Auch politische Ehen können glücklich sein, und wenn die Quellenlage nicht trügt, war die Ehe der Byzantinerin Theophanu (960–991) mit dem römisch-deutschen Kaiser Otto II. (955–983) zwar kurz, aber erfüllt.
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Vorbemerkung: Zur besseren Lesbarkeit sind Satzzeichen eingefügt und Kürzungen
aufgelöst; Groß- und Kleinschreibungen bleiben dagegen gewahrt.
[Christogramm] IN NOMINE SANCTE˛ ET INDIVIDUE˛ TRINITATIS OTTO DIVINA
FAVENTE CLEMENTIA IMPERATOR AUGUSTUS. [Christogramm]
Creator et institutor omnium ab aeterno deus que˛cumque sunt rerum,
primordialibus initio nascentis mundi in perfecta elegantia editis naturis, hominem
simul, qui cunctis a se creatis preesset et dominaretur, ad imaginem et
similitudinem suam artifex summe bonus concedere voluit. Quem solum manere
cum nollet, ut in multiplicem propaginem perpetuo duratura posteritas ordini
angelico ob superbiam imminuto reparando sufficeret, adiutorium coniugale eidem
homini costa corpori eius detracta fabricatus est duosque in carne una deinceps
esse mirabili providentia ordinavit, lege sanctissima patrem et matrem relinquendos
et adherendum uxori sue˛ decernens. Ad hoc ipse utriusque testamenti institutor,
mediator dei et hominum dominus IESUS Christus in humana carne adveniens, ipse
ex inmaculato virginis utero tamquam sponsus egressus de thalamo ad
coniungendam sibi sponsam aeclesiam, ut ostenderet bonas et sanctas esse nuptias
legitima institutione celebratas seque auctorem esse earum, ad eas venire et primo
maiestatis sue˛ miraculo eas le˛tificare, dum aquam vertit in vinum, voluit et
sanctificare. Edicto denique proprio a deo factas esse nuptias ostendens in
evangelio dicit: quod deus coniunxit, homo non separet. Apostolica item sententia:
honorabile conubium et thorus inmaculatus. Pluribus quoque sanctorum librorum
firmatur testimoniis, ut nuptialis foederis conexio deo auctore fieri debeat et ad
procreandam subolem mutua et indissolubili dilectione persistat.
Unde et ego OTTO superno numine imperator augustus, domino gratissima sua
mihi suffragante clementia, consultu magni et sanctissimi ac serenissimi genitoris
nostri OTTONIS piissimi imperatoris augusti deique et sancte˛ aeclesie˛, imperii
quoque nostri fidelium, THEOPHANU IOHANNIS constantinopolitani imperatoris
neptim clarissimam, in maxima romulea urbe, sancto summoque aeclesiarum
principe beato petro apostolo votis nostris favente domnique IOHANNIS sanctissimi
et universalis papae tertii decimi benedictione prosequente, in copulam legitimi
matrimonii consortiumque imperii despondere ac fausto et felici auspicio christo
propitiante coniugem decrevi assumere.
Noverit igitur omnium sancte˛ dei e˛clesie nostrorumque fidelium presentium ac
futurorum industria, qualiter eidem dilectissime sponse nostre dote legitima more
maiorum nostrorum quedam tam infra Italicos fines quam et in transalpinis regnis
nostris habenda et iure perpetuo concedimus possidenda: Histriam italie˛
provinciam [interlinear ergänzt: cum comitatu Piscaria], Trans alpes provintias
uualacra, uuigle cum abbatia niuelle, quattuordecim milibus eó pertinentibus
mansis, Imperatorias quoque curtes nostras propria maiestate dignas bochbarda,
thiela, heriuurde, dullede, nordhuse, eo quod avie˛ nostre˛ domne˛ mahthildis,
semper semperque auguste˛, quoad sibi divinitus vixisse dabatur fuisse dinoscitur.
Ea per hanc nostri precepti paginam eidem sanctissime˛ et dilectissime˛
THEOPHANU sponse˛ nostre˛ concedimus donamus penitusque largimur et de
nostro iure et dominio in eius dominium iusque transfundimus et delegamus, uná
cum castellis, casis, servis et ancillis, terries, campis, vineis, pratis, silvis montuosa
planiemque tenentibus, aquis aquarumque decursibus, molendinis, piscationibus
omnibusque rebus ad easdem curtes sive provincias vel abbatiam in integrum
pertinentibus, quatinus iure proprietatis ea omnia habeat, teneat firmiterque
possideat sitque sibi potestas donandi, vendendi, commutandi vel quicquid exinde
iuste decreverit faciendi, omnium hominum contradictione remota.
