, die vor etwa dreißig Jahren von dem verstorbenen John Alexander Dowie gegründet wurde.

Viele haben bisher versucht, die 5.000 $ zu gewinnen – doch sie sind allesamt gescheitert. Der Haken ist, dass Ihr Beweis nicht mit der Annahme beginnen darf, dass die Welt rund ist bzw. eine Kugel, denn Voliva glaubt selbst, dass die Welt rund ist, aber eben eine runde, flache Scheibe und nicht eine Kugel. Ohne davon auszugehen, dass die Erde kugelförmig ist, hat bisher niemand einen absolut überzeugenden Beweis dafür gefunden, dass Voliva falsch liegt, wenn er seine scheibenförmige Welt beschreibt, die fest auf ihrem Fundament steht, von einer Wand aus Eis umgeben ist, um Seeleute davor zu bewahren, über den Rand zu stürzen, und von einer Kristallkuppel überragt wird, in der die Sterne wie Kronleuchter hängen, um die Nacht zu erleuchten. Auch Sie werden keinen Beweis vorlegen können, der Volivas Überzeugung widerlegen kann, dass die Sonne kein 800.000 Meilen großer Feuerball ist, der mehr als neunzig Millionen Meilen von der Erde entfernt ist, sondern in Wirklichkeit ziemlich bedeutungslos ist, nämlich nur etwa 27 bis 30 Meilen im Durchmesser und etwa 3.000 Meilen von der Erde entfernt. Oder dass sich Sonne und Mond auf Umlaufbahnen bewegen, während die Erde stillsteht, dass der Mond etwa die gleiche Größe wie die Sonne und den gleichen Abstand von der Erde hat, durch sein eigenes Licht leuchtet und sich in etwa der gleichen Umlaufbahn wie die Sonne bewegt.

In der heutigen Zeit, mit ihren 100- und 200-Zoll-Teleskopen, den akkurat durchführbaren Messungen von Lichtgeschwindigkeit und Durchmessern entfernter Sterne, überrascht es womöglich, wenn die Richtigkeit des bekannten pythagoreisch-kopernikanisch-newtonschen Astronomiesystems infrage gestellt wird. Tatsächlich ist der Glaube, dass die Welt flach ist, nicht auf Zion beschränkt. China, das zur gleichen Zeit, wenn nicht sogar schon früher als Griechenland oder Ägypten, über funktionsfähige Systeme der Astronomie verfügte, hält auch weiterhin an der Theorie einer flachen Welt fest, und Tausende anderer Menschen auf der ganzen Welt sind von dieser Theorie überzeugt bzw. befürworten Theorien, die noch ungewöhnlicher sind.

Schon mal was von Orlando Ferguson gehört? Der aus Hot Springs (South Dakota) stammende Ferguson, entwarf 1893 eine seltsame und wundervolle Karte, die eine quadratische Welt zeigte, an deren vier Ecken jeweils ein Engel saß. Die bewohnbare bzw. bekannte Welt war jedoch nicht flach. Der zentrale Abschnitt, der die sogenannte nördliche Hemisphäre umfasste, war konvex und krümmte sich vom zentralen „Nordpol“ zum Äquator nach unten, während die südliche Hemisphäre konkav war und sich vom Äquator zum Rand nach oben krümmte. Die Form ähnelte einem Suppenteller mit einer erhöhten Mitte.

Dann wäre da noch Gustave F. Ebding aus Cleveland, der kürzlich ein Buch veröffentlichte, um zu beweisen, dass die Welt eine hohle Kugel ist und dass wir in ihr leben und nicht auf ihr, die sogenannte Koreshan-Theorie von Koresh und Prof. U. G. Marrow. Weiterhin gibt es die Theorie von Marshall B. Gardner, die besagt, dass die Erde eine Kugel ist, deren Bewohner auf ihrer Oberfläche leben, wobei die Kugel aber hohl ist. Variationen der Gardner-Theorie wurden oft von Belletristik-Autoren verwendet, die das Innere mit seltsamen Rassen bevölkert und eine kleine Sonne in der Mitte aufgehängt haben, um es zu beleuchten.

Verglichen mit einigen dieser Ideen hat die zetetische Astronomie oder die Flache-Welt-Theorie von Voliva und seinen Anhängern in Zion, erheblich mehr zu bieten.

