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Der Mord an John F. Kennedy

John F. Kennedy verkörperte einen neuen Typ Politiker: ein Popstar im Präsidentenamt und ein Hoffnungsträger für die ganze Welt. Seine Ermordung am 22. November 1963 machte ihn zur Legende. Seine Beliebtheit und die Umstände seines Todes waren ein nahrhafter Boden für Verschwörungs-theorien. Als Ergänzung zu Ihrem Dokumentenmagazin möchten wir Ihnen an dieser Stelle spannende Hintergrundinformationen zum Thema liefern.Nutzen Sie auch unsere zusätzliche Auswahl an originalgetreu reproduzierten historischen Dokumenten sowie Karten & Plänen. Wir stellen Ihnen nicht nur theoretisches Geschichtswissen zur Verfügung, sondern geben Ihnen gleichzeitig die Möglichkeit, dieses Wissen anhand aufwendig hergestellter Faksimiles zu vertiefen. So wird Geschichte lebendig! 
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Übersetzungen:
1. Dokument 1: Anti-Kennedy-Flugblatt, das am 21. November 1963 (dem Tag vor seiner Ermordung) in Dallas verteilt wurde.

2. Dokument 2: Spekulationen und Gerüchte über die Ermordung John F. Kennedys. Anhang XII. zum Bericht der Warren-Kommission (S. 638-668) zur Untersuchung der Ermordung John F. Kennedys.

3. Dokument 3: Flugblatt der Bürgerinitiative zur Aufklärung des Attentats gegen John F. Kennedy. Washington, D. C., 1973.


Übersetzung zu Dokument 1

Anti-Kennedy-Flugblatt, das am 21. November 1963 (dem Tag vor seiner Ermordung) in Dallas verteilt wurde

WEGEN HOCHVERRATS GESUCHT

DIESER MANN wird wegen verräterischer Aktivitäten gegen die Vereinigten Staaten gesucht:

1. Verrat an der Verfassung (auf deren Einhaltung er einen Eid geleistet hat): Er händigt die Souveränität der USA an die kommunistisch kontrollierten Vereinten Nationen aus. Er verrät unsere Freunde [Kuba, Katanga, Portugal] und freundet sich mit unseren Feinden [Russland, Jugoslawien, Polen] an.

2. Er hat in zahllosen Fragen, die die Sicherheit der USA betreffen, FALSCH gehandelt (Vereinte Nationen - Berliner Mauer - Beseitigung der Mißstände - Kuba - Weizenhandel - Atomteststoppabkommen usw.).

3. Er war nachlässig bei der Durchsetzung kommunistischer Registrierungsgesetze.

4. Er hat die von den Kommunisten initiierten Rassenunruhen unterstützt und befördert.

5. Er ist mit Bundestruppen illegal in einen souveränen Staat einmarschiert.

6. Er hat ununterbrochen Antichristen in Bundesämter und den Obersten Gerichtshof in antichristlichen Urteilen unterstützt. Ausländer und bekannte Kommunisten sind in Bundesämtern zahlreich vertreten.

7. Seine dreisten LÜGEN gegenüber dem amerikanischen Volk wurden entlarvt (einschließlich persönlicher Lügen wie seiner früheren Ehe und Scheidung).


 

Übersetzung zu Dokument 2

Spekulationen und Gerüchte über die Ermordung John F. Kennedys. Anhang XII. zum Bericht der Warren-Kommission (S. 638-668) zur Untersuchung der Ermordung John F. Kennedys

 

 

 

 

 

 

 

Spekulationen und Gerüchte

 

Um die großen Attentate der Geschichte ranken sich häufig Legenden. Die meisten der Gerüchte und Vermutungen zur Ermordung von Abraham Lincoln, die nach wie vor kursieren, wurden nur wenige Monate nach seinem Tod in Umlauf gebracht. Sobald ein solch dramatisches Ereignis in irgendeiner Hinsicht rätselhaft erscheint, speisen sich falsche Vorstellungen oft aus sensationsheischenden Spekulationen.

In Ermangelung der Zeugenaussage von Lee Harvey Oswald war es notwendig, sämtliche Fakten sorgfältig zu rekonstruieren, die die Kommission zu der Schlussfolgerung führten, dass Oswald Präsident Kennedy ermordet hat, wobei er als Einzeltäter und ohne Beihilfe oder Unterstützung handelte. Die Kommission hat keine stichhaltigen Beweise dafür gefunden, dass er einem ausländischen oder inländischen Komplott angehörte. Es gab auch keine Beweise dafür, dass er mit kriminellen oder verbrecherischen Elementen zu tun hatte oder dass er in irgendeiner Weise mit seinem Mörder, Jack Ruby, in Verbindung stand, außer dass er ihm zum Opfer fiel. Die Beweislage zu diesen Fragestellungen wurde in diesem Bericht sehr detailliert dargelegt.

Darüber hinaus hat sich die Kommission mit den verschiedenen Hypothesen, Gerüchten und Spekulationen befasst, die sich aus den tragischen Entwicklungen zwischen dem 22. und 24. November 1963 ergeben haben. Es wird davon ausgegangen, dass das öffentliche Urteil über diese Ereignisse zumindest in gewissem Maße von diesen Vermutungen beeinflusst wurde.

Bezüglich der Fakten haben sich viele Fragen ergeben, entweder aufgrund von echter Verwirrung oder durch Fehlinformationen, die in einigen der frühen Berichte über die sich schnell überschlagenden Ereignisse dieser drei Tage aufgetaucht sind. Die meisten Spekulationen und Rekonstruktionsversuche seitens der Öffentlichkeit zu den Ereignissen konzentrierten sich auf die folgenden grundlegenden Fragen: War Lee Harvey Oswald wirklich der Attentäter des Präsidenten; warum hat er es getan; hatte er Komplizen; und warum hat Ruby Oswald erschossen? Viele der vorgebrachten Theorien und Hypothesen beruhten auf Prämissen, die nach Ansicht der Kommission einer kritischen Prüfung unterzogen werden sollten.

Die diversen und oft widersprüchlichen Informationen sind in der Hauptsache auf Personen zurückzuführen, die Zeugen des Attentats und der Ermordung von Oswald waren oder sich in der Gegend aufhielten. Unter den gegebenen Umständen ist es nachvollziehbar, dass nicht alle Zeugen dasselbe sehen bzw. hören und daraus dieselben Schlüsse gezogen haben können, auch änderten viele ihre Aussagen, sobald sie sie wiederholten. Außerdem wurden sie nach dem Ereignis jeweils zu verschiedenen Zeitpunkten von unterschiedlichen Personen befragt, und das häufig unter Umständen, die eine präzise Berichterstattung extrem schwierig machten.

 

Selbst die mitfahrenden Zeugen in der Wagenkolonne des Präsidenten waren sich in ihren Berichten nicht ganz einig, denn auch sie nahmen das Geschehene aus verschiedenen Perspektiven wahr. Darüberhinaus waren diejenigen, die das Attentat aus unmittelbarer Nähe erlebten, physischen und emotionalen Belastungen ausgesetzt, die ihre Erinnerungen an das, was sie zu sehen oder zu hören glaubten, beeinträchtigten. Folglich enthielten die Nachrichten aus Dallas viele Fehlinformationen. Dies war bis zu einem gewissen Grad unvermeidlich, aber die allumfassende und wiederholte Verbreitung jedes winzigen Informationsschnipsels über die Ermordung des Präsidenten und deren Nachwirken hat dazu beigetragen, dass eine große Anzahl falscher Schlussfolgerungen entstanden sind. Die Art und Weise, in der die örtlichen Behörden Informationen über die Untersuchung veröffentlichten, manchmal bevor sie in allen Einzelheiten überprüft werden konnten, hat die Menge an unbegründeten Theorien weiter erhöht.

Typografische Fehler in der Presse und das Versäumnis, den Wortlaut von Tonbändern exakt abzuschreiben, führten zu Fehlern, von denen einige zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Berichts in gedruckter Form fortbestehen.

Ein Großteil der Spekulationen, die in der einen oder anderen Form zwischen dem 22. und 24. November aufrechterhalten wurden, stammten von Personen, die für gewöhnlich  in gutem Glauben handelten. Einige der Fehler sind schlicht und einfach auf einen Mangel an vollständigen Kenntnissen zum Zeitpunkt des Ereignisses zurückzuführen. In diese Kategorie fallen auch die Aussagen der Ärzte des Parkland Memorial Hospitals, die dem sterbenden Präsidenten beiwohnten und anschließend der Presse dessen Verletzungen beschrieben. Es blieb der Autopsie in Washington überlassen, die am frühen Morgen des nächsten Tages abgeschlossen wurde, die vollständigen Fakten bezüglich der Wunden zu ermitteln. Ursprüngliche Tatsachenbehauptungen mittels späterer und umfassenderer Analysen oder Untersuchungen zu korrigieren ist ein normales Prozedere der Beweisermittlung. Es kommt jedoch nicht oft vor, dass dieser Prozess unter einer so intensiven Beobachtung der internationalen Öffentlichkeit abläuft; somit ist es schwierig mittels nachträglicher Korrekturen, die ursprünglichen Sensationsmeldungen zu berichtigen.

Es gibt noch eine weitere Kategorie von Spekulationen und Gerüchten, die die Arbeit der Kommission komplizierter und umfassender haben werden lassen. Zahlreiche Personen behaupteten, Oswald bzw. Ruby zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten in den Vereinigten Staaten oder im Ausland gesehen zu haben. Andere insistierten, dass sie in den Tagen nach dem Attentat im Fernsehen bedeutsame Dinge entdeckt hätten, die von niemandem sonst beobachtet wurden. Wieder andere gingen auf der Grundlage einer häufig abgedruckten Fotografie davon aus, dass Oswald zum Zeitpunkt der Erschießung des Präsidenten auf den Stufen des Eingangs zum Texas School Book Depository gestanden hatte. Im ganzen Land berichteten Menschen über eigens gehörte Äußerungen, Gespräche, Drohungen, Prophezeiungen und Meinungen, die ihnen zufolge einen möglichen Einfluss auf das Attentat gehabt haben konnten. Nicht wenige dieser Informanten wandten sich mit ihren Vermutungen und Informationen aus erster Hand zunächst an Zeitungs- und

 

Fernsehreporter. Später änderten viele von ihnen ihre Geschichten oder zogen sie zurück, wenn sie sie den offiziellen Ermittlern erzählten.

Die US-amerikanischen Ermittlungsbehörden haben viel wertvolle Zeit und Mühe aufgewendet, um diesen Hinweisen nachzugehen. Die Untersuchungen einer großen Zahl von Gerüchten und Spekulationen bezogen fast jeden Teil der Vereinigten Staaten und die meisten anderen Kontinente der Welt ein.

Die Arbeit der Kommission wurde auch durch jene Zeugen und andere mit der Untersuchung verbundene Personen behindert, die Beweise, die für die Untersuchung relevant waren, zu Veröffentlichungszwecken verkauften. Diese Personen verkauften nicht nur Bilder und Dokumente, sondern sogar ihre Erinnerungen an die Ereignisse, manchmal noch bevor die Kommission diese Beweise erhielt. Einige der auf diese Weise veröffentlichten Beweise wurden inhaltlich verändert und vermittelten der Öffentlichkeit irreführende Eindrücke. Die stückweise Veröffentlichung dieser Beweise, manchmal in verzerrter oder übertriebener Form und oft aus dem Zusammenhang gerissen, bildete die Grundlage für neue Spekulationen und Gerüchte oder diente dazu, bereits bestehende zu verstärken. Diese Praxis schädigte die Arbeit der Kommission in zunehmendem Maße und hat der Öffentlichkeit keinen guten Dienst erwiesen.