Quod si quis hoc nostre˛ dotis preceptum infringere temptaverit, obnoxium se
nostre˛ noverit maiestati, compositurus insuper eidem sponse nostre dilectissime
THEOPHANU nostrisque heredibus auri optimi libras mille.
Quod ut verius credatur diligentiusque in tempora futura servetur, manu propria
roborari et anuli nostri impressione subter iussimus insigniri.
[C] SIGNUM INVICTISSSIMORUM DOMNI OTTO[nis primi; Monogramm] MAGNI
ET PACIFICI. ITEM SIGNUM DOMNI OTTO[nis secundi; Monogramm],
PERENNITER AUGUSTORUM. [C]
Uuilli[g]isus cancellarius advicem Ruotperti archicapellani recognovi.
Data XVIII. kalendas maii Anno dominice˛ incarnationis DCCCCLXXII, Indictione
XV, Imperii sanctissimi genitoris nostri OTTONIS XI, Nostri vero V. actum rome ad
sanctos apostolos feliciter.
(Transkription: Mathias Herweg)
[Invocatio und Intitulatio] Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreieinigkeit [stellt]
Otto, von göttlicher Gnade begünstigter Kaiser und Augustus [diese Urkunde aus].
[Arenga] Gott, von Ewigkeit her Schöpfer und Urheber alles Bestehenden, hatte am
Anfang der Welt in vollendeter Schönheit die Dinge der Schöpfung hervorgebracht.
Dem Menschen, der all seinen Geschöpfen vorstehen und sie beherrschen sollte,
hatte der höchste Künstler zubestimmt, seinem eigenen Bild ähnlich zu sein. Da er
[aber] nicht wollte, dass der Mensch allein bleibe, damit er [vielmehr] in großer, fort-
gesetzter und dauerhafter Nachkommenschaft den wegen seines Hochmuts vermin-
derten Engelsstand wiederherstelle, bildete er ihm aus einer seinem Leib entnomme-
nen Rippe einen ehelichen Helfer und befahl in wunderbarer Vorsorge, dass beide
von nun an ein Leib sein sollten. Nach heiligstem Gesetz sollten sie Vater und Mutter
zurücklassen, der Gatte seiner Gattin gehören. Später gefiel es dem Herrn Jesus
Christus, dem Urheber der beiden Testamente [Bibel] und Mittler zwischen Gott
und Menschen, der selbst in menschlichem Leib aus dem unbefleckten Schoß der
Jungfrau erschien, so wie der Bräutigam aus dem Brautgemach tritt, um sich mit
seiner Braut Kirche zu verbinden, bei einer Hochzeit zu erscheinen und sie durch
die erste majestätische Wundertat zu erfreuen und, Wasser in Wein wandelnd, zu -
gleich zu heiligen. So wollte er demonstrieren, dass die in rechter Ordnung be-
gangene Ehe gut und heilig, er selbst ihr Urheber sei. Darauf hinweisend, dass nach
eigenem Worte die Ehe von Gott eingerichtet sei, erklärt er schließlich im Evange-
lium: ‚Was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen‘. Ebenso [heißt es]
nach apostolischer Lehre: ‚Die Ehe halte man in Ehren und das Ehebett rein.‘ Auch
durch viele Zeugnisse in heiligen Büchern wird bekräftigt, dass die Schließung des
Ehebundes ihren Ursprung in Gott haben müsse und in wechselseitiger und un-
lösbarer Liebe zwecks Hervorbringung von Nachkommenschaft bestehe.