Die drei häufigsten Beweise dafür, dass die Erde eine Kugel ist, wurden von Aristoteles im antiken Griechenland formuliert, 1800 Jahre, bevor Kolumbus die Welt als Kugel „verkauft“ hat. Und sie werden immer noch verwendet. Bis die Erde umrundet worden war, glaubten die meisten Menschen noch nicht, dass die Welt eine Kugel war. Verglichen mit den drei von Aristoteles zitierten Beweisen war das nicht wirklich überzeugend, denn es ist durchaus möglich, Volivas flache Welt zu umrunden, entweder nach Osten oder nach Westen zu reisen und zum Ausgangspunkt zurückzukehren.

Die drei Beweise des Aristoteles waren folgende:

Erstens. Das Verschwinden eines Schiffes, wenn es über den Horizont segelt, wobei der Rumpf zuerst verschwindet und die Masten und die Takelage zuletzt, und das Wiedererscheinen eines sich nähernden Schiffes in umgekehrter Reihenfolge.

Zweitens. Die gekrümmte Form des Erdschattens auf dem Mond während einer Sonnenfinsternis.

Drittens. Das wechselnde Erscheinungsbild des Himmels in verschiedenen Breitengraden, wobei einige Sterne verschwinden und andere erscheinen, wie der Polarstern auf der nördlichen Hemisphäre und das südliche Kreuz südlich des Äquators.

„Es steckt kein Fünkchen Wahrheit in diesen Behauptungen“, erwiderte Voliva, „und doch findet man sie in jedem Geographiebuch, und jeder Grundschullehrer wiederholt sie wie ein Papagei. Ich lehne es ab, ein Papagei zu sein. Ein Papagei ist ein Mensch, der nicht für sich selbst denkt, sondern wiederholt, was er hört, ohne nach dem Warum und Wozu zu fragen.“

Zion behauptet, dass das Verschwinden eines Schiffes am Horizont zunächst eine optische Täuschung der Perspektive ist, ähnlich wie das scheinbare Verschmelzen von Bahngleisen in der Ferne. Ein Mann, der am Fuße eines Baumes steht, ein paar Meilen entfernt auf einer ebenen Fläche, kann unsichtbar sein, während sich der Baum selbst gegen den Himmel abhebt und sichtbar ist für Meilen. Eine Erdkrümmung von acht Zoll je Meile ist nicht ausreichend, um die Unsichtbarkeit des Mannes zu erklären.

Was den zweiten Punkt von Aristoteles betrifft, so behaupten Voliva und seine Anhänger, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass der gekrümmte Schatten einer Finsternis auch der Schatten der Erde ist, und behaupten, dass es zu verschiedenen Zeiten in der Geschichte mehrere Finsternisse gegeben hat, in denen sowohl Sonne als auch Mond zur gleichen Zeit sichtbar waren, so dass die Finsternis nicht durch den Erdschatten entstanden sein kann.

Was den dritten Beweis betrifft, so behaupten die Zioniten und andere Anhänger der zetetischen Astronomie von „Parallax“, dass die Sterne in einer halbkugelförmigen Kuppel so niedrig und nahe an der Erde stehen, dass nicht alle Sterne von einem Punkt aus sichtbar sein können. Dr. Samuel B. Rowbottom aus England, der unter dem Namen „Parallax“ die Erklärungen für alle Naturphänomene lieferte, die zur Theorie der flachen Welt passen, starb 1884, aber seine Anhänger haben sein Werk am Leben erhalten.

Die Theorie der flachen Welt ist nicht auf ein Land, eine Sekte oder eine Gruppe beschränkt. Vor wenigen Jahren hat Rev. John Dmich, ein katholischer Priester, das Buch „Die Erde ist nicht rund“ geschrieben, das sich gut verkaufte. Ein weiteres Pamphlet, „Hundert Beweise, dass die Erde keine Kugel ist“, herausgegeben von William Carpenter im Jahr 1885, dem Jahr nach Rowbottoms Tod, erscheint nach wie vor in überarbeiteten Ausgaben. Ein Buch von Alexander Gleason, herausgegeben im Jahr 1893, ist ein Standard-Lehrbuch unter den Zetetik-Anhängern. Gleason gab auch die Karte heraus, die in der Gemeindeschule in Zion verwendet wird, wo die Flache-Welt-Theorie als Tatsache gelehrt wird und die Theorie der Kugelform der Erde nur als nebensächlicher Aberglaube behandelt wird.