Dieser Anhang soll die am weitesten verbreiteten sachlichen Missverständnisse klären. Falsche oder ungenaue Spekulationen über das Attentat und die damit zusammenhängenden Ereignisse werden im Folgenden dargelegt, und mit kurzen Erläuterungen der Kommission zu den tatsächlichen Fakten ergänzt. Der Wortlaut im Anschluss an jede Feststellung der Kommission bezieht sich entweder auf den Teil des Berichts, in dem das Thema ausführlicher erörtert wird, auf die Beweise in den Aufzeichnungen, die die Feststellung stützen, oder auf beides. Für vollständige Antworten auf diese Spekulationen sollten die in den Fußnoten zitierten Quellen konsultiert werden. Die Spekulationen werden unter den folgenden Überschriften betrachtet:

 

 

1. Herkunft der Schüsse.

2. Die Identität des Attentäters.

3. Oswalds Bewegungen zwischen 12:33 und 13:15 Uhr am 22. November 1963.

 

4. Die Ermordung von Streifenpolizist Tippit.

5. Oswald nach seiner Verhaftung.

6. Oswald in der Sowjetunion. 7. Oswalds Reise nach Mexiko-City

8. Oswald und U.S.-Regierungsbehörden.

9. Konspirative Beziehungen.

10. Sonstige Anklagepunkte.

 

 

 

DIE HERKUNFT DER SCHÜSSE

 

 

Es wurde vermutet, dass einige oder alle Schüsse, die auf Präsident Kennedy und Gouverneur Connally gerichtet wurden, von der Eisenbahnüberführung kamen, während sich das Präsidentenauto ihr näherte, oder von einem anderen Ort als dem Texas School Book Depository.

Ähnliche Vermutungen gehen davon aus, dass die Schüsse sowohl von der Eisenbahnüberführung als auch vom Texas School Book Depository kamen. Sie werden durch eine Reihe von Behauptungen gestützt, die von der Kommission im Laufe ihrer Untersuchung sorgfältig geprüft und als unbegründet zurückgewiesen wurden. Sie werden nachstehend zusammen mit den Ergebnissen der Untersuchung der Kommission dargelegt.

 

Spekulation - Die Schüsse, die den Präsidenten töteten, kamen von der Eisenbahnbrücke über der dreifachen Unterführung.

Kommissionsbefund - Die Schüsse, die in den Hals und den Kopf des Präsidenten eindrangen und Gouverneur Connally verletzten, kamen von hinten und von oben. Es gibt keinen Beweis dafür, dass Schüsse von irgendwo anders her auf den Präsidenten abgefeuert wurden als vom Lagerhaus des Texas School Book Depository aus.

Spekulation -  Die Eisenbahnüberführung war am 22. November nicht bewacht.

 

Kommissionsbefund - Am 22. November wurde die Eisenbahnüberführung von zwei Polizisten aus Dallas, den Streifenpolizisten J. W. Foster und J. C. White, bewacht, die ausgesagt haben, dass sie nur Eisenbahnpersonal auf der Überführung zugelassen haben.

Spekulation - Es gibt Zeugen, die behaupten, dass die Schüsse von der Überführung kamen.

Kommissionsbefund - Der Kommission sind keine Zeugen bekannt, die Schüsse von der Überführung aus bemerkt haben. Erklärungen oder Aussagen der 2 Polizisten und 13 Bahnbediensteten, die sich auf der Überführung befanden, bestätigen alle, dass von der Überführung aus keine Schüsse abgegeben wurden. Die meisten dieser Zeugen, die Angaben über die Herkunft der Schüsse machten, gaben an, dass sie aus Richtung Elm Street und der Houston Street kamen.

Spekulation - Eine Gewehrpatrone wurde auf der Überführung geborgen.

Kommissionsbefund - Auf der Überführung wurde keine Patrone gefunden, auch hat sich kein Zeuge gemeldet, der behauptet, eine gefunden zu haben.

Spekulation - Eine Zeugin des Attentats sagte aus, sie habe einen Mann hinter die Betonmauer der Überführung laufen und verschwinden sehen.

Kommissionsbefund - Frau Jean L. Hill erklärte, dass sie nach dem Ende der Schießerei einen weißen Mann mit braunem Mantel und Hut sah, der vom Lagergebäude aus nach Westen in Richtung der Eisenbahnschienen flüchtete. Es gibt keine weiteren Zeugen, die behaupten, einen Mann gesehen zu haben, der in Richtung Eisenbahnschienen lief. Die Untersuchung aller verfügbaren Filme aus der Gegend nach den Schüssen, die erneute Untersuchung von Interviews mit Personen in der Nähe der Schießerei und Interviews mit Beamten der Polizei von Dallas und des Sheriffbüros von Dallas County konnten weder die Erinnerung von Frau Hill bestätigen noch die Identität des von Frau Hill beschriebenen Mannes aufdecken.

Spekulation - Unmittelbar nach der Schießerei wurde ein Motorradpolizist dabei gesichtet, wie er die Grasböschung rechts vom Schauplatz der Schießerei hinaufraste und ein Paar verfolgte, das von der Überführung fliehen wollte.

 

Kommissionsbefund - Es gibt keine Zeugen, die je eine solche Aussage getätigt haben, und es gibt keine Beweise zur Untermauerung der Behauptung. Ein Motorradpolizist, Clyde A. Haygood, stieg auf der Straße ab und rannte den Abhang hinauf. Er erklärte, er habe niemanden von den an die Überführung angrenzenden Bahnhöfen weglaufen sehen. Anschließend berichtete Haygood um 12:37 Uhr, dass die Schüsse aus dem Texas School Book Depository gekommen seien.

Spekulation: Auf den Präsidenten und den Gouverneur Connally wurden mehr als drei, vielleicht sogar fünf oder sechs Schüsse abgegeben.

Kommissionsbefund - Der überwiegende Teil des Beweismaterials lässt darauf schließen, dass drei Schüsse abgefeuert wurden, von denen zwei Präsident Kennedy trafen. Überzeugende Experten-Gutachten besagen, dass eine dieser beiden Kugeln auch Gouverneur Connally traf. Einige Zeugen haben behauptet, sie hätten mehr als drei Schüsse gehört. Doch wie in Kapitel III ausführlich beschrieben, hörte die große Mehrheit nur drei Schüsse.

Spekulation - Mindestens vier oder fünf Kugeln wurden gefunden.

Kommissionsbefund: Nach dem Attentat wurden metallene Kugelreste gefunden: darunter eine fast unversehrte Kugel mit einem Gewicht von 158,6 Gran, Fragmente, die 44,6 und 21,0 Gran wogen, und andere Fragmente, die so klein waren, dass sie nicht mehr gewogen werden konnten. Diese Metallreste lassen darauf schließen, dass mindestens zwei Schüsse abgefeuert wurden. Die Kommission ist der Ansicht, dass drei Schüsse abgegeben wurden.

Spekulation - Eine Kugel wurde auf der Krankentrage gefunden, die für Präsident Kennedy im Parkland Hospital verwendet wurde.

Kommissionsbefund- Auf der von Präsident Kennedy benutzten Krankentrage wurde keine Kugel gefunden. Ein fast vollständiges Geschoss wurde gefunden, als es von der von Gouverneur Connally benutzten Krankentrage rollte.

 

Spekulation - Eine Kugel wurde vom Deputy Sheriff von Dallas County, E. R. Walthers, kurz nach dem Attentat im Gras in der Nähe des Tatorts gefunden.

Kommissionsbefund: Walter hat bestritten, jemals eine Kugel gefunden zu haben oder jemandem gesagt zu haben, er habe eine gefunden. Mit einem anderen Deputy Sheriff unternahm er 2 oder 3 Tage nach dem Attentat eine sorgfältige Suche nach einer solchen Kugel.

Spekulation – Nach dem ersten Schuss hielt der Wagen des Präsidenten kurz an oder kam fast vollständig zum Stehen. Dies würde beweisen, dass der Fahrer davon ausging, dass der erste Schuss von vorne kam und deshalb zögerte, näher an die Überführung heranzufahren.

Kommissionsbefund - Der Wagen des Präsidenten hielt weder an, noch kam er nach dem ersten Schuss oder weiteren Schüssen fast vollständig zum Stehen. Der Fahrer, Special Agent William R. Greer, hat ausgesagt, dass er den Wagen beschleunigte, nachdem der zweite Schuss fiel. Filmaufnahmen der Szene zeigen, dass der Wagen nach dem Schuss, der den Präsidenten in den Kopf traf, vorübergehend langsamer wurde und dann rapide beschleunigte.

Spekulation - Der Wagen des Präsidenten hatte ein kleines rundes Einschussloch in der Frontscheibe. Das beweist, dass ein Schuss oder mehrere Schüsse von einer Position vor dem Wagen aus auf den Präsidenten abgefeuert wurden.

Kommissionsbefund: Die Windschutzscheibe wurde von keiner Kugel durchschlagen. Auf der Innenseite der Windschutzscheibe wurde ein kleiner Bleirückstand gefunden; auf der Außenseite der Windschutzscheibe befand sich ein sehr kleines Muster von Rissen unmittelbar vor dem Bleirückstand auf der Innenseite. Die Kugel, von dem dieser Bleirückstand herrührte, gehörte wahrscheinlich zu den Kugeln, die den Präsidenten trafen und daher von oben und von hinten kamen. Experten stellten fest, dass der Abrieb in der Windschutzscheibe von einem Aufprall auf der Innenseite des Glases herrührte.

Spekulation - Die Halswunde des Präsidenten wurde nach Angaben der Ärzte im Parkland-Hospital durch einen Schuss verursacht, der von vorn abgegeben wurde.

Kommissionsbefund - Die Ärzte des Parkland-Hospital waren ursprünglich der Ansicht, dass es sich bei der Halswunde entweder um eine Eintritts- oder Austrittswunde gehandelt haben könnte, aber sie haben keine Untersuchung durchgeführt, um den Ein- und Austritt zu bestimmen.

 

Später, als die Beweise der Autopsie vorlagen, stimmten die Ärzte von Parkland darin überein, dass es sich um eine Austrittswunde handelte.

Spekulation - Es ist undenkbar, dass die Ärzte im Parkland Hospital den Präsidenten nicht umgedreht haben, sodass er mit dem Gesicht nach unten lag und dabei das Einschussloch in seinem Nacken nicht bemerkt haben.

Kommissionsbefund - Die Ärzte des Parkland-Hospital haben ausgesagt, dass der Präsident auf dem Rücken lag, während er dort behandelt wurde, und dass sie ihn zu keiner Zeit umdrehten; sie waren damit beschäftigt, sein Leben zu retten. Daher wussten sie von dem Loch in seinem Nacken erst, als sie darüber unterrichtet wurden.

Spekulation - Der erste Schuss traf den Präsidenten in die Kehle, als der Wagen auf der Houston Street in Richtung des Texas School Book Depository fuhr. Der Wagen bog dann nach links in die Elm Street ein und fuhr noch einige Zeit weiter, bevor weitere Schüsse auf den Präsidenten abgegeben wurden.

Kommissionsbefund - Bevor die Autopsieergebnisse deutlich zeigten, dass die Schüsse von hinten abgefeuert wurden, gab es Spekulationen, dass der erste Schuss abgefeuert worden sein könnte, bevor der Wagen des Präsidenten in die Elm Street einbog. Wie dieser Bericht zeigt, wurden alle Schüsse, die den Präsidenten trafen, von hinten abgegeben, und zwar in einem Zeitraum, der nicht mit der Theorie übereinstimmt, dass der erste Schuss ihn traf, als sein Auto die Houston Street hinunterfuhr. Damals aufgenommene Filmaufnahmen zeigen, dass der erste Schuss den Präsidenten traf, nachdem der Wagen in die Elm Street abgebogen war und sich vom Depot entfernte.

 

Der Attentäter

 

Spekulationen, die die Theorie unterstützen, dass Oswald Präsident Kennedy nicht ermordet haben konnte, basieren auf einer Vielzahl von Erklärungen. Dazu gehören die die Behauptungen, dass Oswald gar nicht mit der Route der Autokolonne vertraut gewesen sein konnte, bevor er am 22. November zur Arbeit ging, dass er möglicherweise Vorhangstangen statt eines Gewehrs in einem braunen Papierpaket mit sich trug, dass möglicherweise andere Personen im Gebäude waren, die das Gewehr hätten abfeuern können, dass Oswald die Schüsse nicht in der ihm zur Verfügung stehenden Zeit hätte abgeben können, dass er kein guter Schütze war, um die Treffer mit dem Gewehr zu erzielen, dass sich andere Personen im Speisesaal des Gebäudes befanden, als er auf den Streifenpolizisten M. traf,

 

und dass es keine Augenzeugen gibt, die Oswald am Fenster gesehen haben. Auf jede dieser Spekulationen wird im Folgenden anhand der von der Kommission geprüften Zeugenaussagen und Beweise eingegangen.