[Promulgatio und Narratio] Deshalb habe auch ich, Otto, nach göttlichem Willen
Kaiser und Augustus, vom Herrn auf dankenswerteste Weise gnädig unterstützt,
auf den Rat unseres großen, hochheiligen und edelsten Vaters Otto, des überaus
frommen Kaisers und Augustus, dazu der Treuen Gottes, der heiligen Kirche und
unseres Reiches, beschlossen, in der großmächtigen Stadt des Romulus, da der
heilige und höchste Kirchenfürst, der selige Apostel Petrus, unseren Wünschen ge-
wogen ist und der Segen des Herrn und heiligsten, universalen Papstes Johannes XIII.,
ihm darin folgt, die hochgeborene Nichte des konstantinopolitanischen Kaisers
Johannes [Tzimiskes] Theophanu als Gattin zu nehmen und ihr, da Christus sich
durch glückverheißendes Vorzeichen gewogen zeigt, die Gemeinschaft legitimer
Ehe und die Teilhabe an der Reichsherrschaft zu versprechen.
[Dispositio] Es wisse also das Trachten aller, die gegenwärtig und künftig der hei-
ligen Kirche Gottes und uns treu sind: Diese unsere hochgeschätzte Braut soll als
rechtmäßige Morgengabe nach dem Brauch unserer Vorfahren folgende Besitzun-
gen innerhalb der italischen Grenzen als auch in unseren jenseits der Alpen ge-
legenen Reichsteilen erhalten und nach dauerhaftem Recht besitzen: die italische
Provinz Istrien mit dem Comitat [Grafschaft] Pescara; jenseits der Alpen die Pro -
vinzen Walcheren und Wichelen mit der Abtei Nivelles, zu der 14000 Hufen Land
gehören; dazu unsere Hofgüter, die kaiserlicher Majestät würdig sind: Boppard,
Thiel, Herford, Tilleda, Nordhausen, weil dies (wie bekannt ist) unserer Großmutter
Königin Mathilde [Gemahlin König Heinrichs I.], auf immer und ewig Augusta, ge-
hört hatte, solange sie nach göttlicher Vorsehung am Leben war. All dies überlassen
und schenken wir durch das Pergament unserer Urkunde ganz und gar der hoch-
heiligen und geliebten Theophanu, unserer Braut. Aus eigenem Recht und Eigen-
tum leiten wir es in ihr Eigentum und Recht über und übertragen es, zusammen mit
[allen dazugehörigen] Burgen, Häusern, Knechten und Mägden, Ländereien, Feldern,
Weinbergen, Wiesen und Wäldern, die sich auf Bergen und in der Ebene er-
strecken, mit stehenden und fließenden Gewässern, Mühlen und Fischereien und
allen [weiteren] Dingen, die zu diesen Hofgütern, Provinzen oder zu der Abtei ins-
gesamt gehören. Dies alles habe, behalte und besitze sie fest in rechtssicherem Ver-
fügen. Sie habe auch Macht, es zu verschenken, zu verkaufen, zu tauschen oder zu
tun, was immer sie darüber rechtsgültig beschließe, unter Ausschluss jedweden
Widerspruchs von Dritten.
[Sanctio/Poenformel] Sollte aber jemand versuchen, der von uns beurkundeten
Morgengabe zuwiderzuhandeln, so soll er wissen, dass er unserer [strafenden]
Majestät verfällt und darüber hinaus dieser unserer geliebten Braut Theophanu und
unseren Erben tausend Pfund besten Goldes zu zahlen hat.
[Corroboratio] Damit dies gewissenhaft geglaubt und in Zukunft dauerhaft befolgt
werde, haben wir befohlen, [die Urkunde] eigenhändig zu bekräftigen und durch
Eindruck unseres Siegelrings zu unterzeichnen.
[Subscriptio mit Monogramm] Zeichen der stets unbesiegten und für alle Zeiten mit
der Augustuswürde bezeichneten Herren, des großen und friedbringenden OTTO
[Monogramm Ottos I., des Großen], ebenso des Herrn OTTO [Monogramm Ottos II.].
Ich, Kanzler Willigis, habe [Inhalt und Beurkundung] in Stellvertretung des Erzkap-
lans Ruotpert zur Kenntnis genommen.
[Datum und Actum] Gegeben an den 18. Kalenden des Mai [14.4.] im Jahr der
Inkarnation des Herrn [d.h. nach Christi Geburt] 972, in der 15. Indiktion, im 11.
Jahr der Kaiserherrschaft unseres hochheiligen Vaters Otto und im 5. Jahr unserer
eigenen. Glückbringend geschehen zu Rom, bei den heiligen Aposteln.
(Übersetzung: Mathias Herweg)