Bild entfernt.

Der Vatikan und der Frieden 1648

Fabio Chigi, der spätere Papst Alexander VII., war ein gewandter Diplomat, ein vornehmer Edelmann, ein gelehrter Philologe und nach Aussagen Innozenz’ X. der beste Nuntius des Heiligen Stuhls seiner Zeit. Nach seiner ersten diplomatischen Erfahrung auf der Insel Malta, wo er sich als apostolischer Visitator und Inquisitor aufgehalten hatte, gelangte er als Vierzigjähriger an den Hof der Herzöge von Bayern. Mehr als zehn Jahre sollte er auf deutschem Boden verweilen. Er wurde zum außerordentlichen Nuntius für jenen Friedenskongress ernannt, der wenig später in den zwei westfälischen Städten Münster und Osnabrück abgehalten werden sollte, und traf am 19. März 1644 in Münster ein. 

Als Ergänzung zu Ihren Dokumenten möchten wir Ihnen an dieser Stelle Hintergrundinformationen in Form von Übersetzungen liefern. Nutzen Sie auch unsere zusätzliche Auswahl an originalgetreu reproduzierten historischen Dokumenten sowie Karten & Plänen. Wir stellen Ihnen nicht nur theoretisches Geschichtswissen zur Verfügung, sondern geben Ihnen gleichzeitig die Möglichkeit, dieses Wissen anhand aufwendig hergestellter Faksimiles zu vertiefen. So wird Geschichte lebendig!  >>Zum Shop<<

 

Übersetzungen

1. Instruktion der Staatskanzlei für den außerordentlichen Nuntius in Münster, Juni 1643 (Dokument 1)

2. Breve Zelo domus Dei von Innozenz X., 26. November 1648 (Dokument 2)


1. Instruktion der Staatskanzlei für den außerordentlichen Nuntius in Münster

ÜBERSETZUNG ZU DOKUMENT 1

Instruktion des Staatssekretariats für den außerordentlichen Nuntius in Münster (Juni 1643)