Spekulation - Oswald konnte die Route der Autokolonne nicht kennen, bevor er am 22. November zur Arbeit kam.

Kommissionsbefund - Die Route wurde am 19. November von zwei in Dallas erscheinenden Tageszeitungen veröffentlicht und war daher schon mindestens 72 Stunden bekannt, bevor Oswald am 22. November zur Arbeit ging.

Spekulation – Anhand der in der Zeitung gezeigten Route führte die Autokolonne durch die dreifache Unterführung über die Main Street, einen Block vom Lagerhaus entfernt. Daher konnte Oswald nicht wissen, dass die Autokolonne direkt am Gebäude des Texas School Book Lagerhaus vorbeifahren würde.

Kommissionsbefund - Die veröffentlichte Route der Autokolonne zeigte, dass diese von der Main Street nach rechts auf die Houston Street abbog, dort einen Block entlang fuhr und dann links auf die Elm zur Zufahrtsstraße zum Stemmons Freeway einbog. Diese Route war in den veröffentlichten Beschreibungen und Karten der Autokolonnenroute deutlich angegeben. Dabei blieb unerwähnt, dass sie auf der Main Street durch die Dreifach-Unterführung weiterfahren würde.

Spekulation - Die Route der Autokolonne wurde am 22. November geändert, nachdem die Karte bereits gedruckt worden war. Die Wagenkolonne wurde von der Main Street auf die Elm Street verlagert, um sie am Texas School Book Lagerhaus entlangfahren zu lassen.

Kommissionsbefund - Die Route der Autokolonne wurde am 18. November beschlossen und am 19. November in den Zeitungen von Dallas veröffentlicht. Danach wurde sie in keiner Weise mehr geändert. Die Route sah vor, dass die Autokolonne bei Houston von der Main Street abbiegen, bis nach Elm fahren und dann links in die Elm Street einbiegen sollte.

Spekulation - Die übliche und logischste Route hätte geradewegs die Hauptstraße entlang durch die Dreifachunterführung zum Stemmons Freeway geführt. Es ist möglich, von der Main auf

 

die Zufahrtsstraße zum Stemmons Freeway von einem Punkt jenseits der Unterführung aus zu fahren.

Kommissionsbefund - Die übliche, direkte und einzig zulässige Route von der Main Street zum Stemmons Freeway führt über die Houston Street und die Elm Street. Jeder Versuch, auf die Zufahrtsstraße zum Stemmons Freeway von der Main Street jenseits der dreifachen Unterführung abzubiegen, wäre wegen eines Betonstreifens, der die Elm Street und die Main Street trennt, äußerst schwierig gewesen. Ein solcher Versuch hätte eine S-Kurve in einem sehr engen Winkel über den Streifen hinaus erforderlich gemacht, wodurch der Wagen des Präsidenten fast bis zum Stillstand abgebremst hätte werden müssen.

Spekulation - In dem braunen Papierpaket, das man Oswald am 22. November in das Gebäude bringen sah, kann er durchaus Gardinenstangen transportiert haben, denn er wohnte in einem Zimmer, wo er welche brauchte.

Kommissionsbefund - Nach Angaben von Oswalds Vermieterin Mrs. A. C. Johnson, wohnhaft in der North Beckley Avenue 1026, hatte das Zimmer Jalousien, Gardinenstangen und Vorhänge, während Oswald dort wohnte. Die Gardinenstangen in der Paine-Garage, die Mrs. Paine gehörten, waren noch da, nachdem Oswald am 22. November zur Arbeit ging. Frau Paine und Marina Oswald sagten aus, dass Oswald nicht mit ihnen über Gardinenstangen gesprochen hatte. Nach dem Attentat wurde das leere Paket in der Nähe des Fensters gefunden, aus dem die Schüsse abgegeben wurden, aber es wurden keine Gardinenstangen gefunden.

Spekulation - Oswald verbrachte den Vormittag des 22. November in Gesellschaft anderer Arbeiter im Gebäude und blieb mit ihnen zusammen, bis sie nach unten gingen, um den Präsidenten vorbeifahren zu sehen, vermutlich nicht später als 12.15 Uhr.

Kommissionsbefund- Oswald verbrachte den Vormittag nicht in Gesellschaft anderer Arbeiter im Gebäude, vor dem Attentat wurde er im sechsten Stock gegen 11:55 Uhr zuletzt von Charles Givens, einem anderen Angestellten, gesehen.

Spekulation- Es ist wahrscheinlich, dass das Brathähnchen, dessen Überreste im sechsten Stockwerk gefunden wurden, von einem Komplizen Oswalds gegessen wurde, der sich über Nacht im sechsten Stockwerk versteckt hatte.

 

Kommissionsbefund- Das Brathähnchen war am 22. November kurz nach 12 Uhr von Bonnie Ray Williams, einem Mitarbeiter des Texas School Book Depository, gegessen worden, der sich nach dem Mittagessen in den fünften Stock begab, wo er sich befand, als die Schüsse fielen. Oswald aß weder das Hähnchen, noch trank er aus der Softdrinkflasche, die in der Nähe des Hähnchengerichts gefunden wurde.

Spekulation - Labortests ergaben, dass die Überreste des im sechsten Stockwerk gefundenen Hähnchengerichts 2 Tage alt waren.

Kommissionsbefund: Die Überreste des Brathähnchens waren am 22. November kurz nach Mittag von Bonnie Ray Williams dort zurückgelassen worden.

Spekulation - Auf einem um 12.20 Uhr - zehn Minuten vor dem Attentat auf Präsident Kennedy - aufgenommenen 8-Millimeter-Amateur-Foto waren zwei Silhouetten an dem Fenster im sechsten Stockwerk des Lagerhauses zu sehen.

Kommissionsbefund- Ein kurz vor dem Attentat von dem Amateur-Fotografen Robert J. E. Hughes aufgenommener Film zeigt einen Schatten im Fenster in der südöstlichen Ecke des sechsten Stockwerks. Eine Untersuchung des FBI und der Foto-Auswertungszentrale der amerikanischen Kriegsmarine hat ergeben, dass es sich hierbei um den Schatten von Kartons handelte, die in der Nähe des Fensters standen.

Spekulation - Ein Bild, das nach dem Attentat in vielen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurde, zeigte Lee Harvey Oswald auf der Eingangstreppe des Texas School Book Depository, kurz bevor die Wagenkolonne des Präsidenten vorbeifuhr.

Kommissionsbefund: Der Mann auf der Vordertreppe des Gebäudes - nach Meinung oder Behauptung einiger Leute Lee Harvey Oswald - ist in Wirklichkeit Billy Lovelady, ein Lagerhausangestellter, der Oswald etwas ähnlich sieht. Lovelady hat sich auf dem Bild selbst identifiziert, und andere Angestellte des Lagerhauses, die auf dem Bild neben ihm stehen, haben bestätigt, dass er der Mann auf dem Bild ist und dass Oswald gar nicht dort war.

Spekulation - Das Postfach in Dallas, an das Oswald das Gewehr schicken ließ, wurde sowohl unter seinem Namen als auch unter dem von A. Hidell geführt.

 

 

Kommissionsbefund: Es ist nicht bekannt, ob in Oswalds Antrag ein gewisser A. Hidell als Empfangsberechtigter aufgeführt war. In Übereinstimmung mit den Bestimmungen des U.S. Postamtes wurde der Teil des Antrags, der die Namen anderer empfangsberechtigter Personen enthielt, nach Aufgabe des Postfachs am 14. Mai 1963 vernichtet. Im Sommer 1963 mietete Oswald ein Postfach in New Orleans, in dem neben seinem eigenen Namen und dem seiner Frau auch der Name "Hidell" aufgeführt war. Hidell war ein beliebter Deckname, den Oswald bei verschiedenen Gelegenheiten verwendete. Die gewissenhafte Suche nach einer Person diesen Namens in Dallas oder New Orleans blieb ergebnislos. Es handelte sich dabei vielmehr um eine Erfindung, die er für eigene Zwecke nutzte.

Spekulation - Das Auto des Präsidenten fuhr mit einer Geschwindigkeit von schätzungsweise 12 bis 20 Meilen pro Stunde und stellte damit ein Ziel dar, das selbst für einen Soldaten unter Gefechtsbedingungen schwer zu treffen gewesen wäre.

Kommissionsbefund - In der Zeit zwischen dem ersten und zweiten Schuss auf den Präsidenten fuhr der Wagen mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von ungefähr 11,2 Meilen pro Stunde. Sachverständige sagten aus, dass die Zielgenauigkeit relativ hoch war, weil sich das Auto in einer geraden Linie vom Schützen entfernte.

Spekulation - Oswald hätte mit dem Mannlicher-Carcano-Gewehr in fünfeinhalb Sekunden keine drei Schüsse abgeben können.

Kommissionsbefund - Nach Aussagen von Fachleuten haben im Auftrag der Kommission durchgeführte gründliche Versuche den Beweis erbracht, dass es möglich war, mit dem Gewehr innerhalb von fünfeinhalb Sekunden drei Schüsse abzufeuern. Es sei darauf hingewiesen, dass die erste Patrone bereits schussbereit in der Kammer lag; Oswald brauchte nur den Abzug zu betätigen, um den ersten Schuss abzufeuern, und den Auslöser nur zweimal zu betätigen, um den zweiten und dritten Schuss abzufeuern. Die Experten bestätigten, dass Oswald selbst bei einem Fehlschuss noch zwischen 4,8 und 5,6 Sekunden Zeit hatte, um die drei Schüsse abzufeuern. Wenn also entweder der erste oder der dritte Schuss fehlschlugen, hatte Oswald immer noch mehr als 7 Sekunden Zeit, um die drei Schüsse abzufeuern.

 

Spekulation - Oswald verfügte nicht über die Treffsicherheit, die der Schütze, der die Schüsse abgab, unter Beweis stellte.

Kommissionsbefund - Oswald hatte eine Ausbildung als Scharfschütze und Schütze mit dem M-1- Gewehr im Marinekorps absolviert. Marina Oswald sagte aus, dass ihr Mann in New Orleans die Bedienung des Abzugsbolzens geübt habe. Darüber hinaus erklärten Experten, dass das Zielfernrohr ein wesentliches Hilfsmittel für schnelles und präzises Schießen sei. Die Kommission kam zu dem Schluss, dass Oswald in der Lage war, mit einem Gewehr ein Attentat zu begehen.

Spekulation – Die Bezeichnung des bei dem Attentat verwendeten Gewehrs befand sich auf dem Gewehr. Daher hätten die Fahnder, die das Gewehr im sechsten Stock des Texas School Book Depository gefunden haben, in der Lage sein müssen, es namentlich korrekt zu identifizieren.

Kommissionsbefund - Die Untersuchung des Gewehrs liefert keinen Hinweis auf einen Herstellernamen. Eine Inschrift auf dem Gewehr zeigt, dass es in Italien hergestellt wurde. Das Gewehr wurde von Hauptmann Fritz und Leutnant Day identifiziert, die es als erste untersucht hatten.

Spekulation - Das Gewehr, das im sechsten Stock des Texas School Book Depository gefunden wurde, wurde von dem Mann, der es gefunden hat, dem stellvertretenden Polizeibeamten Seymour Weitzman, als eine 7,65 Mauser identifiziert.

Kommissionsbefund - Weitzman, von dem die Vermutung stammt, dass es sich bei dem Gewehr um eine Mauser handelte, und der stellvertretende Sheriff Eugene Boone fanden die Waffe. Weitzman hatte das Gewehr nicht in der Hand und untersuchte es nicht aus nächster Nähe. Er warf kaum mehr als einen flüchtigen Blick darauf und hielt es für eine Mauser, ein deutsches Bolzengewehr, das dem Mannlicher-Carcano ähnelt. Später eintreffende Labortechniker der Polizei identifizierten die Waffe korrekt als ein italienisches 6,5-Gewehr.

Spekulation - Es gibt Beweise dafür, dass ein zweites Gewehr auf dem Dach des Texas School Book Depository oder auf der Überführung gefunden wurde.

