
Der sogenannte „Hererokrieg“ ging aus einem Aufstand der beiden Bevölkerungsgruppen Herero und Nama gegen die deutsche Kolonialherrschaft in der ehemaligen deutschen Kolonie (Namibia). Bis zum Jahr 1908 fanden tausende Menschen in verschiedenen Konzentrationslagern den Tod.

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Zusätzliche Dokumente
Karte des Kriegsschauplatzes in Deutsch-Südwest-Afrika zur Veranschaulichung des Aufstandes der Herero, Bondelzwarts und Ovambo: mit Angabe der fertigen und geplanten Eisenbahnen, der Heliographenlinien und ihrer Stationen, der Militär- und Polizei-Stationen, der Hauptstraßen für Truppenbewegungen usw.; Blätter 1 und 3 der "Karte des Deutsch-Südwestafrikanischen Schutzgebietes" aus Langhans' Deutschem Kolonial-Atlas. Maßstab: 1:2.000.000. Gotha: Perthes, 1904.

Faksimile aus: Deutsche Geschichte in historischen Karten. Deutsch-Südwestafrika. (DGiK 01710/1904). Braunschweig: Archiv Verlag 2017, Dok. 1. (41 x 65 cm)
Telegramm, in dem der Ortskommandant von Swakopmund die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes über die Verhängung des Kriegszustandes informiert, 13. Januar 1904.