Biblioteca Apostolica Vaticana, Chigi Q.III.71, ff. 1r-13r Juni 1643

Die Beschädigungen sind in ganz Europa schwer, zahlreich und beträchtlich, die seit vielen Jahren bis jetzt vom in fremden Ländern begonnenen Krieg verursacht wurden, haben sich dann noch nach Italien hinein - gezogen und leider erscheinen sie in den Geschichten mit einem elenden Merkmal des Blutes beschrieben. Unser Herr bemühte sich bei der Übernahme seines Pontifikats mit großem Eifer und Rücksicht auf den katholischen Glauben, das nahe Feuer von Italien abzuhalten, und handelte mit gutem Erfolg. Zu dieser Aufgabe bestimmt, unterließ er es nicht, die verschiedensten Dinge mit Pflichten und Unterstützungen zum Wohl dieser Fürsten, die der Rückhalt der Katholiken und unserer heiligen Religion sein können, zu unternehmen, als plötzlich Anzeichen fehlender Direktiven der Fürsten hier Unruhe entstehen ließen und sich die obersten Fürsten der Christenheit für einen Krieg in Italien interessierten. Seine Heiligkeit, der das Übel, das sich daraus ergeben konnte, erahnte, unterließ es nicht, seine ganze Sorge darauf zu richten, vorzubeugen und Ablenkung zu schaffen, indem er die bevorstehenden Ereignisse voraussagte und vorwegnahm, er fand aber weder Mittel noch ausreichend Ein - halt, den folgenden Kriegseinbruch zu unterbinden. Der Krieg zwischen den Kronen war nicht deutlich unterbrochen, als Seine Heiligkeit zu den außerordentlichen Nuntien sandte, um den Frieden zu fördern und in Frankreich zu verhandeln, von dem ein Bruch der Beschlüsse angenommen wurde. Vom außerordentlichen Nuntius wurde erreicht, dass der katholische König seinen abberufenen Botschafter wieder zurückschickte. Man behandelte einige Punkte, deren Erörterung sich wegen ihrer Vielfalt und der Entfernung der Interessensparteien lange und schwierig in der Ausführung gestaltete. Man dachte daran, die Kronen dazu zu bewegen, ihre Bevollmächtigten an einen dritten Ort zur Verhandlung zu schicken, aber der Erfolg von Trier war die offene Erklärung eines Bruches zwischen den Kronen, wie aus der Veröffentlichung der Manifeste ersichtlich ist. Es wurden Köln und Lübeck als Kongressorte bestimmt, damit in dieser die Minister der katholischen Fürsten und in jener die der anderen teilnehmen, und Seine Heiligkeit schickte sofort seinen Legaten nach Köln, um dorthin das Treffen der Bevollmächtigten einzuberufen, denen das noch nicht allen bekannt war. Die Reise vieler Bevollmächtigter verzögerte sich und wurde unter verschiedenen Vorwänden nicht durchgeführt, so dass der Legat einige Jahre unnötig in Köln verbracht hatte, der um eine Erlaubnis zur Rückkehr drängte. Nach Abreise des Legaten wurde, um den Faden der Verhandlungen wieder auf zunehmen, als außerordentlicher Nuntius Mons. Macchiavelli bestimmt, nun Kardinal, dem Kardinal Rossetti bei dessen Rückkehr folgte. Sie wissen bestens, was in jener Zeit geschah und wie weit man verhandelte sowie von der vorgezogenen Einstellung der Waffen als Geste der Friedenserleichterung. Diese Unterbrechung bestätigte man in einigen Verträgen, jedoch nicht ohne die Rückgabe der besetzten Gebiete, in die die Besitzer nicht einwilligten, und man war auch in der Zeit uneinig; die Spanier haben sich auf sechs und sieben Jahre eingestellt. Die Franzosen schienen sich damit zuerst zufrieden zu geben und erhoben dann die Forderung von zehn und zwölf Jahren; die anderen zeigten sich unstimmig, als die Rückgabe von Brasilien voranschritt und (nach der Revolte in Portugal) kam noch die Bedingung hinzu, dass dabei der neue König Don Juan einbezogen sein sollte. Unterdessen war die Frage der Pässe mit neuen Fragen wieder aufgetaucht, als man Ferdinand den Kaisertitel gab: für die Verbündeten Frankreichs und vor allem den Erzbischof und Kurfürsten von Trier und der von den Kaiserlichen verhassten Herzogin von Savoyen mit der Bezeichnung Schutzherrin, die die Fürsten begünstigen; und für die Pässe der Holländer, deren Ministern es schien, dass der Botschafter von Venedig geregelt habe, sich als Bevollmächtigter zu bezeichnen, und man dabei nicht die Formen der gegenseitigen Zufriedenheit festgelegt sah, und