Die Gleason-Karte, eine Kopie der Projektion von J. S. Christopher, zeigt die Welt als Scheibe, mit dem Nordpol in der Mitte und den Südpolregionen, die eine Eiswand um den Rand bilden. Die nördliche Hemisphäre ist in dieser Form korrekter dargestellt als auf der Standard-Mercator-Projektion, die allgemein in Schulen, für die Navigation und für andere Zwecke verwendet wird. Die südliche Hemisphäre hingegen ist enorm verzerrt.

Australien zum Beispiel ist als überaus lange und schmale Insel eingezeichnet. Chester M. Shippey, Forschungsdirektor im Kirchenkabinett von Voliva, gibt zu, dass dies eine der Schwächen der Flachen-Welt-Theorie ist, denn der Fahrplan der australischen transkontinentalen Eisenbahn zeigt eine weitaus geringere Streckenlänge, als es die Christopher-Karte verlangen würde.

Voliva behauptet, dass es keinen Südpol gibt, sondern dass er 60.000 Meilen um die südliche Eiswand herum liegt. Der norwegische Entdecker Kapitän Gunnar Isachsen umrundete im vergangenen Winter den antarktischen Kontinent auf einer Strecke von etwa 14.000 Meilen. Zion behauptet, Isachsen hätte zwar etwas umrundet, möglicherweise eine Insel dieser Größe, aber nicht den antarktischen Eisrand, und verweist auf die 60.000-Meilen-Reise von Ross im Jahr 1848 und den folgenden zwei Jahren, als er den Eisrand umrundete. Natürlich war Ross auf einem Segelschiff, das drei Jahre lang hin und her segelte, während Isachsen die Reise in wenigen Wochen absolvierte, was die Diskrepanz in der zurückgelegten Entfernung erklären könnte.

„Man sagt, dass Byrd über den Südpol geflogen ist“, sagte Voliva kürzlich, „aber es gibt keinen Südpol. Osten, Westen und Süden sind keine absoluten Richtungen; sie sind nur relative Richtungen in Bezug auf den Norden. Osten und Westen sind Punkte im rechten Winkel zum Norden.“

Voliva behauptet, dass die Sonne nicht mehr als 30 Meilen im Durchmesser und etwa 3.000 Meilen von der Erde entfernt ist. Als Beweis verweist er auf die Tatsache, dass die Sonne am 21. und 22. März direkt über dem Äquator steht und bei 45 Grad nördlicher und südlicher Breite 45 Grad über dem Horizont erscheint. Da der Winkel der Sonne über der Erde am Äquator 90 Grad beträgt, während er bei 45 Grad nördlicher oder südlicher Breite 45 Grad beträgt, folgt daraus, dass der Winkel an der Sonne zwischen der Senkrechten vom Horizont und der Linie der Observatorien bei 45 Grad nördlicher und südlicher Breite ebenfalls 45 Grad betragen muss. Das Ergebnis sind zwei rechtwinklige Dreiecke mit gleich langen Schenkeln. Die Entfernung zwischen dem Äquator und den Punkten bei 45 Grad Nord bzw. Süd beträgt etwa 3.000 Meilen, so dass sich die Sonne in gleicher Entfernung über dem Äquator befinden würde, und aus der ersichtlichen Größe des Sonnenbildes würde folgen, dass sie einen Durchmesser von etwa 30 Meilen hat.

Wenn man von der Annahme ausgeht, dass die Welt eine kugelförmige anstatt einer flachen Oberfläche besitzt, können natürlich die gleichen Fakten herangezogen werden, um zu beweisen, dass die Sonne fast 93.000.000 Meilen entfernt ist, und einen Durchmesser von mehr als 800.000 Meilen hat.