 

Kommissionsbefund - An keinem dieser Orte noch an irgendeinem anderen Ort wurde ein zweites Gewehr gefunden. Die Schüsse, die Präsident Kennedy und Gouverneur Connally trafen, wurden mit dem Gewehr abgegeben, das im fünften Stockwerk des Texas School Book Depository gefunden wurde.

Spekulation- Es ist möglich, dass ein zweites Mannlicher-Carcano-Gewehr an dem Attentat beteiligt war. Das Sportgeschäft in Irving montierte 3 Wochen vor dem Attentat ein Zielfernrohr an einem Gewehr.

Kommissionsbefund - Dial D. Ryder, ein Angestellter des Sportgeschäfts in Irving, hat ausgesagt, dass er am 23. November auf seiner Werkbank ein undatiertes Etikett mit dem Namen "Oswald" gefunden habe, dem zu entnehmen war, dass irgendwann in den ersten zwei Novemberwochen drei Löcher in ein Gewehr gebohrt worden seien und ein Zielfernrohr darauf montiert worden sei. Ryder und sein Arbeitgeber, Charles W. Greener, erinnerten sich jedoch weder an Oswald, noch an sein Mannlicher-Carcano-Gewehr oder an die angeblich durch die Reparaturmarke ausgewiesene Transaktion oder an irgendeine andere Person, für die eine solche Reparatur angeblich durchgeführt wurde. Das Gewehr, das im sechsten Stock des Texas School Book Depository gefunden wurde, hatte zwei Löcher, die für die Installation eines Zielfernrohrs vor der Lieferung an Oswald im März 1963 gebohrt worden waren. Die Kommission kam zu dem Schluss, dass es zweifelhaft ist, ob das von Ryder gefundene Etikett authentisch war. Alle erbrachten Beweise deuteten darauf hin, dass Oswald nur das eine Gewehr - das Mannlicher-Carcano- besaß und dass er weder das noch ein anderes Gewehr zum Sportgeschäft in Irving gebracht hatte.

Spekulation - Die Munition für das Gewehr, das im sechsten Stock des Texas School Book Depository gefunden wurde, war seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr hergestellt worden. Die von Oswald verwendete Munition muss daher mindestens 90 Jahre alt gewesen sein, was sie extrem unzuverlässig macht.

Kommissionsbefund - Bei der in dem Gewehr verwendeten Munition handelt es sich um amerikanische Munition, die vor kurzem von der Western Cartridge Co. hergestellt wurde. Bei Tests mit derselben Art von Munition haben Experten Oswalds Mannlicher-Carcano-Gewehr mehr als 100 Mal ohne Fehlzündungen abgefeuert.

Spekulation - Die Behauptung, Oswalds Handabdruck sei auf dem Gewehr gewesen, ist falsch. Das FBI erklärte inoffiziell vor Pressevertretern, dass sich auf dem Gewehr kein Handabdruck befand.

Kommissionsbefund - Das FBI bestätigte, dass es sich bei dem von der Polizei im sechsten Stock des Texas School Book Depository gefundenen Gewehr abgenommenen Handabdruck um

 

Oswalds Handabdruck handelte. Das FBI teilte der Kommission mit, dass kein FBI-Agent gegenüber der Presse Aussagen irgendwelcher Art über die Existenz oder Nichtexistenz dieses Abdrucks gemacht habe.

Spekulation - Hätte Oswald keine Handschuhe getragen, hätte er Fingerabdrücke auf dem Gewehr hinterlassen, da er keine Zeit gehabt hätte, die Abdrücke nach dem Schuss vom Gewehr abzuwischen.

Kommissionsbefund - Ein Fingerabdruck-Experte des FBI sagte aus, dass die schlechte Qualität der Metall- und Holzteile dazu führen würde, dass sie Feuchtigkeit von der Haut aufnehmen würden, was einen eindeutigen Abdruck unwahrscheinlich machen würde. Es gibt keinen Beweis dafür, dass Oswald Handschuhe trug oder dass er Abdrücke vom Gewehr abgewischt hat. Schwache Fingerabdrücke wurden auf dem Gewehr gefunden, aber sie waren zu unvollständig, um identifiziert werden zu können.

Spekulation - Gordon Shanklin, der für das FBI-Büro in Dallas zuständige Spezialagent, erklärte, dass der von Oswalds Gesicht und Händen genommene Paraffintest positiv ausfiel und bewies, dass er mit einem Gewehr geschossen hatte.

Kommissionsbefund - Die Paraffintests wurden von Mitgliedern der Polizei von Dallas und die technischen Untersuchungen von Mitgliedern des Dallas City-County Criminal Investigation Laboratory durchgeführt. Das FBI hat der Kommission mitgeteilt, dass weder Shanklin noch irgendein anderer Vertreter des FBI jemals eine solche Erklärung abgegeben hat. Die Kommission hat keine Beweise dafür gefunden, dass Special Agent Shanklin diese Erklärung jemals öffentlich abgegeben hat.

Spekulation - Marina Oswald erklärte, dass sie nicht wusste, dass ihr Mann ein Gewehr oder eine Pistole besaß.

Kommissionsbefund - Es gibt keine Beweise dafür, dass Marina Oswald dies jemals den Behörden mitgeteilt hat. Am Nachmittag des 22. November sagte sie der Polizei, dass ihr Mann ein Gewehr besäße und dass er es in der Garage des Paine-Hauses in Irving aufbewahrte. Später sagte sie im Polizeipräsidium von Dallas aus, dass sie das Gewehr, das ihr von Polizisten gezeigt wurde, nicht als das ihres Mannes identifizieren konnte. Als Marina Oswald vor der Kommission erschien, wurde ihr das Gewehr Mannlicher-Carcano 6,5 gezeigt, das im sechsten Stock des

 

Lagerhauses gefunden worden war, und sie identifizierte es als das "verhängnisvolle Gewehr von Lee Oswald".

Spekulation - Das von seiner Frau im März oder April 1963 aufgenommene Foto von Oswald, das ihn mit einem Gewehr und einer Pistole zeigt, wurde "manipuliert", als es im Februar 1964 in Zeitschriften und Zeitungen erschien. Das Gewehr, das Oswald auf diesen Bildern hält, ist nicht dasselbe Gewehr, das im sechsten Stock des Texas School Book Depository gefunden wurde.

Kommissionsbefund - "Life", "Newsweek" und die "New York Times" haben der Kommission mitgeteilt, dass sie dieses Bild retuschiert hatten. Dabei hätten sie versehentlich Details der Umrisse des Gewehrs verändert. Die Originalabzüge dieses Bildes sind von der Kommission und von Fotoexperten geprüft worden, die das Gewehr als ein Mannlicher-Carcano, Kaliber 6,5 identifiziert haben, von derselben Art also wie das im Lagerhaus gefundene. FBI-Experten bestätigten, dass das Bild mit Oswalds Kamera aufgenommen wurde.

Spekulation - Das Bild, das Oswald mit dem Gewehr zeigte, war montiert; Oswalds Gesicht wurde auf den Körper eines anderen geklebt.

Kommissionsbefund - Marina Oswald hat ausgesagt, dass sie dieses Bild mit einer Kamera ihres Mannes aufgenommen hat, die später als Oswalds Imperial Reflex-Kamera identifiziert wurde. Sie identifizierte den Mann auf dem Bild als ihren Ehemann. Experten bestätigten ebenfalls, dass das Bild nicht montiert war.

Spekulation - Nachdem er die Schüsse abgefeuert hatte, hätte Oswald das Gewehr nicht verstecken und rechtzeitig genug die Treppen zur Kantine hinabgehen können, um sich ein Getränk aus einem Automaten zu holen, zum selben Zeitpunkt als der Streifenpolizist Baker hereinkam.

Kommissionsbericht - Eine Reihe von Zeittests, die von den Ermittlern und von Roy S. Truly und dem Streifenpolizisten L. Baker auf Ersuchen der Kommission durchgeführt wurden, zeigten, dass es möglich war, dass Oswald das Gewehr hinter einer Kiste platziert hatte und dann in den Speisesaal im zweiten Stock hinunterging, bevor Streifenpolizist Baker und Truly dort hinaufkamen. Oswald hatte keine Getränkeflasche in der Hand, als Baker ihn stellte, und er stand auch nicht neben dem Getränke-Automaten. Er betrat gerade erst die Kantine; Baker konnte ihn durch die Glasscheibe in der Tür sehen, die zum Vestibül des Speisesaals führte.

Spekulation - Zum Zeitpunkt, als Baker und Truly Oswald dort sahen, waren noch andere Personen im Speisesaal anwesend.

Kommissionsbefund - Baker und Truly haben beide erklärt, dass sich außer Oswald niemand in der Kantine befand, als sie den Raum betraten. Es wurde kein weiterer Zeuge gefunden, der dies bestätigen konnte.

Spekulation: Die Polizei hatte bereits damit begonnen, alle Ausgänge des Gebäudes abzuriegeln, als Oswald in den zweiten Stock kam.

Kommissionsbefund: Die Polizei hat möglicherweise schon um 12.33 Uhr begonnen, an den Ausgängen Posten aufzustellen; aber es ist unwahrscheinlich, dass sie alle Ausgänge eher als frühestens 12.37 Uhr vollkommen gesperrt hatte. Oswald wurde in einem Büro gesehen, wie er gegen 12.33 Uhr auf einen Ausgang Richtung Vordertreppe zulief. Oswald hatte wahrscheinlich mindestens sieben Minuten Zeit, in denen er, ohne aufgehalten zu werden, das Gebäude verlassen konnte.

OSWALDS BEWEGUNGEN ZWISCHEN 12:33 UND 13:15 UHR

 

Eine der wichtigsten Thesen, die die Theorie stützen, dass Oswald den Streifenpolizisten Tippit nicht ermordet hat, besagte, dass sein Bewegungsprofil nach dem Verlassen des Texas School Book Depository es ihm nicht erlaubt hätte, rechtzeitig an der 10th Street und der Patton Avenue anzukommen, um Tippit gegen 13.16 Uhr zu begegnen. Durch gründliches Nachvollziehen der Bewegungen Oswalds vom Zeitpunkt seines Verlassens des Texas School Book Depository bis zu seiner Begegnung mit Tippit durch Ermittlungsbehörden und Mitglieder des Kommissionspersonals bestätigten, dass Oswald sein Zimmer in der 1026 North Beckley Avenue gegen 13.00 Uhr oder früher erreichen konnte. Die Haushälterin des Wohnheims sagte aus, dass Oswald nur wenige Minuten im Haus verbrachte und es genauso eilig wieder verließ, wie er hineingekommen war. Während eines Polizeiverhörs nach seiner Verhaftung gab Oswald zu, dass er nach der Ermordung des Präsidenten sowohl mit dem Bus als auch mit dem Taxi zu seinem Wohnheim zurückgekehrt war. Von der North Beckley Avenue 1026 aus hätte Oswald problemlos die knappe Meile zur 10th Street und zur Patton Avenue laufen können, wo er Tippit begegnete.

Spekulation - Eine detaillierte und bemerkenswert präzise Beschreibung von Oswald wurde am 22. November 1963 um 12.36 Uhr über den Polizeifunk in Dallas gesendet.

Kommissionsbefund - Aus den Funkprotokollen des Dallas Police Department und des Dallas County Sheriff's Office geht hervor, dass an diesem Tag vor 12.45 Uhr keine Beschreibung eines Verdächtigen im Zusammenhang mit dem Attentat auf den Präsidenten abgesetzt wurde. Vor seiner Verhaftung wurde kein namentlicher Hinweis auf Oswald übermittelt. Die Beschreibung des Verdächtigen, die gesendet wurde, ähnelte der von Oswald, aber es fehlten einige wichtige spezifische Details wie Haar- und Augenfarbe. Die Informationen für die ersten Funkübermittlungen stammten höchstwahrscheinlich von Howard Brennan, der Oswald im Fenster sah, als er das Gewehr abfeuerte.

Spekulation - Oswald hatte keine Zeit, alle Bewegungen auszuführen, die ihm zwischen seiner Flucht aus dem Texas School Book Depository und seiner Begegnung mit Tippit zugeschrieben wurden.

Kommissionsbefund – Die zeitlichen Überprüfungen des Bewegungsprofils von Oswald zeigen, dass die ihm zur Verfügung stehende Zeit ausreichend war.