dabei waren ebenso jene des Herzogs Karl von Lothringen anzuführen, der sich aufgrund seiner französischen Abstammung so nannte. Es schien, dass es eher zur Bestimmung der Familie als des Herzogtums geschah, als er forderte, dass man entweder Herzog von Lothringen oder Herzog Karl von Lothringen sagte. Während man am Reichstag in Regensburg ebenso die Pässe für die Staaten des Reiches ohne Klausel nobis nondum reconciliatis änderte, da der Kaiser wollte, dass man es hinzufüge. Mit diesem Begriff war dann für einige Jahre in der oft bewegten Angelegenheit der Pässe Ruhe, wenn nicht in allem, dann doch teilweise. Mit Eigensinn haben wir mit Verspätung der Eröffnung der Beratung, und mit viel Mühe dabei zum Nutzen der katholischen Fürsten beitragen können. Aber mit allem, was in der Stadt Köln für den Kongress ernannt worden ist, war es recht, zu beachten, dass die Schwierigkeit nicht so sehr in der Situation als vielmehr in dem Ansehen lag, das der Apostolische Legat dort mit der Herabsetzung der Schweizer, Holländer und anderer beantwortete. Dennoch sagten die Franzosen nichts und auch nicht die Österreicher, diese vielleicht, um nicht zu verstehen zu geben, von den Schweden abzuhängen; und diese, weil sie keine andere Absicht hatten, außer der, dass diese beiden Mächte untereinander uneinig blieben. In Hamburgxiv, wo sich Monsù d‘Avòxv für Frankreich mit den Botschaftern von Schweden befand, ahnte man, dass man separate Verhandlungen führte, und tatsächlich kam von da die Antwort, den Kongress von Köln nach Münster und von Lübeck nach Osnabrück zu verlegen. Und so sah man sich dann verabredet, ob - wohl Unser Herr und seine Minister sich in diese Verhandlung nicht ein - mischten, was die Einigung über die Pässe für diesen Ort noch nach sich zog, obwohl man gesagt hatte, dass der Kongress gänzlich in Köln und Lübeck bleibe. Zur Bequemlichkeit des Verhandelns der Häretiker scheint es, dass man fest legen sollte, dass der Herr d‘Avo in Köln als bevollmächtigter Botschafter des Königs von Frankreich erscheinen sollte, und mit ihm ein Sekretär und Agent der Krone von Schweden komme, was keinen guten Eindruck am Kongress mache; aber er hätte privat mit dem besagten Herrn d‘Avo ver handelt, dass in Lübeck dann Oxesternxvi, begleitet von einem Agenten oder Sekretär des christlichen Königs, erschienen wäre. Aus diesen Erzählungen schließt man, dass die spätere Absicht gewesen wäre, dass die Häretiker keine Rolle im Kongresshauptort vor dem Apostolischen Minister und den Bevollmächtigten aller katholischen Fürsten mit dem Nichtgenießen eines solchen Vorrechtes gespielt haben; und dennoch wird man jetzt einwenden, dass bei den Verhandlungen in Münster Streitigkeiten zwischen dem Kaiser, dem spanischen König und dem König von Frankreich der bevollmächtigten Katholiken auftreten, wo noch die häretischen Minister einzuschreiten haben, und jene, die zwischen dem Kaiser und den Schweden notwendig sind, müssen in Osnabrück verhandelt werden, wo sich Minister Seiner Kaiserlichen Majestät, Frankreichs und Schwedens befinden, und deshalb musste der Crane auf kaiserlichen Befehl eben die beiden Städte Münster und Osnabrück vom Eid lösen und frei erklären. Aber Euer Hochwohlgeboren, der ja schon einige Zeit in Köln wohnt, wird viel intensiver und ausdrücklicher diese Besonderheiten verstehen, um zu wissen, wie man sich verhält und durch tatsächlich, in anderen Angelegenheiten gezeigten Scharfsinn, Vorsicht und Wissen vertraut man Ihnen an, dass ja nicht von dem in ihren vergangenen Taten enthaltenen Ruhm abgewichen und der Erwartung, die so beachtliche Aufgabe der Friedensvermittlung zwischen den katholischen Fürsten zu unter - stützen, entsprechen wird. Sie werden sich daher ans Werk machen und Bereitschaft, sich zu diesem Zweck nach Münster zu begeben, zeigen müssen. Um sich dort zu befinden, wenn die Bevollmächtigten der katholischen Fürsten oder wenigstens des Kaisers und der zwei Kronen und der anderen vorrangigsten Fürsten vereint sein werden oder im Begriff sein werden, dort anzukommen. Durch die Teilnahme jener versteht man, welche Grundsätze dem Kongress zugrunde liegen