Voliva argumentiert, dass es, wenn die Sonne so groß wäre und sich in dieser Entfernung befände, keinen Wechsel der Jahreszeiten gäbe, weil die Sonnenstrahlen beide Hemisphären mit gleicher Intensität erreichen würden, unabhängig von ihrer Position im Norden oder Süden in Bezug auf den Äquator. Andererseits kann das gleiche Argument verwendet werden, um zu beweisen, dass es auf einer flachen Welt weder Jahreszeiten geben könne, noch Perioden der totalen Dunkelheit am Nordpol. In Wirklichkeit wird natürlich die Sonneneinstrahlung, die die Erde erreicht, durch die Hülle aus Luft und Feuchtigkeit radikal reduziert, ohne die in der Tat das Leben unmöglich wäre, weil die Tage unerträglich heiß und die Nächte viel zu kalt wären, genau wie auf dem Mond und einigen anderen Planeten. Prof. Piccard, der deutsche Ballonfahrer, maß außerhalb seines luftdichten Ballons in einer Höhe von zehn Meilen eine Temperatur von etwa 72 Grad unter Null, während im Inneren die Temperatur 104 Grad über Null lag. Wenn die Anhänger der Flachen-Welt-Theorie den Absorptionsfaktor von Feuchtigkeit und Luft in der Runden-Welt-Theorie leugnen würden, dann würden sie auch auf das einzige Argument verzichten, das saisonale Veränderungen und Polarnächte in ihrer flachen Welt erklären könnte.

Einige der Anwärter auf Volivas 5.000-Dollar-Preis haben argumentiert, dass aus der Kugelform des Mondes und der Planeten folgen muss, dass auch die Erde eine Kugel ist – eine Annahme, die Voliva und seine Anhänger bestreiten. Das, so Voliva, sei so ähnlich, wie zu behaupten, nur weil eine Kuh ein Tier ist und Hörner hat, auch alle anderen Tiere Hörner haben bzw. dass alle Kühe Hörner haben.

Die zwei wohl stichhaltigsten Beweise für eine kugelförmige Erde, die je vorgebracht wurden, wurden von Jean Bernard Leon Foucault, dem berühmten französischen Ingenieur, entdeckt, als er das Foucaultsche Pendel und das Gyroskop erfand. Ihre Glaubhaftigkeit lässt sich aufgrund der Annahme erklären, dass die Erde eine Kugel ist, die sich um ihre Achse dreht, aber sie sind kein Beweis im Sinne der Preisausschreibung von Voliva. Das Foucaultsche Pendel veranschaulicht die tägliche Bewegung der Erde bei ihrer Drehung um die eigene Achse, wobei sich die Schwingungsebene des frei aufgehängten Pendels langsam verändert, bis es den Anschein erweckt, als würde es jeden Tag eine Umdrehung machen.

Das Gyroskop besitzt die gleiche Eigenschaft. Wird ein Kreisel auf dem Äquator mit horizontaler Drehachse in Ost-West-Richtung in Drehung versetzt, so scheint er eine Umdrehung pro Tag um eine Achse zu machen, die rechtwinklig zur Drehachse steht. Am Ende von zwölf Stunden scheint das Gyroskop die Enden vertauscht zu haben, obwohl es in Wirklichkeit genau in dieselbe Richtung zeigt wie zu Beginn, nur dass die Erde eine halbe Umdrehung gemacht hat. Auch wenn ein Kreisel um die Erde entlang eines Nord- und Südmeridians über die beiden Pole getragen würde, würde er ständig seinen Winkel ändern, so dass die horizontale Drehachse immer im rechten Winkel zu einer vertikalen Linie vom Erdmittelpunkt aus stehen würde. Mit anderen Worten, wenn das Gyroskop bei 50 Grad nördlicher Breite wäre, würde die Kreiselachse in einem Winkel zur Erdachse stehen, der dem Breitengrad oder 50 Grad entspricht, und auch in einem gleichen Winkel zu einer Linie, die durch den Mittelpunkt des Gyroskops und parallel zur Polarachse der Erde verläuft.

Das Verhalten von Kreisel und Pendel lässt sich nur durch die Annahme erklären, dass die Erde eine sich drehende Kugel ist.

