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Handlungs- und Eroberungsfahrten 1505

Die Welser waren eine erfolgreiche Patrizierfamilie, die ihren Handel im 16. Jahrhundert vom europäischen Raum auf Indien und Amerika ausweitete.

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Inhalt
 

1. Zusätzliche Dokumente

  • Bericht Philipps von Hutten aus der „Newe Zeytung“ über die
    Ausreise aus Europa und die Überfahrt nach Amerika 1534–1535
  • Philipp von Hutten an Matthias Zimmermann aus San German
    de Puerto Rico vom 28. Januar 1535 + Transkriptio

 

1. Zusätzliche Dokumente

Bericht Philipps von Hutten aus der „Newe Zeytung“ 

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Faksimile aus: Deutsche Geschichte in Dokumenten. Die Welser in Venezuela 1529 –1546 (DG 1529/00806). Braunschweig: Archiv Verlag 2008, Dok. 2.

 

Philipp von Hutten an Matthias Zimmermann

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Transkription

Meinem lieben Hern Freundt, Hern Matthias Zymmerman, meynen
gnedigen Hern von Nassauen Secretari zw Breda


Mein gantz willig Dinst zuuor, lieber Her Secretari. Ich hab euch aus Cannaria
[Gran Canaria] geschriben. Hoff, sey euch worden. Denn xxvii. Tag
Decembris furen wir aus Cannaria vnd den xxvi. Tag Januari kamen wir hie
zw Sant German an, welcher gelegen ist in der Insel Sant Jehan de Puerto
Rico, die grost, ßo an diesen Orten gelegen. Ist lx Meyl lang, xxv breyt, an
etlichen Orten nit me dan xiiii. Mer vnd mynder vil Mynas [Minen] von
Gold. Wechst weder Wein noch Brot im Land dan was man in aus Hispania
zufuert, ist aber ser theuer. Sie machen Brot aus einer Wurtzel ßo sie
Cassabi nennen, gantz weyß vnd sueß, schmeckt gar kaym Brot gleich, sie
sagen aber, es sey gesundt vnd krefftich. Haben vil vnd gut Fleysch als Kue,
Schaff, Huner, das Rindfleysch vnd Schafffleysch wolfayl. Hie laden wir
widerumb frisch Wasser, Holtz, Fleisch vnd andere Notturft.
Haben noch anderthalbhundert Meyl biß in vnser Land; ßo rechnen die
Schiffleut von Cannaria hieher ixc vnd 1 [950] oder tausent Meyl. Wir sein
willens, ob Got wil, noch diesen Abent wider ze Schiff ze geen.
Man sagt vns hie vast gutte Zeyttung von vnser Concquista vnd Leut, die
das Land wissen vnd drin gewest sein vnd gutte Anzaigung vnd Razones
[ortskundige Auskunft] geben, das zum wenigsten, wo es schan nit gar war
ist, zum Thayl etwas dran sein muß. Ob ich schan nit vil Nutz schaff, bin
ich zefriden, die wunderbarliche vnd seltzame Ding, ßo hie sein, ze sehen.
Ist mir dan ain Gluck beschert, will ich mich im Zwgreiffen auch nit
seumen.
Ich bit euch nochmals wie vor, wollet mir new Zeittung schreiben durch
die Welser. Das ist mir die grost Freuntschafft, ßo ir mir zw dieser Zeit auff
Ertrich [auf Erden] thun mogt. (Au)ch bit ich euch, wan es etwa zw propost
kumbt [wenn sich etwa die Gelegenheit ergibt], mein gegen meinen
gnedigen Hern [Graf Heinrich III. von Nassau-Breda-Vianden] zum besten
zu gedenken, damit mich sein Gnad alzeit in gnediger Gedechtnus hab,
auch gegen vnserm jungen Hern, den Printzen [René von Oranien].
Mein Quartana [Malaria] hat mir vil Plag angethan, ist mir aber itz etlich Tag
aussen bliben. Hoff, ßol nit wider komen. Wir haben diß Iar gar kain
Winter gehabt, sunder seint Cannaria her, vnd ist noch, wie man sagt, im
Land vil haisser. Ich wayß euch nichts weytters ze schre(iben) dan ich bit
euch, grust mir in summa das gantz Hoffgesindt, sunderlich die gantz
Geselschafft von vnser Taffel. Hiemit Got beuolhen. Datum Sant German,
den 28. Tag Januari im Iar 1535.


Euer williger Philip von Hutten


[Nachschrift] Dites a Monß(ieur) Lausmonier [l’aumônier?] que je me
recomande a luy et conbien que je scay quy me mectera au conte de plus
oultre. Pour cela ne laisseray de luy descriere dez nouuelles, pardeca a
scavoyr dez poyssons volans. Despuis que partismes de las Cannarias et
entrasmez en la mer oceano, nous avons veu toutz les jours que dez dites
poissons et de fait en sont volle deulx en nostre nauiere que jay eu en la
main et encoire menge de lung [„Sagt dem Herrn Lausmonier“ – oder: „dem
Hernn Feldkaplan“ – „meine Empfehlungen und daß ich wohl weiß, wer
mich von dort drüben“ – oder „über den Kaiser“ – „auf dem laufenden
halten wird. So will ich nicht säumen, ihm von den Neuigkeiten zu
berichten, nämlich von fliegenden Fischen. Seit wir von den Kanarischen
Inseln aus in See gegangen und weiter in das Ozeanische Meer
vorgedrungen sind, haben wir Tag für Tag besagte Fische gesehen und
zwei von ihnen sind tatsächlich aufs Schiff geflogen, die habe ich in der
Hand gehabt, und von einem habe ich sogar gegessen.“ – Übers.: Sch].
Wiewol es lugerlich laut, ist es entlich war, sein claine schmale Visch,
vngeuerlich ains langen Messers lang, haben oben nit weyt vom Kopff
zwen Flugel schier wie Fledermeus, aber lenger vnd nit ßo breyt. Erheben
sich aus dem Wasser, fliegen etwa ain Bogenschutz weyt vnd dauchen sich
wider ins Wasser. Sein guts Geschmacks, aber drucken.