sollen. In der Ermahnung, dass man es nicht sehr schätzt, dass Sie der erste sind, der dort eintrifft, ebenso wird es weniger vorteilhaft angesehen, der letzte zu sein. Es ist unzweifelhaft, dass Sie zu diesem Zweck nicht mit aller Vor bedacht die Ehre Gottes, den Ruf des Heiligen Stuhls und die Zustimmung Ihrer selbst wahren, nichtsdestoweniger wenn man irgendetwas be sprechen wird. Unser Herr hat es als Prinzip seines Pontifikats angesehen, eine väterliche Gleichgültigkeit zwischen den katholischen Fürsten zu wahren, alles zu ver - meiden, was in ihm Voreingenommenheit hervorrufen könnte, und so wird da Euer Hochwohlgeboren Acht geben können, damit Ihre Vermitt lung, die Dinge zum Frieden zwischen den katholischen Fürsten zu bestimmen, nicht ergebnislos bleibe und so sollten auch Ihre Diener und eigenen Angehöri - gen handeln, und sie sollen auch besonders auf das Reden und Schreiben achten. Enthalten Sie sich sehr, in dieser Hinsicht den Parteien Entschlüsse vorzu - schlagen, weil es schwer ist, ihnen etwas vorzuschlagen, höchstens in Grund sätzen und wenn die Themen noch unverträglich sind, ohne dass eine der Parteien nicht recht zufrieden ist, wie die Erfahrung in Madrid gezeigt hat, als man die Einigung von Mantuaxviii verhandelte; man wird jedoch Geschicklichkeit anwenden müssen, dass eben jede der Parteien Vorschläge einbringt und es wird nur Euer Hochwohlgeboren be treffen, mit Ihrer vorsichtigen Umsicht und höchsten Zurückhaltung dahingehend zu handeln, die Gespräche der einen und der anderen zu pflegen und zu ordnen, für das, was den guten Ausgang der Verhandlungen entgegen - stehen könnte; und weil Entschlüsse vorzuschlagen von den Parteien als Schwäche eingestuft wird, indem gewöhnlich die Friedensbedingungen vorgeschlagen werden, wer sie fordert, sollte man so handeln, dass die Parteien sie zu derselben Zeit vorlegen, mit der Übergabe an Sie als Ver - mittler der Ansprüche und Sie leiten sie schnell weiter, um in einer Konferenz darüber zu beraten und Sie werden gut darauf achten, dass Seine Heilig keit und Euer Hochwohlgeboren kein anderes Ziel und Wunsch haben, als nach Gottes Gefallen das Wohl und die Sicherheit der Königreiche und Staaten der Krone und Fürsten, mit denen man verhandeln wird. Bei dieser Gelegenheit wird es angebracht sein, dass Euer Hochwohl ge boren keine eigenmächtige Handlung auf sich nimmt, irgendetwas zu entscheiden, noch Seine Heiligkeit verpflichten, seine Stelle als gewöhnlicher Vater ge - mäß der Verpflichtung zu verlassen, die ihm der Rang auferlegt, den er in der Kirche Gottes einnimmt; in dieser Weise werden Sie angehalten, nicht der vermittelnde Richter der politischen Interessen zu werden. Wenn aller - dings die Parteien von irgendwelchen Verpflichtungen aussteigen möchten und Ihnen Vorschläge anvertrauen, und ein Urteil abzugeben sei, und Sie mit deren Einverständnis rechnen können, sollten Sie in diesem Fall nicht scheuen, dem allgemeinen Wohl zu dienen und dazu beizutragen. Ebenso hält man die Angelegenheit über Möglichkeiten – wie Vorschläge von Dritten – zu sprechen für gewinnbringend, und darauf hinzuwirken, und nicht verdächtige und an der Sache uninteressierte dritte Personen daran zu begeistern, was auch Auskunft über die Erörterung bringen könnte; und Seine Heiligkeit schlägt im Umgang mit den Bevollmächtigten den Botschaftern vor, jedem, um sich von den eingegangenen Verpflichtungen zu befreien, von dem als Erstes zu erwähnen sein sollte, dass jeder das Ernennungsschreiben an Seine Heiligkeit gebe. Er sagte jedem gesondert, ob er nicht schon das Ernennungsschreiben gegeben habe, damit hätte man vielleicht etwas Gutes getan; wenn man sie aber nicht gegeben hätte, hätte das nichts gemacht. Man sollte auch Vorsicht walten lassen, jene Partei an die Vorschläge zu binden, die sie machen, und ihnen die Geheimhaltung zusichern, solange die anderen Parteien nicht vorbereitet sein werden. Man erläutert vielfach die Bevorzugung der Kuriersendung. Wenn man am Absendungsort dem nicht zustimmt, ist es doch besser, es andere Diener machen zu lassen, und wenn Sie dringend vertrauliche Briefe abschicken möchten, kann