Spekulation - Oswald wurde von der Polizei angehalten, als er das Gebäude verließ, und durfte passieren, nachdem er ihnen gesagt hatte, dass er in dem Gebäude arbeite.

Kommissionsbefund - Die Kommission hat keinen Zeugen ermitteln können, der Oswald beim Verlassen des Gebäudes gesehen hatte. Diese Mutmaßung ist wahrscheinlich eine Fehlinterpretation der Tatsache, dass er im Speisesaal von Streifenpolizist Baker angehalten wurde, bevor er das Gebäude verließ, und dass er weitergehen durfte, nachdem Truly, der Superintendent des Lagerhauses, ihn als Angestellten identifiziert hatte. Die Polizei riegelte das Gebäude erst einige Minuten später ab, nachdem Oswald das Gebäude bereits verlassen haben könnte.

Spekulation - Aus dem Fahrtenbuch des Taxifahrers William W. Whaley, der Oswald zur North Beckley Avenue brachte, geht hervor, dass Oswald um 12.30 Uhr in sein Taxi stieg. Da dies in einiger Entfernung zum Tatort des Attentats auf den Präsidenten geschah, kann Oswald den Präsidenten nicht erschossen haben.

Kommissionsbericht – In Waleys Fahrtenbuch steht zwar 12.30 Uhr, aber er hat angegeben, dass er nicht immer die exakte Zeit aufschreibt, zu der die Fahrgäste in sein Taxi steigen, sondern dass er die Uhrzeit für gewöhnlich in 15-Minuten-Intervallen protokollierte, sodass es durchaus einige Zeit nach 12.30 Uhr gewesen sein konnte, als Oswald in sein Taxi stieg. Manchmal nahm er erst drei oder vier Fahrten später Eintragungen in sein Fahrtenbuch vor. Der Busfahrschein, der sich in Oswalds Besitz befand, wurde nach 12:36 Uhr ausgegeben. Die Kommission hat festgestellt, dass Oswald wahrscheinlich gegen 12:47 oder 12:48 Uhr in Waleys Taxi einstieg.

Spekulation -  Die Entfernung vom Greyhound-Terminal in Dallas, wo Oswald in das Taxi eingestiegen ist, bis zur North Beckley Avenue, wo er wahrscheinlich aus dem Taxi ausgestiegen ist, beträgt etwas mehr als 3 Meilen - normalerweise eine 10-minütige Taxifahrt. Da sich der Verkehr zu diesem Zeitpunkt staute, ist es unwahrscheinlich, dass Whaley die Fahrt in weniger als 15 Minuten geschafft hätte. Eine Schätzung ergab eine Fahrzeit von 24 Minuten vom Greyhound-Terminal bis zu Oswalds Wohnheim.

Kommissionsbefund - Die Entfernung vom Greyhound-Busbahnhof in der Jackson und Lamar Street bis zum 500. Block in North Beckley beträgt 2,5 Meilen. Oswald ist tatsächlich aber am 700. Block von North Beckley ausgestiegen. Die Entfernung betrug also weniger als 2,5 Meilen. Whaley hat vor der Kommission ausgesagt, dass die Fahrt 6 Minuten dauerte. Testfahrten, die von Mitgliedern der Kommission unter ähnlichen Verkehrsbedingungen wie am 22. November durchgeführt wurden, dauerten etwa 5 Minuten und 30 Sekunden. Für den Fußweg von Beckley und Neely, dem 700. Block von Beckley, wo Oswald wahrscheinlich das Taxi verlassen hat, nach 1026 North Beckley brauchten die Mitarbeiter der Kommission 5 Minuten und 45 Sekunden.

Spekulation - Oswald war auf dem Weg zu Jack Rubys Wohnung, als er vom Streifenpolizisten Tippit angehalten wurde.

Kommissionsbefund - Es gibt keine Beweise dafür, dass Oswald und Ruby einander kannten oder eine Beziehung zwischen ihnen über eine oder mehrere dritte Parteien bestand. Es gibt keine Beweise dafür, dass Oswald wusste, wo Ruby lebte. Dementsprechend gibt es weder Beweise noch Grund zu der Annahme, dass Oswald auf dem Weg zu Rubys Wohnung war, als er von Tippit angehalten wurde.

 

Der MORD AN TIPPIT

 

 

Die Spekulationen über den Mord an Tippit konzentrierten sich auf die Behauptung, dass er sich zum Zeitpunkt des Schusses nicht an seinem zugedachten Bestimmungsort aufhielt, dass er den Mann kannte, der ihn erschossen hat, und dass die Beschreibung des Mörders durch einen der Augenzeugen nicht auf Oswalds Beschreibung zutraf.

 

 

Für die Kommission steht außer Frage, dass Tippit in einem Gebiet patrouillierte, das ihm vom Polizeipräsidium zugewiesen worden war. Es gab keine Beweise für die Annahme, dass Tippit und Oswald einander kannten oder sich jemals zuvor gesehen hatten. Die Beschreibung des Mörders, die angeblich von einer Zeugin gemacht worden war, wurde von ihr bestritten und von keinem anderen Augenzeugen untermauert.

Spekulation -  Tippit war allein in seinem Streifenwagen unterwegs, obwohl auf Anordnung der Polizei in Dallas in einem Funkwagen des Typs, den Tippit fuhr, zwei Polizisten mitfahren mussten.

Kommissionsbefund - Die Polizeibeamten in Dallas gaben an, dass in den Richtlinien des Abschnitts geregelt war, dass etwa 80 Prozent der Streifenpolizisten während der Tagschicht von 7 bis 15 Uhr allein arbeiten. Tippit war einer der Streifenpolizisten, die an diesem Tag allein arbeiten sollten.

Spekulation - Tippit verstieß gegen eine Anweisung, die ihm tags zuvor erteilt worden war, den Abschnitt, dem er zugeteilt worden war, nicht zu verlassen. Zu dem Zeitpunkt als er Oswald anhielt, befand sich dieser Abschnitt in der Innenstadt von Dallas.

Kommissionsbefund - Eine Überprüfung von Tippits Akte bei der Polizei von Dallas und des Radioprotokolls der Abteilung ergaben, dass Tippit nach der Erschießung des Präsidenten angewiesen wurde, sich in das Zentrum von Oak Cliffs zu begeben und dort zu bleiben, um sich für einen Notfall zur Verfügung zu halten.

Spekulation - Die Polizei war aus dem Gebiet zurückgezogen worden, in dem Tippit Oswald angetroffen hatte.

Kommissionsbefund – Als sich Tippit dort aufhielt, waren weitere Polizeiautos in der Gegend von Oak Cliff im Einsatz. Sie beteiligten sich an der anschließenden Suche nach Tippits Mörder und seiner Festnahme.

Spekulation - Tippit verstieß gegen die Anweisung, die für Funkwagen gilt, der Zentrale das Anhalten zum Zweck der Befragung eines Verdächtigen zu melden.

 

Kommissionsbefund - Das Polizeipräsidium von Dallas hatte keine derartige Anweisung oder Vorschrift für Polizeibeamte, die Zentrale zu benachrichtigen, wenn sie anhalten, um einen Verdächtigen zu befragen. Daher verstieß Tippit gegen keine Anordnung des Polizeifunks, als er es versäumte, den Leiter der Funkzentrale zu benachrichtigen, dass er Oswald anhielt.

Spekulation - Tippit hätte Oswald anhand der Beschreibung, die über den Polizeifunk gesendet wurde, nicht erkennen können.

Kommissionsbefund - Es lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen, ob Tippit Oswald anhand der Beschreibung des Polizeifunks erkannt hat. Das Radioprotokoll der Polizei von Dallas zeigt, dass der Polizeifunksprecher um 13.29 Uhr eine Ähnlichkeit zwischen den Rundfunkbeschreibungen des Attentäters des Präsidenten und des Mörders von Tippit feststellte. Es ist denkbar, ja sogar wahrscheinlich, dass Tippit Oswald aufgrund der vom Polizeifunk übertragenen Beschreibung anhielt.

Spekulation - Tippit und sein Mörder kannten einander.

Kommissionsbefund - Die Ermittlungen haben keinen Beweis dafür erbracht, dass Oswald und Tippit miteinander bekannt waren, sich je begegnet waren oder gemeinsame Bekannte hatten. Zeugen der Schießerei stellten keine Anzeichen fest, dass die beiden Männer sich kannten.

Spekulation - Mrs. Helen Markham, eine Zeugin der Ermordung Tippits, gab die Tatzeit mit kurz nach 13.06 Uhr an. Demnach hätte Oswald den Mord unmöglich begehen können, da er bis zu dem Zeitpunkt nicht genug Zeit gehabt hätte, zu dem Tatort zu gelangen.

Kommissionsbefund - Als Zeitpunkt der Ermordung Tippits ist etwa 13.15 Uhr oder 13.16 Uhr ermittelt worden und zwar aufgrund eines Anrufs an das Polizeipräsidium über Tippits Autoradio durch einen anderen Zeugen des Attentats, Domingo Benavides. In ihren verschiedenen Aussagen und in ihrer Zeugenaussage machte Mrs. Markham unsichere und widersprüchliche Angaben zum genauen Zeitpunkt des Mordes.

Spekulation - Mrs. Helen Markham ist die einzige Zeugin für die Ermordung von Tippit.

Kommissionsbefund - Weitere Zeugen für die Ermordung von Tippit sind Domingo Benavides, der über Tippits Autofunkgerät um 13.16 Uhr die Polizei über den Mord informierte, und William Scoggins, ein Taxifahrer, der an der Ecke 10th Street und Patton Avenue parkte. Barbara Jeanette Davis und Virginia Davis sahen einen Mann mit einer Pistole in der Hand über ihren Rasen gehen, unmittelbar nachdem sie das Geräusch der Schüsse, die Tippit töteten, gehört hatten. Der Mann entleerte die Patronen aus seiner Pistole und bog an der Ecke von der 10th Street in die Patton Avenue ein. Alle diese Zeugen, mit Ausnahme von Benavides, wählten daraufhin Oswald in der Gegenüberstellung als Mörder aus. Benavides sah sich nicht in der Lage, eine Identifizierung vorzunehmen, und nahm daher nie an einer Gegenüberstellung teil.

Spekulation - Mrs. Markham sagte aus, dass der Mann, der Tippit erschossen hatte, etwa 30 Jahre alt war, von kleiner Statur, mit buschigem Haar und einen weißen Kittel getragen habe. Da diese Beschreibung nicht auf Oswald zutrifft, kann er auch nicht der Mörder sein.

 

 

Kommissionsbefund - Bei der Auswertung der Zeugenaussage von Helen Markham war sich die Kommission darüber bewusst, dass sie den Mörder von Streifenpolizist Tippit als klein, stämmig und mit buschigem Haar beschrieben hat, was keine korrekte Beschreibung von Oswald wäre. Es wurde auch festgestellt, dass Mrs. Markham Oswald bei der Gegenüberstellung eher aufgrund seiner Kleidung als aufgrund seines Aussehens identifizierte. Als Oswald bei der Gegenüberstellung erschien, bei der Mrs. Markham anwesend war, trug er nicht die Jacke, die er zum Zeitpunkt der Schießerei trug, und Mrs. Markham hat ausgesagt, dass ihre Identifizierung "hauptsächlich auf seinem Gesicht beruhte". Darüber hinaus hat Mrs. Markham bestritten, dass sie den Mann, der Tippit tötete, jemals als kurz, untersetzt und mit buschigem Haar beschrieben hat. Die Kommission hat die Abschrift eines Telefongesprächs überprüft, in dem Mrs. Markham eine solche Beschreibung abgegeben haben soll. In der Abschrift bestätigte Mrs. Markham erneut ihre Identifizierung von Oswald und bestritt, den Mörder als kurz, stämmig und mit buschigem Haar beschrieben zu haben.

Spekulation - Eine weitere Zeugin des Mordes an dem Streifenpolizisten Tippit, eine nicht näher identifizierte Frau, wurde vom FBI befragt, wurde aber von der Kommission des Präsidenten zur Ermordung von Präsident Kennedy nie als Zeugin aufgerufen. Diese Zeugin soll angegeben haben, dass sie zwei Männer gesehen hatte, die in die Schießerei verwickelt waren, und dass diese im Anschluss in entgegengesetzte Richtungen davonliefen.