Ein Großteil der zetetischen „Beweise“ für die Flachheit der Welt besteht aus Angriffen auf die Kugeltheorie. Zum Beispiel argumentieren Voliva und seine Anhänger, dass ein Flugzeugpilot, der 300 Meilen pro Stunde fliegt, 60.000 Fuß pro Stunde „absinken“ müsste, um seine Höhe über einer kugelförmigen Welt zu halten und nicht in den Weltraum hinauszuschießen. Natürlich leugnen sie die Existenz der Schwerkraft und die Tatsache, dass ein Flugzeug, das einen konstanten Abstand zum Erdmittelpunkt hält, weder sinkt noch steigt. Aber auch die Formel, nach der sie die Rate des „Absinkens“ berechnen, ist falsch.

Die Formel basiert auf der allseits bekannten Tatsache, dass die Krümmung der Erde acht Zoll in einer Meile beträgt. Mit anderen Worten: Wenn drei gleich lange Pfähle in einer Entfernung von einer Meile im Wasser aufgestellt werden und die Spitzen der beiden Endpfähle in einem Abstand von zwei Meilen ins Visier genommen werden, wird die Sichtlinie acht Zoll unter der Spitze des mittleren Pfahls in einer Entfernung von einer Meile verlaufen. Aber die Volivaliten gehen noch weiter und errechnen, dass das „Gefälle“ mit dem Quadrat der Entfernung zunimmt, und daher ergibt das Quadrat der Entfernung, multipliziert mit acht und geteilt durch zwölf, das Gefälle vom Horizont in Fuß für jede Entfernung. Tatsächlich gibt es in der sphärischen Trigonometrie keine Formel, mit der man ein solches sphärisches Dreieck für jede beliebige Entfernung berechnen kann. Das kann jeder, der sich mit einfacher Geometrie auskennt, sehr leicht beweisen, denn es erfordert keine Kenntnisse der Trigonometrie, um den Fehler in der Formel zu entdecken. Zeichnet man einen Kreis mit dem Äquator und dem senkrechten Meridian, der den Nord- und Südpol angibt, und zieht dann eine Horizontlinie am Nordpol, kann man diese Tatsache beweisen. Ein Flugzeug, das vom Nordpol startet und zum Äquator fliegt, würde 6.000 Meilen zurücklegen, wenn der Globus 24.000 Meilen im Umfang misst. Der Durchmesser eines 24.000-Meilen-Globus beträgt 7.639,69 Meilen, und der Radius 3.819,845 Meilen, so dass das „Gefälle“ vom Horizont des Nordpols gleich bleiben würde.

Aber wenn Sie nach der Zion-Formel die Entfernung des Fluges, 6.000 Meilen, quadrieren, erhalten Sie 36.000.000. Multiplizieren Sie das mit 8 (die Krümmung pro Meile) und Sie haben 288 Millionen, teilen Sie durch 12, um das Maß in Fuß zu erhalten, ergibt das 24 Millionen. Teilen Sie das Ergebnis wiederum durch 5280, um die Meilen zu erhalten, dann sind das 4545,45 Meilen, d. h. eine Abweichung von mehr als 725 Meilen. Um das Gefälle zu erhalten, das die Zion-Formel angibt, müsste die Erde einen Durchmesser von mehr als 28.588 Meilen haben.

Die Zion-Formel berücksichtigt auch keine Winkel im negativen oder positiven Sinne, wie sie in der Trigonometrie gemessen werden, und wenn das Flugzeug über die halbe Wegstrecke hinaus weiterfliegt, würde die Formel zeigen, dass das Gefälle weiter zunimmt, anstatt abzunehmen, bis sich das Flugzeug schließlich, wenn es zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt, der Formel zufolge 72.935 Meilen im Weltraum befindet.

Der Preis von Voliva wird wahrscheinlich uneingelöst bleiben, es sei denn, ein zukünftiger Raumfahrer ankert eines Tages mit seinem Schiff ein paar tausend Meilen weit draußen im All und filmt eine Kugelwelt, die sich um ihre Achse dreht. Das scheint die einzige Möglichkeit zu sein, die 5.000 $ jemals zu erhalten.

Übersetzungen der Bildunterschriften

 

Seite 1

Bildunterschrift oberes Bild:

Volivas Vorstellung einer flachen Welt, mit dem Nordpol im Zentrum und der Sonne, die sich auf ihrer Bahn über dem Äquator dreht. Eine Wand aus Eis rund um den Erdrand bewahrt abenteuerlustige Seefahrer davor, ins All zu stürzen.