man sich des Namens eines Händlers oder eines anderen bedienen oder jemanden zu ihren Diensten kommen lassen, der dann die Post mitnimmt. In dieser Hinsicht ist die Entfernung einer Sendung nach Rom in Betracht zu ziehen, und die Sendung eines Boten, um von hier die Lösung zu erhalten, kann wenig nützen. Wenn die Dinge sich inzwischen verändern, ist Vorsicht von Ihrer Seite angebracht. Hinterlegungen bringen den Heiligen Stuhl und Seine Heiligkeit in die Gefahr, Anteil zu haben und sind die Erinnerungen der Ausgaben und Sorgen um das Valtellina noch frisch, sodass Euer Hochwohlgeboren solche Vorschläge nicht machen sollten, sondern die Obliegenheit anderen Parteien überlassen: Ich selbst sage, einige Punkte und Erklärungen dem Ermessen Seiner Heiligkeit zu überlassen, Sie werden allerdings dem einen und anderen soviel entgegenkommen, wie Sie können. Der Gebrauch der Geduld und der Duldsamkeit im eher zähen als gewagten Verhandeln bewahrt vor vielen Verdächtigungen. Während hier einige Dinge erörtert wurden, sollte man aber nicht jene vergessen, die die Erwerbung des notwendigen Vertrauens zur günstigen Vermittlung erkennen lassen. Es ist wichtig, sich gut informiert zu zeigen. Was die Interessen der Fürsten anbelangt, ihre Minister zu begünstigen, den Wunsch ihres Ruhmes, ihrer Bevollmächtigten und Günstlinge vorzubringen, und sorgen Sie vor allem, dass die Österreicher erfahren, dass Sie ihnen und ihren Staaten zugetan sind; und dass dieselbe Auffassung die Franzosen und die anderen Fürsten haben. Sie werden erklären, dass Unser Herr kein be sonderes Interesse oder Zuneigung hat; sondern vor allem den Frieden durch Festlegung der katholischen Religion und die Wiederherstellung und Sicherheit ihrer Staaten wünscht, die sie mit dem Krieg zerstören, mit größter Gefahr, die Uneinigkeiten und unheilvolle Vorgänge der Waffen geschäfte, in denen oft Grausamkeit vorherrscht, mit sich bringen. Man kann auch vorschlagen, dass sich aus diesem Nutzen für die katho - lischen Fürsten ein anderer ergeben kann. Das Vorgehen gegen die türkische Macht, zum Ruhm und zur Ausbreitung des heiligen Glaubens, obwohl unter den gegenwärtigen Umständen nicht viel zu erhoffen ist, weil alle Fürstentümer einer solchen Vereinigung beraubt sind, und folglich kann man kaum daran denken, sie zu fordern. Der Punkt des Vorranges zwischen den beiden Kronen kann wesentlich sein, da die Spanier sich nicht mit den Franzosen treffen wollen, und so kann man in vielen Fällen mit Dritten, wie den Kaiserlichen für die Spanier, Abhilfe schaffen. Euer Hochwohlgeboren sollten wissen, dass beim Vertag von Vervinxx rechts vom Legaten der Nuntius stand und neben ihm der Botschafter von Spanien und zur Linken der Botschafter von Frankreich. Außer Gründen, die den Frieden für einen Dienst an Gott und der katho - lischen Religion überzeugen können, gehören vor allem der Kaiser, der Verteidiger und Anwalt der Kirche, der König von Frankreich, dabei spielt das Interesse der Staaten hinsichtlich der unterschiedlichen Religionen mit, das die Ruhe und Sicherheit der Reiche verändert hat, wie man in Frank - reich gesehen hat, wo sich der König niemals als absoluter Schutzherr verstanden hat, als er die häretische Partei niedergeworfen hat und Beihilfe leisten musste, was durch Rechtssprechungen der anderen Fürsten geschah. Die Notwendigkeit zur Wiederherstellung dieser ist auch ein wichtiger Anlass, damit sie von den Mühen und Ausgaben Atem holen können, wie auch die Gefahren, denen die Monarchien unterliegen, was man jetzt ja leider sieht, damit die Fürsten nicht unterlassen sollten, sich und ihre Staaten mit den ehrenvollen Frieden zu sichern und jener von Vervin bringt Philipp II neben allen Weisen viel Lob. Unser Herr hat mehrmals den Botschaftern des Kaisers und der beiden Könige gesagt, dass die lange Dauer der Kriege immer ungünstige Erfolge und unsichere Ereignisse hervorrufe, was man in der Praxis sieht. Die Dinge sind auf einige wenige Begriffe zurückzuführen, ein Teil zerstört den anderen, woraus man nicht schließen könne, wer der bessere geblieben wäre; es hängt oft mehr von Vorkommnissen als vom