Kommissionsbefund - Die einzige der Kommission bekannte Zeugin des Mordes an Tippit ist Helen Markham. Das FBI hat nie eine andere Frau befragt, die behauptete, die Schiesserei gesehen zu haben, und hat nie irgendwelche Informationen über die Existenz einer solchen Zeugin erhalten. Zwei andere Frauen, nämlich Barbara Jeanette Davis und Virginia Davis, sahen den Mörder unmittelbar nach der

 

Schießerei, als er den Rasen an der Ecke Patton Avenue und 10th Street überquerte, aber sie waren nicht Zeugen der Schießerei selbst. Sie wurden beide vom FBI befragt und erschienen vor der Kommission. Der Kommission liegen keine Beweise dafür vor, dass es außer den in Kapitel IV. genannten Zeugen noch andere Zeugen für den Mord gab.

Spekulation – Es gibt keinen Zeugen, der Oswald in der Zeit zwischen dem angeblichen Nachladen seiner Waffe in der Nähe des Tatorts und seinem Erscheinen beim Schuhgeschäft am Jefferson Boulevard gesehen hat.

Kommissionsbefund -  Sechs Zeugen identifizierten Oswald als den Mann, den sie nach dem Mord an Tippit flüchten sahen. Ted Callaway und Sam Guinyard sahen den Mörder mit der Waffe in der Hand in der Nähe des Häuserblocks der Patton Avenue zwischen der 10th Street und dem Jefferson Boulevard nach der Erschießung von Tippit. Sie sahen, wie er zur Jefferson lief und nach rechts abbog. Am Abend des 22. November identifizierten Callaway und Guinyard Oswald bei einer Gegenüberstellung als den Mann, den sie mit der Waffe gesehen hatten. Zwei weitere Männer, Warren Reynolds und Pat Patterson, sahen einen Mann mit einer Pistole in der Hand auf der Patton Avenue nach Süden laufen. Sie folgten ihm einen Block lang auf dem Jefferson Boulevard und verloren ihn dann aus den Augen. Beide Männer identifizierten daraufhin Oswald auf Fotografien als den Mann, den sie mit der Waffe gesehen hatten. Auch Harold Russell hatte einen Mann mit einer Waffe auf der Patton Avenue nach Süden flüchten sehen und identifizierte ihn später auf Bildern als Oswald. Mrs. Mary Brock hatte einen Mann gesehen, den sie später als Oswald identifizierte, wie er in schnellem Tempo auf den Parkplatz hinter der Tankstelle an der Ecke Jefferson und Crawford verschwand, wo wenig später Oswalds Jacke gefunden wurde.

Spekulation - Als Oswald am 22. November gegen 13.00 Uhr sein Wohnheim verließ, trug er eine mit Reißverschluss verschließbare, hellbraune, karierte Jacke.

Kommissionsbefund - Die Jacke, die Oswald zur Zeit des Mordes an Tippit trug, war hellgrau. Marina Oswald zufolge besaß ihr Mann nur zwei Jacken - eine blaue und eine hellgraue. Die Haushälterin in der North Beckley Avenue 1026, Mrs. Earlene Roberts, war sich nicht sicher, welche Farbe die Jacke hatte, die Oswald trug, als er das Haus verließ.

 

Spekulation - Oswald trug eine olivbraune, schlichte Jacke, die auf allen Bildern von ihm nach seiner Verhaftung zu sehen ist.

Kommissionsbefund - Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung trug Oswald keine Jacke. Die Jacke, die später auf einem Parkplatz gefunden und als die von Oswald identifiziert wurde, war hellgrau. Es gibt keine Zeugen, die ausgesagt haben, dass Oswald unmittelbar vor oder nach seiner Verhaftung eine olivbraune Jacke getragen hat. Die Kommission hat keine Fotos von Oswald gesehen, die nach seiner Verhaftung gemacht wurden und ihn in einer solchen Jacke zeigen. Bilder, die kurz nach seiner Verhaftung aufgenommen wurden, zeigen ihn in dem Hemd, das er laut Frau Bledsoe trug, als sie ihn gegen 13.40 Uhr im Bus sah.

Spekulation - Oswalds Vermieterin, Mrs. A. C. Johnson, sagte aus, dass Oswald nie eine Waffe in seinem Zimmer hatte.

Kommissionsbefund - In ihrer Aussage vor der Kommission gab Frau Johnson an, dass er "dieses Gewehr nie in mein Haus gebracht hat. Er hätte diese Pistole haben können, ich weiß es nicht, sie haben ja auch das Halfter gefunden". Wie in Kapitel IV dargestellt, bewahrte Oswald sein Gewehr in der Paine- Garage in Irving auf, während er im Oktober und November in Dallas wohnte. Die Pistole war klein und leicht zu verstecken.

Spekulation - In Oswalds Zimmer in der North Beckley Avenue 1026 gab es absolut keinen Platz, um eine Waffe zu verstecken.

Kommissionsbefund – Nach seiner Festnahme fand die Polizei bei der Durchsuchung von Oswalds Zimmer ein Pistolenhalfter. Oswalds Vermieterin, Mrs. A. C. Johnson, erklärte, sie habe das Halfter noch nie zuvor gesehen. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass Oswald nicht sowohl eine Pistole als auch das Halfter im Zimmer versteckt haben kann. Oswalds Pistole war eine kleine Pistole mit einem auf 2,25 Zoll geschliffenen Lauf. Sie könnte in einer Tasche seiner Kleidung versteckt gewesen sein.

Spekulation - Oswald hat den Revolver nicht um 13 Uhr aus seinem Zimmer geholt.

Kommissionsbefund: Es gibt Grund zu der Annahme, dass Oswald den Revolver aus seinem Zimmer geholt und vermutlich unter seiner Jacke versteckt hat. Dies ist umso wahrscheinlicher, da das Pistolenhalfter nach dem Attentat im Zimmer gefunden wurde, denn es weist darauf hin, dass Oswald die Pistole nicht im Haus von Frau Paine aufbewahrt hatte, wo er die Nacht vor dem Attentat verbrachte.

Spekulationen -Niemand kann bezeugen, dass Oswald in das Texas Theatre ging.

Kommissionsbefund – Johnny C. Brewer, der Manager eines Schuhladens, der sich in der Nähe aufhielt und die Theaterkassiererin, Julia Postal, sahen Oswald die Lobby des Theaters betreten, von wo aus er den Theatersaal betrat.

Spekulation - Keine einzige der Personen, die sich zum Zeitpunkt von Oswalds Verhaftung im Texas Theatre befanden, hat sich gemeldet oder wurde vorgeladen, um einen Augenzeugenbericht über die Verhaftung abzugeben.

Kommissionsbefund - Johnny C. Brewer, der Manager des Schuhgeschäfts, und zwei Schirmherren des Theaters - John Gibson und George Jefferson Applin, Jr. - waren im Theater anwesend und sagten vor der Kommission über die Umstände von Oswalds Verhaftung im Texas Theatre aus. Nur 6 oder 7 Personen saßen im Hauptsaal des Theaters.

Spekulation - Außer der Polizei gibt es keinen unabhängigen Zeugen, der ausgesagt hätte, dass Oswald bei seiner Verhaftung eine Waffe trug.

Kommissionsbefund - Johnny Brewer sagte vor der Kommission aus, er habe gesehen, wie Oswald eine Waffe zog, und wie sie ihm von einem Polizisten abgenommen wurde.

 

OSWALD NACH SEINER FESTNAHME

 

 

Die Kommission kam zu dem Schluss, dass Behauptungen, die Polizei von Dallas habe Oswald brutal behandelt und ihm seine verfassungsmäßigen Rechte auf einen Rechtsbeistand verweigert, jeder Grundlage entbehren. Unterstellungen, Beamte der Polizei von Dallas und Bezirksstaatsanwalt Henry M. Wade hätten Beweise gefälscht oder manipuliert, um die Schuld von Oswald zu beweisen, waren unbegründet. Es stimmt, dass Polizeibeamte und der Bezirksstaatsanwalt bei der Übermittlung von Beweismaterial an die Presse Fehler begangen haben, aber diese waren nicht vorsätzlich, sondern das Ergebnis von Fehleinschätzungen bzw. Unkenntnis und sind allerhöchstens einem schlechten Urteilsvermögen zu verdanken. Zumindest eine Verfälschung von Tatsachen, die durch Wiederholungen noch ausgeschmückt wurde, ist nie wirklich geschehen. Unheilvolle Zusammenhänge wurden dadurch geschaffen, dass dem Bezirksstaatsanwalt die Aussage zugeschrieben wurde, ein Taxifahrer namens Darryl Click habe Oswald aus der Innenstadt von Dallas in die Gegend seines Wohnheimes in Oak Cliff gefahren. Es wurde korrekterweise festgestellt, dass es in Dallas keinen solchen Taxifahrer gab. Außerdem hat der Bezirksstaatsanwalt, der in einer Zeitungsabschrift mit dieser Aussage zitiert wurde, diese nie abgegeben, und auch sonst niemand. Tonbänder von der Pressekonferenz des Bezirksstaatsanwalts machen deutlich, dass die Person, die die Konferenz transkribierte, den Hinweis auf das Gebiet "Oak Cliff" in Dallas fälschlicherweise als Person wiedergab, nämlich "Darryl Click".

Dieser Fehler in der Transkription ist die einzige Quelle, die einen "Darryl Click" als Taxifahrer angibt.

Spekulation - Oswald war Opfer von Polizeibrutalität.

Kommissionsbefund - Oswald widersetzte sich seiner Verhaftung im Texas Theatre und zog eine Waffe. Als er sich zur Wehr setzte, zog er sich einen leichten Schnitt über seinem rechten Auge und eine Prellung unter seinem linken Auge zu. Während der Zeit, in der er in Polizeigewahrsam war, wurde er weder misshandelt noch missbraucht.

Spekulation - Oswald wurde nie formal für die Ermordung des Präsidenten angeklagt; er wurde lediglich für die Erschießung des Streifenpolizisten J. D. Tippit angeklagt.

Kommissionsbefund - Oswald wurde wegen der Ermordung von Präsident Kennedy vor dem Friedensrichter David Johnston im vierten Stock des Polizeipräsidiums um 1.35 Uhr am 23. November angeklagt. Zuvor war er am 22.11.72 um 19.10 Uhr wegen der Ermordung von Tippit vor Johnston angeklagt worden.

Spekulation - Die Polizei befragte Oswald am ersten Tag seiner Festnahme ausführlich zum Mord an Tippit. Zur Ermordung von Präsident Kennedy haben sie ihn nicht befragt.

 

Kommissionsbefund – Beamte der Polizei von Dallas erklärten, dass sie Oswald am 22. November wiederholt zur Ermordung von Präsident Kennedy und seiner Beziehung zu ihm befragt hätten. Bei der ersten Befragung bat Hauptmann Fritz Oswald, Rechenschaft über den Zeitpunkt abzulegen, an dem der Präsident erschossen wurde. Anwesende FBI-Agenten gaben zudem an, dass er über die Ermordung des Präsidenten befragt wurde.

Spekulation - Oswalds Bemühungen um einen Rechtsbeistand wurden von der Polizei absichtlich vereitelt, und er durfte keine ausgehenden Anrufe tätigen, die es ihm erlaubt hätten, einen Anwalt zu kontaktieren.

Kommissionsbefund - Am 23. November stattete der Präsident der Anwaltskammer von Dallas, H. Louis Nichols, Oswald einen Besuch ab und bot ihm Hilfe bei der Suche nach einem Anwalt an; Oswald lehnte das Angebot ab. Die Polizei teilte ihm mit, dass er das Telefon benutzen könne, wenn er wolle, und er telefonierte auch. Er versuchte, den Rechtsanwalt John Abt in New York anzurufen, aber er konnte ihn nicht erreichen. Frau Paine sagte aus, dass sie auf Oswalds Bitte hin erfolglos versucht habe, Abt zu erreichen. Oswald wurde auch von seiner Frau, seiner Mutter und seinem Bruder besucht, an die er sich ebenfalls hätte wenden können, um Hilfe bei der Rechtsberatung zu erhalten.