 

Bildunterschrift links:

Wilbur Glenn Voliva, der behauptet, die Erde sei flach und 5.000 $ für den Beweis des Gegenteils bietet.

 

Seite 2

Bildunterschrift links:

Diese drei Zeichnungen bietet Voliva als grafischen Beweis dafür, dass die Erde keine Kugel ist. Schiff C oben stellt eine unmögliche Position im Weltraum dar, die von jedem Schiff eingenommen werden muss, das Hunderte von Meilen vom Pol entfernt ist und dessen Kompassnadel von einer ebenen Position aus immer noch nach Norden zeigt. Wie lautet deine Antwort?

 

Bildunterschrift Mitte:

Schiff A ist bei etwa 45 Grad südlicher Breite dargestellt und zeigt, wie die Kompassnadel auf einer flachen Welt ohne Verzerrung nach Norden zeigen kann.

 

Bildunterschrift rechts:

Schiff B ist oben auf der südlichen Hemisphäre dargestellt und zeigt, wie unmöglich es für die Kompassnadel auf diesem Schiff ist, nach Norden zu zeigen, denn ein Kompass zeigt niemals an, dass Norden im Boden liegt. Dieses Argument müssen Sie überzeugend beantworten, wenn Sie die von Voliva ausgelobten 5.000 $ gewinnen wollen.

 

Seite 3

Aristoteles' Beweise, dass die Erde ein Globus ist und Volivas Widerlegungen

 

Bildunterschrift links:

Der wechselnde Anblick des Himmels in verschiedenen Breitengraden, das Erscheinen einiger Sterne und das Verschwinden anderer beweist, dass die Erde rund ist. Oder doch nicht?

 

Bildunterschrift rechts:

„Die Sterne befinden sich in einer halbkugelförmigen Kuppel so nahe an der Erde, dass man sie nicht gleichzeitig sehen kann“, erklärt Voliva diesen Punkt.

 

Seite 4

Voliva und Wissenschaftler beweisen unterschiedliche Theorien vom gleichen Phänomen

 

Bildunterschrift links:

Die Frühlings- und Herbst-Tagundnachtgleiche, gesehen von 45° nördlicher und südlicher Breite auf einer flachen oder kugelförmigen Erde. Die Welt von Voliva ist eine Scheibe mit einem Durchmesser von 24.000 Meilen. Am 21. und 22. März steht die Sonne direkt über dem Äquator und befindet sich bei 45° nördlicher und südlicher Breite 45° über dem Horizont. Die Entfernung vom Äquator zu 45° nördlicher oder südlicher Breite beträgt ein Achtel des Erddurchmessers oder 3000 Meilen, also muss die Sonne 3000 Meilen entfernt sein. Bei der kugelförmigen Welt würde die gleiche Argumentation die Sonne 92.900.000 Meilen weit weg platzieren. Die Diagramme erklären beide Theorien.

 

Bildunterschrift rechts:

„Ein Flugzeug ist so gebaut, dass es eben fliegt und einer horizontalen Linie folgt. Wenn ein Flugzeugpilot mit 300 Meilen pro Stunde über einer Kugel fliegt, muss er sein Schiff 60.000 Fuß pro Stunde von einer ebenen Linie, die tangential zur Erde am Startpunkt gezogen wird, absinken lassen.“ – Volivas „Blätter der Heilung“, sein Kirchenorgan.

 

Seite 4

Voliva ist nicht der einzige Mann, der seltsame Ideen über die Form der Erde hat

 

Bildunterschrift oben rechts:

Orlando Ferguson aus Hot Springs (South Dakota) entwarf diese seltsame und wunderbare Weltkarte im Jahr 1893.

 

Bildunterschrift unten rechts:

Gustave F. Ebding aus Cleveland hat kürzlich ein Buch veröffentlicht, das beweisen soll, dass die Erde eine Hohlkugel ist.

 

Bildunterschrift links:

Ein Gyroskop am Äquator, dessen Drehachse in Ost- und Westrichtung horizontal ist, wird eine Umdrehung pro Tag um eine Achse im rechten Winkel zur Drehachse der Erde machen. 