Wert ab; und der Friede kann eine feststehendere, gewinnbringendere, lobenswertere und sicherere Sache sein. Sobald Euer Hochwohlgeboren am Kongressort sein werden, könnten Sie den Apostolischen Nuntien den Teil geben und in gutem Verhältnis zu ihnen stehen und sich darum bemühen, dass Sie die Fürsten davon unterrichten, bei jenen zu bleiben, falls Sie es nicht für richtig halten, dies mit Ihren eigenen Briefen zu tun. Das sich im Gebet an göttliche Hilfe wenden, wird eine sehr fromme und förderliche Lösung sein, weshalb Sie darauf achten sollten, dass sich die Öffentlichen und Privaten nicht einmischen. Glauben Sie, dass im Punkt der Bevollmächtigten nicht mehr Schwierigkeit entstehen wird, das sollte den Parteien unter ihnen offenkundig sein; aber wenn ein Unterschied dabei auftaucht, der offenkundig ist, sollten Euer Hochwohlgeboren für das Gemeinwohl eingreifen. Die Einstellung der Waffen sollte der Auftakt zum Frieden sein; sodass es ein besonderer Ausweg sein wird, sich darum zu kümmern, dass man es in der bestmöglichen Art erreicht. Man weiß nicht, ob die ersten Verhandlungen den Interessen Deutschlands entsprechen, die sich schon in den von Hamburgxxii angeknüpften Konfe ren - zen vermuten ließen; und so wie jene nehmen auch die anderen zu und vermindern sich entsprechend der Veränderung der Dinge der Welt. Weil man in Deutschland die Angelegenheiten der Pfalz bedenken kann; jene, in die sich Dänemark und die Kurfürsten des Reiches einmischten, wurden auf dem letzte Reichstag in Regensburgxxiii verhandelt und nach Wien ohne Endergebnis verlegt, jene des Erzbischofs Kurfürsten von Trierxxiv, jene der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg wegen des Bistums Hildesheim und die Interessen der Bischöfe von Minden, Verden und Osnabrück und Olmütz und andere von den Schweden besetzte und anderexxv. In Frankreich das von Lothringen, Breisach und die Besetzung des Elsaß, der Burgund, des Artois, Cambresy, Moienvich und anderer. In Köln, Neus, Kempen und andere von Vaymaresi gemachte und den Sachsen gegebenen Besetzungen. In Spanien das von Perpignan, Katalonien, Portugal und das, was der Besetzung der Grenzen von Aragon folgen könnte. In Italien die von Pinerolo, Casale, Mantua, Piemont, und Mailand, Valditaro, das an den Heiligen Stuhl stößt, Unterschied an den Grenzen mit den Venezianern, und jene, die sich jetzt für den Staat von Castro mit dem Herzog Odoardo Farnese und der Liga erheben, für die, die sich ein Schreiben ausstellen lassen mit dem darin verhandelten Teil, was ich nicht glaube. Dementsprechend was man dort für Themen vorschlagen wird, werden Euer Hochwohlgeboren die Unterredungen mit den Ministern der Fürsten führen, weil jeder darauf achten wird, Sie über den Grund der vermeint - lichen Anlässe zu informieren, und im Gespräch werden Sie das sagen, was uns am Notwendigsten erscheint. Sie werden ermahnt, dass Unser Herr an den Verhandlungen, die die Interessen der Häretiker betreffen, nicht teilnehmen will, wo es darum geht, sie zu bessern, ihnen einen Vorteil zu geben und sie abzusichern, da Seine Heiligkeit verpflichtet ist, für ihre Ausrottung Sorge zu tragen, da sie sich nicht zu unserem heiligen Glauben und katholischen Dogmen bekehren wollen. Daher sollten Euer Hochwohlgeboren nach dem Vorbild Seiner Heiligkeit fortfahren, nicht günstig zu einem ihrer Vorteile beizutragen; aber so schnell als möglich den Fürsten und deren Ministern den geringen Glau - ben schildern, den sie den Versprechungen der Häretiker geben können und die geringe Sicherheit, die der Friede in den Staaten, wo Anhänger Luthers, Calvins und anderer sind, einnimmt und sie gleichzeitig im Namen Seiner Heiligkeit bitten, damit sie für deren Bekehrung zusammen Sorgen tragen, die mit Leichtigkeit geschehe, wenn sie sich mit einmütigem Wunsch der Sicherung ihrer Staaten zuwenden, das Volk unsere einzige katholische Religion bekennen lassen, weil die Häretiker, genötigt durch die Angst vor den Waffen und sich ohne Unterstützung befindend in den Schoß der Kirche zurückkehren werden, von der sie sich, um ihren ver dorbenen Trieb zu stillen, getrennt haben. Wenn