 

OSWALD IN DER SOWJETUNION

 

 

Oswalds mehr als zweieinhalbjähriger Aufenthalt in der Sowjetunion weckte nach seiner Verhaftung Spekulationen, er sei ein Agent der Sowjetunion oder in irgendeiner Weise mit dem Land verbunden. Diese Spekulation wurde durch Behauptungen gestützt, dass er von der Sowjetregierung in Bezug auf die Genehmigung seiner Ein- bzw. Ausreise bevorzugt behandelt worden sei, insbesondere im Fall von letzterer, da seine russische Frau und sein Kind mit ihm ausreisen durften. Anhand der sorgfältigen Analyse dieser Spekulationen in Kapitel VI dieses Berichts kam die Kommission zu der Schlussfolgerung, dass es keine glaubwürdigen Beweise dafür gibt, dass Oswald ein Agent der Sowjetregierung war und dass er keine bevorzugte Behandlung bei der Ein- oder Ausreise in die Sowjetunion oder bei der Rückkehr in die Vereinigten Staaten erhielt.

Spekulation - In den 1950er Jahren war es einem jungen Gefreiten des Marinekorps nicht möglich, Marxismus zu studieren, Russisch zu lernen und sowjetische Zeitungen zu lesen, ohne auf negative Reaktionen in seiner Einheit zu stoßen.

 

Kommissionsbefund - Obwohl Oswalds Interesse an der Sowjetunion kein Geheimnis war, so war sein Interesse am Marxismus offenbar nur wenigen seiner Marinekameraden bekannt. Während seiner Stationierung in Kalifornien studierte er Russisch. Im Februar 1959, als er noch bei den Marines war, absolvierte er einen offiziellen Russischtest und wurde mit der Note "schlecht" bewertet. In Kalifornien las er etwa im gleichen Zeitraum wahrscheinlich eine russischsprachige Zeitung. Die Reaktionen seiner Kameraden bei den Marines, denen sein Interesse am Marxismus und an der Sowjetunion bekannt war, hatten offensichtlich nichts dagegen einzuwenden und hielten ihn auch nicht davon ab, diese Interessen zu verfolgen.

Spekulation – Im Rahmen seiner Ausbildung bei den Marines lernte Oswald Russisch als Teil seiner militärischen Ausbildung.

Kommissionsbefund - Oswald hat vom Marinekorps nie eine Ausbildung in russischer Sprache erhalten. Er studierte Russisch ausschließlich in seiner Freizeit und auf eigene Initiative.

Spekulation - Von seinem Marinegehalt hätte Oswald für seine Reise nach Russland im Jahr 1959 niemals 1.600 Dollar aufbringen können.

Kommissionsbefund - Im November 1959 erzählte Oswald Aline Mosby, einer amerikanischen Reporterin in Moskau, dass er 1.500 Dollar (nicht 1.600 Dollar) gespart hatte, als er bei den Marines war. Oswald, der als sehr sparsam galt, hätte diese Summe durchaus von den insgesamt 3.452,20 USD ansparen können, die er während seiner Zeit bei den Marines erhielt. Es könnte jedoch auch sein, dass er trotz seiner Aussage gegenüber Aline Mosby möglicherweise gar nicht 1.500 Dollar gespart hatte, denn es war möglich, dass er die Reise nach Russland im Jahr 1959 für einen wesentlich geringeren Betrag unternommen hat.

Spekulation - Es ist möglich, dass Oswald vor seiner Einreise nach Russland im Jahr 1959 bereits Kontakte zu sowjetischen Agenten hatte, da sein Antrag auf ein Visum sofort bearbeitet und genehmigt wurde.

Kommissionsbefund - Es gibt keinen Beweis dafür, dass Oswald vor seinem Besuch in Russland mit sowjetischen Agenten in Kontakt stand. Die Zeit, die er brauchte, um in Helsinki sein Visum für die Einreise in die Sowjetunion zu erhalten, war zwar kürzer als in den meisten Fällen, überschritt aber nicht die normale Zeitspanne für die Erteilung solcher Visa. Wäre Oswald als russischer Agent rekrutiert worden, während er noch bei den Marines war, wäre es höchst unwahrscheinlich, dass man ihn zum Überlaufen bewegt hätte. Er wäre für den russischen Geheimdienst als Radar-Operator bei den Marines von größerem Wert gewesen als ein Überläufer.

 

Spekulation – Das Misstrauen der Sowjetunion gegen Oswald wird durch die Tatsache erhärtet, dass er als ungelernte, geringbezahlte Kraft in einer Funkfabrik in Minsk eingesetzt wurde, obwohl er eine Ausbildung als  Radar- und Elektroniktechniker nachweisen konnte.

Kommissionsbefund - Die Sowjetregierung war Oswald gegenüber vermutlich genauso misstrauisch, wie sie es jedem Amerikaner gegenüber wäre, der in Moskau auftauchte und behauptete, er wolle in der Sowjetunion leben. Unter diesen Umständen ist es zu erwarten, dass er in einer Position eingesetzt würde, die die nationale Sicherheit nicht gefährdet. Außerdem war Oswald bei den Marines als Radaroperator und nicht als Techniker tätig gewesen. Sein Gesamteinkommen in Russland war höher als normal, weil sein Gehalt etwa ein Jahr lang durch Zahlungen des sowjetischen "Roten Kreuzes", einer offiziellen Agentur der Sowjetregierung, aufgestockt wurde. Oswald glaubte, dass diese Zahlungen in Wirklichkeit von der MVD stammten. Es gehört zum normalen Prozedere der Sowjetregierung, Überläufer aus westlichen Nationen, die sich in der Sowjetunion niederlassen, zu subventionieren, damit sich ihr Lebensstandard nicht allzu sehr von dem in ihrem Herkunftsland unterscheidet.

Spekulation - Die Russen bildeten Oswald in Minsk in einer Spezialschule für Attentäter aus.

Kommissionsbefund - Die Untersuchungen der Kommission ergaben keine Beweise für diese Behauptung oder für die Existenz einer solchen Schule in Minsk während der Zeit, in der Oswald dort war. Oswald gehörte einem Jagdverein in der Nähe von Minsk an, aber es gibt keine Beweise dafür, dass es sich dabei um etwas anderes als einen gewöhnlichen Jagdverein handelte.

Spekulation - Marina Oswalds Vater war ein wichtiger Teil des sowjetischen Geheimdienstapparats.

Kommissionsbefund - Marina Oswalds Vater starb, als sie noch ein Kleinkind war. Dieser Hinweis bezieht sich vermutlich auf ihren Onkel, Ilya Prusakov, der eine leitende Funktion in der Holzindustrie innehatte, die den Rang eines Oberstleutnants oder Oberst im Innenministerium (MVD) mit sich brachte. Seit 1953 befasste sich das MVD weder mit der inneren Sicherheit noch mit anderen Polizeifunktionen.

 

 

Spekulation - Es war höchst ungewöhnlich, dass Oswald gemeinsam mit Frau und Kind die Sowjetunion verlassen konnte.

Kommissionsbefund - Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass die Oswalds bevorzugt behandelt wurden, sodass sie die Sowjetunion gemeinsam verlassen durften oder dabei unterstützt wurden. Auch andere amerikanische Bürger haben ihre russischen Ehefrauen aus der Sowjetunion herausgebracht, sowohl vor als auch nach Oswald.

Spekulation - Oswald wäre es nie erlaubt gewesen, in die Vereinigten Staaten zurückzukehren, wenn der sowjetische Geheimdienst nicht geplant hätte, ihn in irgendeiner Weise gegen die Vereinigten Staaten einzusetzen.

Kommissionsbefund - Es gibt keinen Beweis dafür, dass Oswald irgendeine aktive Verbindung zur sowjetischen Regierung oder zum sowjetischen Geheimdienst hatte. Die Russen haben auch anderen amerikanischen Überläufern erlaubt, in die Vereinigten Staaten zurückzukehren.

Spekulation - Da das Ausreisevisum für Marina Oswald so prompt erteilt wurde, müssen die sowjetischen Behörden gewollt haben, dass Marina ihren Mann begleitet.

Kommissionsbefund – Der Ausreiseantrag von Marina Oswald wurde nicht sonderlich schnell bearbeitet. Es dauerte mindestens 5 1/2 Monate von der Beantragung des Ausreisevisums bis zur Benachrichtigung der Oswalds im Dezember 1961. Es gab viele andere Fälle, in denen Visa für sowjetische Ehefrauen amerikanischer Staatsbürger schneller erteilt wurden.

Spekulation - Die sowjetischen Behörden teilten Oswald anderthalb Monate im Voraus mit, dass sie ihm ein Ausreisevisum erteilt hatten, was für die Sowjetregierung ein beispielloser Akt war.

Kommissionsbefund - Die Oswalds wurden am 25. Dezember 1961 darüber informiert, dass ihre Anträge auf Ausreisevisa von den sowjetischen Behörden bewilligt worden waren. Marina Oswald holte ihr Visum, das bis zum 1. Dezember 1962 gültig war, am 11. Januar 1962 ab, 17 Tage nachdem sie darüber in Kenntnis gesetzt worden war, dass es verfügbar sei. Oswald holte sein Visum erst am

 

22. Mai ab. Die Sowjets haben die Oswalds nicht vorab benachrichtigt; die Visa hätten sofort abgeholt werden können, wenn die Oswalds dies gewünscht hätten. Da sein Ausreisevisum nach Ausstellungsdatum 45 Tage lang gültig war, zögerte Lee Oswald die Abholung hinaus, bis er wusste, wann er abreisen würde. Er konnte kein Ausreisedatum vereinbaren, bis er im Mai vom Außenministerium die Erlaubnis erhielt, in die Vereinigten Staaten zurückkehren zu können.

 

OSWALDS REISE NACH MEXIKO-CITY

 

 

Oswalds Reise nach Mexiko-City, die er von Ende September bis Anfang Oktober 1963 unternahm, weniger als zwei Monate vor der Ermordung Präsident Kennedys, hat zu Mutmaßungen geführt, sie stehe möglicherweise in einem Zusammenhang mit einer Verschwörung zur Ermordung des Präsidenten. Die Gerüchte umfassen Behauptungen, er habe einen Geheimflug von Mexiko nach Kuba und zurück unternommen und dabei große Geldsummen – schätzungsweise 5.000 Dollar - erhalten, die er mit nach Dallas brachte. Der Kommission liegen keine glaubhaften Beweise dafür vor, dass Oswald im Rahmen der Vorbereitungen zur Ermordung von Präsident Kennedy nach Mexiko gereist war, dass er dort Anweisungen im Zusammenhang mit einem solchen Vorhaben erhalten hat oder dass er große Geldsummen von einer Quelle in Mexiko empfangen hat.

Spekulation - Oswald hätte im Juni 1963 innerhalb von 24 Stunden keinen amerikanischen Pass erhalten können, wenn nicht jemand zu seinen Gunsten interveniert hätte.

Kommissionsbefund - Oswalds Passantrag wurde routinemäßig vom Außenministerium bearbeitet. Keine Person oder Behörde hat darauf Einfluss genommen, die Ausstellung des Reisepasses zu beschleunigen. Die Pässe von 24 weiteren Personen, die auf der gleichen Liste standen und von New Orleans nach Washington geschickt wurden, wurden zur gleichen Zeit genehmigt. Das Passamt des Außenministeriums hatte keine Anweisung, die Ausstellung eines Passes für Oswald zu verzögern oder zu verweigern.

Spekulation - Das Walter-McCarran-Gesetz schreibt ausdrücklich vor, dass jeder, der auf seine US-Staatsbürgerschaft verzichtet hat, eine eidesstattliche Erklärung einreichen muss, aus der hervorgeht, warum er einen US-Pass erhalten sollte. Daher hätte Oswald eine solche eidesstattliche Erklärung einreichen müssen, bevor er im Juni 1963 seinen Reisepass erhielt.

Kommissionsbefund- Der Internal Security Act von 1950 (Walter-McCarran Act) enthält keinen Hinweis darauf, dass von einem US-Bürger, der auf eigenes Ersuchen, ins Ausland auswandert, eine eidesstattliche Erklärung verlangt wird.

Spekulation - Oswald konnte sich seine Reise nach Mexiko im September 1963 nicht leisten.