Übersetzung zu Dokument 2

A Description of Several Experiments which Prove that the Surface of the Sea is a Perfect Plane, and that the Earth is Not a Globe! von „Parallax“ (Pseudonym von Samuel Rowbotham). Birmingham, 1849

 

ZETETISCHE ASTRONOMIE.

EINE BESCHREIBUNG

von

MEHREREN EXPERIMENTEN

DIE BEWEISEN, DASS

DIE OBERFLÄCHE DES MEERES

VOLLKOMMEN FLACH

UND DASS DIE

ERDE KEINE KUGEL IST!

 INHALT EINES VORTRAGS, DER VOR DER

KÖNIGLICHEN ASTRONOMISCHEN GESELLSCHAFT AM

ABEND DES 8. Dez. 1848 GEHALTEN WURDE

Von Parallax (handschriftlicher Vermerk: Samuel Birley Rowbotham)

„Einer neuen Wahrheit ist nichts schädlicher als ein alter Irrthum.“ – GOETHE'S WILH. MEISTER

BIRMINGHAM:

Herausgegeben von W. Cornish. Buchhändler, 108 New-street.

 

Gegenüber Cannon-street

 

 

Übersetzung Seite 2

Der Autor fordert hiermit respektvoll die gesamte wissenschaftliche Welt dazu auf, die folgende These öffentlich vor Publikum oder in einer öffentlichen Zeitschrift zu diskutieren: „Die Erde ist keine Kugel, sondern eine vollkommene Scheibe!“.

Adresse "PARALLAX" zu Händen von Mr. Cornish, dem Verleger.

 

Übersetzung Seite 3

Wenn die Erde eine Kugel ist mit einem Umfang von 25.000 Meilen, dann ist jeder Teil ihrer Oberfläche ein Kreisbogen. Von der Mitte aus wird es innerhalb der ersten Meile ein Gefälle von 8 Zoll geben. Mit jeder weiteren Meile nimmt das Gefälle je Quadrat der Entfernung zu, wie in der folgenden Abbildung erläutert:

Nehmen wir an, ein Bogen des Erdumfangs wird durch A. B. dargestellt. Dann müsste zwischen C. (dem Zentrum) und der Zahl 4 eine Meile liegen, die Linie 1-4 beträgt 8 Zoll; wenn aber zwischen C. und der Zahl 5 zwei Meilen liegen, beträgt die Linie 2-5 32 Zoll; d. h. das Quadrat von 2 (die Entfernung) multipliziert mit 8 (das Gefälle in der ersten Meile), also

22 x 8 = 32

Wenn wiederum zwischen C. und 6 drei Meilen liegen, beträgt die Linie 3-6 72 Zoll, d. h.

32 x 8 = 72

Wenn man berücksichtigt, dass sich die erste Meile um 8 Zoll und jede weitere Meile um das Quadrat der entsprechenden Entfernung krümmt, kann man durch die folgenden Experimente leicht herausfinden, ob eine Konvexität vorliegt oder nicht:

 

Übersetzung Seite 5

ERLÄUTERUNG DER DIAGRAMME

An der Meeresküste wurde nahe am Wasser ein Theodolit platziert, vollkommen waagerecht bzw. im rechten Winkel zur Lotlinie. In verschiedenen Entfernungen von 2, 4, 6 und 8 Meilen wurden Stangen platziert, und zwar so, dass die Unterseite jeder Stange, die im Sand befestigt war, das Wasser berührte und die Oberseite knapp außerhalb der Sichtlinie lag, A. B., Abb. 1.

Der Theodolit war 5 Fuß hoch, und auch die Stangen maßen von der Spitze bis zur Wasseroberfläche ebenfalls 5 Fuß, und keineswegs mehr! Daraus lässt sich schließen, dass sich die Oberfläche des Wassers parallel zur Sichtlinie befand, und daher vollkommen flach war!!

Eine kugelförmige Form der Erde hätte bewirkt, dass sich die Länge jeder Stange um ein bestimmtes Maß erhöht hätte: Die letzte in dieser Reihe würde demzufolge 47 Fuß und 8 Zoll gemessen haben! Wie in Abb. 2 dargestellt.

 

Übersetzung Seite 7

Ein perfekt gerade bzw. rechtwinklig zum Lot ausgerichteter Theodolit in einer Höhe von 12 Fuß über dem Wasser, wurde auf ein Schiff gerichtet, das (…) Meilen entfernt war. Die Sichtlinie fiel auf einen Punkt, der genau 12 Fuß über der Meeresoberfläche lag! Somit befanden sich die Sichtlinie und das Wasser parallel zueinander!