man Lösungen wie mit Valtellina vorschlägt, enthalten Sie sich Euer Hochwohlgeboren positiv jenen zuzustimmen, die die Herrschaftsgewalt von Graubünden über das Tal mit einschließen und treten Sie in keinen politischen Handel in dieser Angelegenheit, und setzen Sie Ihren Eifer daran, dass im Tal der beiden Landesteile die Ausübung der katholischen Religion gesichert wird, da, wenn in diesen Gebieten der Calvinismus und dessen Streitmacht wiederkehrt, um Fuß zu fassen, Italien Gefahr laufe, sich durch die Nähe mit dem Staat von Mailand und Venetien anzustecken. Was die Verhandlung mit der Pfalz betrifft, wäre es außerordentlich wünschenswert, dass man das anderswo als am Kongress abhält. Erstens, weil zum Finden eines Gefolgsmannes, wie es Seiner Heiligkeit aufgrund anderer Überlegungen in den Verhandlungen von Castro nicht zusage, in diesem Gefallen gehen Sie so zu ihren Richtern, und umso mehr als dieser eben für die Unterstützung des Herzogs von Parma beitragen und nützlich sein könnte. Zweitens, weil der Heilige Stuhl behaupten soll, dass die Wahlstimme in katholischer Gestalt bleibe, und es ist außerdem zu befürchten, dass er dabei einige Vorurteile empfängt, wenn es sich um den Kongress handelt, an dem man die Verhandlungen mit dem Kaiserhof fortsetzt, wo die Einwilligung der Parteien schon eingeleitet ist. Andererseits kann sich der König von England gegen die Katholiken entrüsten als die Brüder des Pfalzgrafen vortrefflich im Krieg gedient haben, und so werden Euer Hochwohlgeboren befreit sein, gegenteilig handeln zu müssen; aber andererseits wird die Gegnerschaft, wenn sie dabei nicht behandelt wird, ebenfalls empfänglich sein, um sich der Verhandlung entgegenzustellen. Es sollte daher möglichst bald mit den Franzosen Sorge getragen werden, dass die schon in der Absicht auf die Wahlstimme im Herzogtum Bayern Engagierten, fliehen sollten, die nun umgekehrt zu handeln haben. Zumal die Wahlstimme bei einem Katholiken ist, ließen die Franzosen früher hoffen, dass dadurch das Kaisertum vom Haus Österreich weg kommen könnte. Eben dafür können Sie mit den kaiserlichen Ministern Sorge tragen, weil man Österreich statt der Pfalz Bayern geben sollte oder auch eine ansehnliche Geldsumme; diese sollten wünschen, sich auszudehnen und vielleicht dieselben Feinde des Herzogs von Bayern, ausgenommen die Pfälzer, die sich außerhalb des Hoheitsgebietes befinden, werden dagegen sein wie die im Herzogtum Lebenden, nicht an eine Überlegenheit ihrer Vorsicht glauben. Und im Falle, es gelingt Ihnen nicht, die besagten Abhandlungen am Kongress zu vermeiden, wenn man von der Rückgabe der Pfalz an einen häretischen Fürsten zu sprechen haben wird, können Euer Hochwohlgeboren nicht positiv in dieser Leitung beitragen; und Sie sind gezwungen, die Fürsten an die Ungebührlichkeit zu erinnern, Völker, die einst ihrer Anhängigkeit entrissen worden sind, den Händen der Häretiker zu über - lassen, das, obwohl einerseits die Gefahr bestehen wird, die Katholiken und den König von England, wie oben erwähnt, anzuekeln, sollten Sie mehr darauf drängen, umso mehr, wenn es Ihnen nicht gelänge, Wirkung zu erreichen, versuchen Sie, dass Ihr Widerspruch und lebhafter Anspruch in Erscheinung tritt, dass der neue Pfalzgraf verspricht, alles zu unternehmen, was man im Lehen der katholischen Religion wird tun können und vor allem die Bruderschaften und Geistlichen auf den Gütern zu belassen, die sie bereits zurückerhalten. Holen Sie sich den Rat der Bischöfe und Ordensgeistlichen, aber zeigen Sie dadurch nicht, dass Sie zum Übrigen die Einwilligung bekämen, und erinnern Sie sich in diesem Zusammenhang der Zufriedenheit des Herrn Herzogs von Bayern, der so vorzüglich am Interesse der katholischen Religion mitgewirkt hat, und dass man sich so - viel mit der Pfalz, und nicht so viel mit den Wahlstimmen, die man genau prüfen sollte, weil sie beim Herrn Herzog von Bayern bleiben, überein - komme. Was man über die Pfalz sagt, können diese Bemerkungen bei der Handhabung der anderen Rückgaben und Themen dienen, wo die Interessen der Häretiker beteiligt sind. Ebenso auch das, was den Graubündnern einen