Faksimile aus: Preußische Geschichte in Dokumenten. Ein unvorhergesehener Krieg: Die Herero erheben sich. (PGiD 01903/1904). Braunschweig: Archiv Verlag 2019, Dok. 1. Braunschweig: Archiv Verlag 2019, Dok. 1.
2. Transkriptionen
Brief von Samuel Maharero an Gouverneur Theodor Leutwein, 6. März 1904 (Dokument 1)
„Otjozondjati, 6.3.1904
An den großen Gesandten des Kaisers
Gouverneur Leutwein
Deinen Brief habe ich erhalten und ich habe gut verstanden alles, was Du mir und meinen
Großleuten geschrieben hast. Ich und meine Großleute antworten folgendermaßen: Der
Anfang des Krieges ist nicht jetzt in diesem Jahr durch mich begonnen worden, sondern er
ist begonnen worden von Weißen; wie Du (selbst ja) weißt, wie viele Herero durch die
weißen Leute, besonders Händler mit Gewehren und in Gefängnissen getötet sind. Und
immer, wenn ich diese Sache nach Windhoek brachte, immer kostete das Blut meiner Leute
weniger (Stück) Kleinvieh, nämlich 50 oder (auch nur) 15. (Der letzte Satz ist doppelsinnig.
Er kann heißen: 50 oder 15 Stück Kleinvieh, die den Weißen von Seinen geraubt wurden,
mußten mit dem Tod der Räuber gesühnt werden, oder: für einen von Weißen getöteten
Herero wurden nur 50 oder 15 Stück Kleinvieh gegeben als Sühne.) Die Händler vermehrten
die Not noch in der Weise, daß sie von sich selbst meinen Leuten Sachen auf Borg gaben
(aufnötigten); nachdem sie so gethan, raubten sie sie aus (machten sich selbst bezahlt) bis
sie soweit gingen, sich bezahlen zu lassen, indem sie für 1 Pfund Sterling (Schuld) 2 oder 3
Rinder gewaltsam wegnahmen. Diese Dinge sind es, die den Krieg in diesem Land erweckt
haben.
Und jetzt in diesem Jahr, als die Weißen sahen, daß Du, der Du Frieden mit uns und Liebe
zu uns hast (nicht da warst), da begannen sie uns zu sagen, euer Gouverneur, der euch lieb
hat, ist in einen schweren Krieg gegangen, ist tot, und weil er tot ist, so werdet ihr sterben.
Sie gingen so weit, daß sie zwei Herero des (Häuptlings) Tjetjo töteten, (ja) bis Leutnant
Zürn anfing, meine Leute im Gefängnis zu töten. Es starben (wurden getötet) 10 und es
hieß, sie seien an Krankheit gestorben, aber sie starben (wurden getötet) durch die Arbeitsaufseher
und die Knüttel.
Zuletzt fing Leutnant Zürn an, mich schlecht zu behandeln und eine Ursache zu suchen,
wegen derer er mich töten könne, indem er sagte, die Leute von Kambazembi und Ouandja
machen Krieg (und) da er mich rief, mich zu befragen. Ich antwortete wahrheitsgemäß,
nämlich: Nein (es ist nicht wahr), aber er glaubte es nicht.
Zuletzt setzte und verbarg er in der Schanze (Feste, Soldaten) in Kisten, und er rief mich,
damit, wenn ich käme, er mich erschieße. Ich ging (aber) nicht. Ich merkte (den Auftrag)
und deshalb entfloh ich. Darauf schickte Leutnant Zürn Leute mit Gewehren, mich zu
erschießen. Darüber wurde ich zornig und sagte: jetzt bin ich genötigt,
die Weißen zu töten, (sei es, daß) ich sterbe. Denn daß ich sterben sollte,
habe ich gehört von einem Weißen mit Namen von Michaelis.
So hat der Krieg angefangen. Er ist begonnen worden von Händlern und Leutnant Zürn.
Und da ich ihn nicht angefangen habe, kenn ich ihn nicht (Die Meinung ist wohl: Ich weiß
nichts anderes dazu zu sagen). Frage Du die Händler und Leutnant Zürn, sie kennen ihn
(können Dir näheres sagen). Und wenn sie es Dir gesagt haben, dann frage mich. Also ist
der Krieg der des Zürn.
Das sind meine Worte
Ich bin der Häuptling Samuel Maharero.“
Missionar Heinrich Vedder berichtet 1905 über die Zustände im Lager von Swakopmund (Dokument 3 - Auszug: S. 6 unten - S. 8 oben)
„Als Missionar Vedder 1905 nach S’mund kam, waren dort [im Lager von Swakopmund] nur
sehr wenige Herero anwesend (Aufstand!). Bald kamen aber große Transporte von Kriegsgefangenen
an. Dieselben wurden hinter einem doppelten Stacheldrahtzaun, der das
umfassende Gelände der Hafenamtswerft einschloß, in jämmerlichen, nur einfachen Sackleinen
und Latten hergestellten Räumen untergebracht, und zwar so, daß in einem einzigen
Raum 30 – 50 Personen ohne Unterschied des Alters und Geschlechts zu bleiben gezwungen
waren. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend mußten sie am Werktag sowohl als an
Sonn- und Feiertagen unter den Knütteln roher Aufseher arbeiten, bis sie zusammenbrachen.
Dabei war die Ernährung mehr als dürftig: Reis ohne jegliche Zutaten war nicht genügend,
den durch das Feldleben geschwächten und an die heiße Sonne des Innern gewöhnten
Körper die Kälte und ruhelose Anspannung aller Kräfte in der Swakopmunder Gefangenschaft
ertragen zu lassen. Wie Vieh wurden hunderte zu Tode getrieben und wie Vieh
begraben. Dieses Urteil mag hart erscheinen oder übertrieben,
vieles ist auch im Verlauf der Gefangenschaft geändert und gemildert worden, auch muß manche Härte in
der Lage der Dinge und in der Unkenntnis der Aufseher, die in jedem Herero ohne Unterschied einen
Mörder und Kannibalen sehen, ihre mildernde Erklärung finden, auch soll dankbar zugegeben
werden, daß die Behörde fast immer den Vorstellungen und Bitten der Mission
entgegen kam, aber die Chronik darf es nicht verschweigen, daß eine solche rücksichtslose
Roheit, geile Sinnlichkeit, brutales Herrentum sich hier unter Truppe und Zivil breit machte,
daß ein Übertreiben in der Beschreibung kaum möglich ist. Als Quittung
folge hier ein kleiner Auszug aus den Polizeiberichten über die Sterblichkeitsziffer unter den Eingeborenen
in Swakopmund vom 29.1. – 12.6.1905: (...) [Die Liste weist insgesamt 583 gestorbene Herero – Männer,
Frauen und Kinder – auf].“