 

Wie in Abb. 3 gezeigt.

Wenn die Erde eine Kugel wäre, dann befände sich die Oberfläche des Meeres in einer Entfernung von 20 Meilen 266 Fuß und 8 Zoll unter der Sichtlinie!!

Wie in Abb. 4 dargestellt.

 

Übersetzung Seite 9

In der Mitte des Bristolkanals befindet sich ein Felsen, der „Flat Holm“ genannt wird; von diesem bis zu den gegenüberliegenden Ufern von Südwales und Somersetshire sind es etwa 10 Meilen. Auf diesem Felsen wurde ein Theodolit aufgestellt und an jeder Küste eine Fahnenstange. Von der Stelle aus, an der die Sichtlinie auf die Fahnenstangen bis zur Wasseroberfläche fiel, wurde dann gemessen und festgestellt, dass sie mit der Höhe des Theodoliten in der Mitte übereinstimmte! Wie in Abb. 5: ein weiterer Beweis, dass das Wasser eben ist!

Die vermeintliche Konvexität der Erde hätte dazu geführt, dass die Sichtlinie bei 66 Fuß über der Wasseroberfläche über die Fahnenstangen hinweggeführt hätte!!

 

Wie in Abb. 6 dargestellt.

Übersetzung Seite 11

 

Abbildung 7 stellt einen verkürzten Abschnitt der Eisenbahnstrecke von London nach Liverpool – durch Birmingham – dar. Die Linie A. B. ist die Oberfläche und C. D. die Basis oder Bezugslinie, die eine absolutes bzw. praktische Ebene darstellt, fortgesetzt von der Oberfläche der Themse. Der Bahnhof von Birmingham liegt 240 Fuß über dieser Linie.

Wenn die Erde jedoch eine Kugel ist, dann ist die Bezugslinie eine bedingte bzw. theoretische Ebene! –  ein Bogen eines Kreises! dessen Höhe in Birmingham über der praktischen Ebene E. F. 5400 Fuß beträgt! Aufaddiert mit 240 ergibt dies die Gesamthöhe der Birmingham Station über der Trinity Hochwassermarke an der London Bridge, und zwar 5640 Fuß!!!

Wie in Abb. 8 dargestellt.

 

Übersetzung Seite 13

Zwischen den Grafschaften Huntingdon und Norfolk, über die Fens von Cambridgeshire, führt ein künstlicher Fluss, der „New Bedford“ genannt wird; er ist über 20 Meilen lang, fast eine gerade Linie, wobei keine Schleuse oder Ähnliches seinen Lauf unterbricht: auch gibt es keine Strömung, außer die Ebbe des Deutschen Ozeans. Wenn also die Erde eine Kugel wäre, so flösse das Wasser in diesem Kanal in einem Kreisbogen. Ein kleines Boot fuhr 6 Meilen vom Theodoliten entfernt hinaus – wie in Abb. 9 dargestellt, aber es konnte keinerlei Konvexität festgestellt werden! Die Wasseroberfläche war vollkommen eben!!

In 6 Meilen Entfernung hätte es ein Gefälle von 24 Fuß zur Sichtlinie geben müssen!!!

Wie in Abb. 10 dargestellt.

 

Übersetzung Seite 15

In der Douglas Bay, auf der Isle of Man, wurde ein Theodolit in einer Höhe von 10 Fuß über dem Wasser, befestigt. Und als dieser über den irischen Kanal hinweg, eine Entfernung von 70 Meilen, zu den Bergen in Nordwales gerichtet wurde, war ein aufwärtiger Winkel von mehr als 2 Minuten eines Grades erforderlich.

Wie in Abb. 11 gezeigt.

Doch wenn die Erde eine Kugel wäre, hätte es eine Neigung bzw. einen Winkel nach unten zum Horizont hin von 3 Minuten und 1 Sekunde gegeben. Und selbst dann hätte sich die Sichtlinie 2904 Fuß über dem Wasser am gegenüberliegenden Ufer befunden!!!

Wie in Abb. 12 dargestellt.