Vorteil für weitere Schritte in Rätien und für das Übrige bringen könnte, und Euer Hochwohlgeboren sollten wissen, dass man die schon von Unserem Herrn in Ferrara erhaltenen Geiseln für die Wiederherstellung zum einen von Porto, Caneto und Mantua und die Pässe von Rätien geben wollte und zum andern von Susa, Avigliana und Brigheras; aber Seine Heiligkeit wollte sie nicht als Restitution der Pässe von Rätien als Vorteil für die Graubündner bekommen, und Ihnen sollten neben dem Interesse an der katholischen Religion jene des Bischofs von Chur und der anderen Geistlichen ans Herz gelegt werden, und besonders in der Verwirklichung dessen, was die Graubündner einst dem Monsignor Scapp versprachen, worum man sich kümmern wird. Man sieht, dass die Franzosen unter dem Titel der Alliierten auch die Holländer einbeziehen, um sie in einen Universalfrieden zu drängen, und Unser Herr kann die Bündnisse, die man mit den Häretikern schließt, nicht billigen, vor allem in dem Wissen, dass die Holländer mit der all gemeinen Schifffahrt Prediger der Häresie ausführen, und wenn sie verstanden haben, ohne von der von ihnen gegebenen Einwilligung einbezogen zu sein, sorgen Sie wenigstens dafür, dass den katholischen Einwohnern in ihrem Herrschaftsbereich einige Vorteile gestattet werden, wie die freie Ausübung unserer heiligen Religion oder eine öffentliche Kirche in jedem Ort, wo die Katholiken ihre Andachten verrichten könnten. Über die deutschen Protestanten, im Frieden, den der Kaiser mit Sachsen schließen will, kennt man die Vorurteile, die sich für die Kirchengüter und das übrige interessieren; man wird dem am besten so abhelfen, indem man das beste ausnützt. Meserano und Crecacore sind Lehen dieses Heiligen Stuhles, im Besitz des Hauses Ferrara, häufig vom Herzog von Savoyen und dem Gouverneur von Mailand geplagt, und es versprachen schon der Gouverneur des Herzogtums und der besagte Herzog, sich in dieses Fürstentum nicht einzumischen, für das man Sorge tragen wird, dass es erhalten bleibt. Eine besondere Aufmerksamkeit sollte man haben, dass in den Vertragsbedingungen, wo die Vermittlung Unseres Herrn erwähnt wird, nicht stehen soll, dass sie sich mit den Interessen der Häretiker vermischen; sondern dass man separate Vertragsbedingungen aushandelt. Daher sollen in den Vorreden und im Beschluss die unablässigen Bemühungen zum Ausdruck kommen, die Unser Herr unternommen hat, um die katholischen Fürsten vom Frieden zu überzeugen. Mit allen anderen Zeichen der Wertschätzung und der Achtung gegenüber Seiner Heiligkeit und des heiligen Stuhles, und hat man noch irgendeine andere Form gefunden, um kein Vorurteil gegen die Interessen des Apostolischen Stuhles vorzubringen, ich betone: „Wir erklären, dass man sich durch den vorliegenden Vertrag, Einigkeit und Frieden und durch die Vereinbarungen und Bedingungen und andere darin ausgedrückte und enthaltene Sachen, die sich nicht direkt oder indirekt beeinträchtigen, einigt über irgendeinen Titel, ein Privileg oder Argumente, die Heilige Römische Kirche in irgendeiner Weise direkt oder indirekt in den Provinzen, Städten, Ländern und anderen darin genannten oder inbegriffenen oder ausdrücklich genannten Orten Konkurrenz machen oder machen könnten; aber alle oder einzelne Argumente, Titel und Privilegien verstehen sich und sind in allem und durch alles beschützt wie die vorherigen Vertragspartner; in ihrem Namen und dem der Fürsten beschützen sie den jetzigen Papst, seine Nachfolger und die Heilige Römische Kirche.“ Ich empfehle Ihnen jedoch, sich dieser Formel nicht zu bedienen, wenn Sie einschätzen, dass es Schatten oder Eifersucht auf die anderen werfen, und folglich eine Auseinandersetzung für die Verhandlungen bringen könnte. Das alles habe ich zu Papier bringen können, während das Übrige nach und nach Ihnen eingeflüstert werden kann, und Euer Hochwohlgeboren gehen inzwischen mit Mut und vollem Gottvertrauen in den Ihnen an vertrauten Dienst, begleitet mit dem heiligen Segen Seiner Heiligkeit; und ich mit dem glühenden Wunsch Ihres Wohlergehens.

 

F. Kardinal Barberini (Siegel)


2. Breve Zelo domus Dei von Innozenz X.

djkdjk