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Im Mittelalter war Gewalt allgegenwärtig. Unser modernes Bild dieser Zeit ist oftmals durch positive Assoziationen von Ritterlichkeit und Heldenmut verklärt, die uns in Hollywoodfilmen, Computerspielen oder auf Mittelalterjahrmärkten begegnen und ihren Ursprung häufig in der mittelalterlichen Literatur selbst haben: Die kühnen Recken des Nibelungenliedes oder tapferen Ritter der Artussage lassen fast vergessen, dass auch der Krieg im Mittelalter grausam war und rücksichtslos gegen den Feind und die Zivilbevölkerung geführt wurde.

 

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1. Schlacht auf dem Lechfeld (Dok. 1)

Transkription

Schlacht auf dem Lechfeld, Buchmalerei, 1457, von Hektor Muelich, Illustration zur Meisterlinchronik

So ich nun auff die zeytt Otto des kaysers pin komen so wil ich von den dingen sagen, die zu seinen zeytten zu augspurg geschechen send Do sich der kayser otto berayttet wider Berengarium den kunig von Lomparden als wider ain wietrich vnd geitigen vnd der alle gerechtikait vmb gelt gab Doch so forcht im der selb wietrich. Wan er die machtikait des kaysers wol wisset. Vnd durch ratt des hertzogen von Luthtringen kam er zu dem kayser vnd begeret frid Do ...

Reinschrift

So ich nun auf die Zeit Ottos des Kaisers bin gekommen, so will ich von den Dingen sagen, die zu seinen Zeiten zu Augsburg geschehen sind. Da sich der Kaiser Otto bereitete gegen Berengar, den König der Lombarden, als gegen einen Wüterich und Geizigen, der alle Gerechtigkeit gegen Geld gab. Doch so fürchtete ihn derselbe Wüterich, wann er die Mächtigkeit des Kaisers wohl wußte. Und durch Rat des Herzogs von Lothringen kam er zu dem Kaiser und begehrte Frieden. Da …

[Der Text unter der Abbildung zur Lechfeldschlacht bezieht sich nicht direkt auf die gezeigte Darstellung.]


2. Buchmalerei "Wilhelm der Eroberer tötet König Harold" (Dok. 2)

Erläuterung

Während sich im Hintergrund zwei berittene Heere schlagen, wird der Vordergrund des Bildes vom Zweikampf zwischen Harold und William dominiert. Das persönliche Aufeinandertreffen der Protagonisten, das in Wahrheit vermutlich nicht stattgefunden hat (der „Teppich von Bayeux“ zeigt etwa, wie Harold von einem Pfeil in das Auge getroffen wird), erscheint hier in das Gewand eines spätmittelalterlichen Stechens zu Pferde gekleidet. Bezeichnenderweise greift auch diese Miniatur die Differenz der Waffenausrüstung wieder auf: William sticht hier zu Pferd seinen Gegner mit einer Lanze auf Distanz nieder, während Harold sein nutzloses Schwert aus der Rechten fällt.
Im rechten unteren Teil der Darstellung werden in kleinerem Format Opfer der Schlacht gezeigt, Bogen- und Armbrustschützen sowie Fusstruppen, die mit dem Aufsammeln der verschossenen Pfeile beschäftigt sind. Während dies eine auch zur Zeit von Hastings übliche Praxis war, weist auch diese Miniatur anachronistische Züge auf: Dazu gehört die Ausrüstung der Solda ten; besonders auffällig ist aber auch der Wappenschild mit den drei Leo parden, den William trägt. Das Tragen von Wappen wurde erst in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts auf dem Kontinent üblich; die drei Leoparden erscheinen erst zum Ende des Jahrhunderts als Zeichen der englischen Könige. William erscheint hier also schon im Moment der Schlacht als englischer König, dessen Pferdedecke ebenfalls mit goldenen Leoparden geschmückt ist.

Transkription

Apres seynt Edkardus regna Harald le fiz Godewyn, count de Kent, a forz et a tort .ix. moys. Dunkes veent Will<elmus> Bastardus e ly tolyst la vye e le regne e conquist la tere. Harald gist a Walthin<am>.Puis regna Will<elmus> Bastard .xxi. an<s>. Puis morust e gist a kame [Caen] en N<or>mundye.

Übersetzung

Nach Edward dem Heiligen [Edward der Bekenner] herrschte Harold, der Sohn Godwins, Graf von Kent, mit Gewalt und zu Unrecht 9 Monate. Alsdann kam Wilhelm der Bastard und nahm ihm das Leben und das Reich und eroberte das Land. Harold liegt in Walsingham begraben.
Dann regierte Wilhelm der Bastard 21 Jahre. Dann starb er und liegt in Caen in der Normandie begraben.

(Erläuterung, Transkription und Übersetzung: Klaus Oschema)


2. Lesestoff

  • Mattew Bennett: Kriege im Mittelalter. Schlachten – Taktik – Waffen, Darmstadt 2009.
  • Martin Clauss: Ritter und Raufbolde. Vom Krieg im Mittelalter, Darmstadt 2009.
  • Hans-Henning Kortüm: Kriege und Krieger 500-1500, Stuttgart 2010.
  • Norbert Ohler: Krieg und Frieden im Mittelalter, München 1997.