 

 

Kommissionsbefund - Eine Analyse von Oswalds Finanzen durch die Kommission ergab, dass er genügend Geld besaß, um die Hin- und Rückreise nach Mexiko-City zu unternehmen. Es gibt keine Hinweise darauf, dass er finanzielle Unterstützung

für seine Reise nach Mexiko erhalten hat. Die Gesamtkosten seiner 7- tägigen Reise wurden realistisch auf weniger als 85 Dollar geschätzt.

Spekulation - Oswald wurde auf seiner Reise nach Mexiko-City von einem Mann und zwei Frauen begleitet.

Kommissionsbefund - Die Untersuchung hat ergeben, dass Oswald allein mit dem Bus fuhr. Mitreisende Passagiere im Bus zwischen Houston und Mexiko-City gaben an, dass er offenbar allein reiste und dass sie ihn vorher nicht kannten.

Spekulation - Während seines Aufenthalts in Mexiko flog Oswald insgeheim nach Havanna und zurück.

Kommissionsbefund - Die Kommission hat keine Beweise dafür gefunden, dass Oswald während seines Aufenthalts in Mexiko insgeheim nach Kuba geflogen ist. Er erhielt weder von der kubanischen Regierung die Erlaubnis, nach Kuba einzureisen, noch von der mexikanischen Regierung, Mexiko in Richtung Kuba zu verlassen. Eine vertrauliche Überprüfung der kubanischen Fluggesellschaft in Mexiko-City ergab, dass Oswald nie in im dortigen Büro erschienen war.

Spekulation - Oswald kam mit 5.000 Dollar aus Mexiko-City zurück.

Kommissionsbefund - Es liegen keine Beweise zur Untermauerung dieser Behauptung vor, noch konnten solche ermittelt werden. Oswalds Aktivitäten in Mexiko-City und nach seiner Rückkehr nach Dallas stützen diese Spekulation nicht.

Spekulation - Am 27. November 1963 sagte Fidel Castro in einer Rede an der Universität von Havanna unter dem Einfluss von Alkohol: "Das erste Mal, dass Oswald in Kuba war ...". Castro wusste also, dass Oswald heimlich nach Kuba gereist war.

Kommissionsbefund - Castros Ansprachen werden jeweils in Echtzeit von der U.S. Information Agency überwacht. Ein Tonband dieser Rede zeigt, dass sie nicht den angeblichen Versprecher enthielt. Castro bezog sich auf Oswalds Besuch in der "Kubanischen Botschaft" in Mexiko, einen Versprecher, den er sofort in "Kubanisches Konsulat" korrigierte. Die Kommission hat keine Beweise dafür gefunden, dass Oswald heimlich nach Kuba gereist war.

 

OSWALD UND DIE U.S. REGIERUNGSAGENTUREN

 

 

Gerüchte und Spekulationen, Oswald hätte in irgendeiner Weise mit Agenturen der US-Regierung in Verbindung gestanden oder wurde von ihnen benutzt, stammten aus seiner Zeit in Russland und seiner Untersuchung durch das FBI nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten. Es wurde angedeutet, dass Oswald ein CIA-Agent gewesen sei oder in irgendeiner Weise mit der CIA in Verbindung stand und sich dadurch erklären ließe, wie einfach er an Pässe und Visa kam. Die Vermutung, dass er womöglich mit dem FBI zusammenarbeitete, beruhte auf einem Eintrag in Oswalds Notizbuch, in dem der Name und die Telefonnummer eines Agenten aus dem FBI-Büro in Dallas verzeichnet war. Die Leiter der CIA und des FBI haben vor der Kommission ausgesagt, dass Oswald nie in irgendeiner Funktion in ihren Behörden tätig war. Die Kommission ist auf der Grundlage eigener Ermittlungen in den Akten der Bundesbehörden zu dem Schluss gekommen, dass Oswald nie ein Agent einer Behörde der US-Regierung gewesen ist (abgesehen

von seinem Dienst bei den Marines) und auch von keiner US-Regierungsbehörde zu irgendeinem Zweck verwendet wurde. Das FBI war an ihm als ehemaligem Überläufer interessiert und führte eine Akte über ihn.

Spekulation - Oswald war entweder ein Informant des FBI oder der CIA. Er wurde von einer Behörde der US-Regierung rekrutiert und 1959 nach Russland geschickt.

Kommissionsbefund - Frau Marguerite Oswald äußerte häufig, dass ihr Sohn ein Agent sei, aber sie erklärte vor der Kommission, dass "ich nicht beweisen kann, dass Lee ein Agent ist". Die Leiter der CIA und des FBI sagten vor der Kommission aus, dass Oswald nie von einer der beiden Behörden angestellt oder von einer der beiden Behörden in irgendeiner Funktion eingesetzt worden sei. Die Ermittlungen der Kommission haben nicht bestätigen können, dass Oswald jemals vom FBI oder von der CIA in irgendeiner Funktion angestellt worden war.

Spekulation - Oswald erzählte Pauline Bates, einer öffentlichen Stenographin in Fort Worth, Texas, im Juni 1962, dass er ein "Geheimagent" der US-Regierung sei und dass er "im Auftrag von Washington" bald nach Russland zurückkehren werde.

Kommissionsbefund - Miss Bates dementierte einen Zeitungsbericht, in dem berichtet wurde, dass Oswald ihr gesagt habe, er arbeite für das US-Außenministerium. Sie gab an, sie habe fälschlicherweise angenommen, dass er mit dem Außenministerium zusammenarbeite, als er ihr sagte, das Außenministerium habe ihm 1959 mitgeteilt, dass er während seines Aufenthalts in der Sowjetunion auf sich allein gestellt sein werde.

Spekulation - Das FBI hat versucht, Oswald anzuwerben. Name, Telefonnummer und Autonummer eines FBI-Agenten wurden in Oswalds Papieren gefunden.

Kommissionsbefund - Beamte des FBI haben ausgesagt, dass sie nie versucht haben, Oswald in irgendeiner Funktion für das FBI zu rekrutieren. Die Untersuchung der Kommission bestätigt diese Aussage. Der FBI-Agent James P. Hosty, Jr., hatte Frau Ruth Paine seinen Namen und seine Telefonnummer gegeben, damit sie ihn anrufen und ihm Oswalds Adresse in Dallas geben konnte, wenn sie diese erfuhr. Frau Paine und Marina Oswald haben angegeben, dass Frau Paine Oswald einen Zettel mit dem Namen und der Telefonnummer des Agenten gab. Marina Oswald hatte sich bei einem seiner Besuche das Kennzeichen von Hostys Auto notiert und es ihrem Ehemann gegeben.

Spekulation - Die Polizei von Dallas muss gewusst haben, wo Oswald in der Stadt wohnte, denn Mrs. Paine hatte dem FBI einige Zeit vor dem Attentat die Adresse von Oswalds Zimmer in der North Beckley Avenue gegeben.

Kommissionsbefund - Mrs. Paine hatte dem FBI weder die Adresse von Oswalds Wohnheim gegeben, noch kannte sie die Adresse vor dem Attentat. Daher konnte die Polizei von Dallas die Adresse nicht vom FBI erfahren haben, das die Adresse vor dem Attentat nicht kannte. Die Polizei von Dallas wusste nicht, dass Oswald vor dem Attentat in der Stadt war.

Spekulation - Seit 20 Jahren gehört es zur Praxis des FBI, Arbeitgeber über bei ihnen beschäftigte Kommunisten oder mutmaßliche Kommunisten zu informieren. Es ist daher rätselhaft, wie Oswald seine Stelle im Texas School Book Depository behalten konnte.

Kommissionsbefund - Das FBI teilte der Kommission mit, dass es nie Praxis war, Arbeitgeber darüber zu informieren, dass Kommunisten oder mutmaßliche Kommunisten für sie arbeiten, und dass das FBI Informationen über Fragen der inneren Sicherheit an niemanden außerhalb der Exekutive der US-Regierung weitergibt. FBI-Agenten hatten vor dem Attentat keine Kontakte zu Beamten des Texas-School Book Depository.

Spekulation - Stadt- und Bundespolizei hatten Oswald seit einiger Zeit genau observiert, ihn aber nicht als potenziellen Mörder betrachtet.

Kommissionsbefund: Die Polizei von Dallas hatte vor dem Attentat keine Kenntnis von Oswalds Anwesenheit in der Stadt. Das FBI wusste aus einem Interview mit Frau Paine, dass Oswald in Dallas war, aber kein FBI-Agent hatte ihn vor dem Attentat dort befragt. Das FBI hatte ihn nicht als potentiellen Mörder angesehen.

Spekulation - Das FBI wusste wahrscheinlich bereits vor der Ermordung des Präsidenten, dass Oswald ein Gewehr besaß, weil es höchst unwahrscheinlich war, dass sie den Eigentümer des Gewehrs innerhalb eines Tages hätten ausfindig machen können, wenn sie nicht bereits Informationen über das Gewehr gehabt hätten.

Kommissionsbefund - Das FBI konnte den Kauf des Gewehrs durch Oswald innerhalb von 24 Stunden nach dem Attentat erfolgreich zurückverfolgen. Es waren zuvor keine Informationen über das Gewehr bekannt.

Spekulation - Das FBI hat Oswald zehn Tage vor dem Attentat vernommen.

Kommissionsbefund – Die letzte FBI-Vernehmung Oswalds vor dem Attentat fand im August 1963 in New Orleans statt, als Oswald einen FBI-Agenten um ein Gespräch bat, nachdem er - wegen der Verteilung von Flugblättern für das "Fair Play for Cuba Committee" - von der Polizei wegen öffentlicher Ruhestörung festgenommen worden war. Weder Special Agent Hosty noch irgendein anderer FBI-Agent sahen oder sprachen mit Oswald zwischen seiner Rückkehr nach Dallas am 3. Oktober und 22. November. Hosty hat Frau Paine am 1. und 5. November 1963 in ihrem Haus zu Oswald befragt. Er sah auch Marina Oswald am 1. November kurz in Mrs. Paines Haus, befragte sie aber nicht.

 

VERSCHWÖRERISCHE BEZIEHUNGEN

 

 

Gerüchte über Komplizen und Verschwörungen schufen ein Netzwerk aus konspirativen Verbindungen zwischen Oswald und Ruby sowie anderen Personen, darunter Streifenpolizist J. D. Tippit, General Edwin A. Walker und Bernard Weissman von einem fiktiven amerikanischen Ermittlungsausschuss. Die Kommission untersuchte die Hintergründe und Beziehungen von Oswald und Ruby aufs Gründlichste, um festzustellen, ob sie sich kannten oder in eine wie auch immer geartete Verschwörung miteinander oder mit anderen verwickelt waren. Es konnten jedoch keine glaubwürdigen Beweise zur Untermauerung dieser Gerüchte gefunden werden, die Oswald und Ruby direkt oder über andere in Verbindung bringen. Die Kommission kam zu dem Schluss, dass sie weder untereinander noch mit Dritten in eine konspirative Beziehung verwickelt waren.

Spekulation - Lee Harvey Oswald, Jack Ruby und der Streifenpolizist J. D. Tippit wohnten nur wenige Häuserblocks voneinander entfernt.

Kommissionsbefund - Oswalds Zimmer lag 1,3 Meilen von Rubys Wohnung entfernt und Tippit wohnte 7 Meilen von Ruby entfernt. Tippits Wohnsitz lag etwa 7 Meilen von Oswalds Zimmer entfernt.

Spekulation - Da Oswald nicht das Geld hatte, um die 435,61 USD zurückzuzahlen, die er vom Außenministerium erhalten hatte, um einen Teil der Kosten für seine Rückkehr aus Russland zu decken, musste er Unterstützung aus einer anderen Quelle erhalten haben. Ruby lieh Oswald Geld, um das Darlehen zurückzuzahlen, und danach kleinere Geldbeträge.

Kommissionsbefund: Der Kommission liegt kein glaubwürdiger Beweis dafür vor, dass Oswald von Ruby oder sonst irgend jemandem Geld bekam, um seine State-Department-Anleihe zurückzuzahlen, oder dass er zu irgendeinem anderen Zeitpunkt kleinere Geldbeträge von Ruby erhalten hat. Eine gründliche Analyse des Einkommens und der Ausgaben Oswalds, die ein Experte der US-Steuerbehörde für die Kommission angefertigt hat, macht deutlich, daß Oswald genug Geld hatte, die Rückzahlungen an das State Department aus seinem eigenen Verdienst zu bestreiten.

 

Spekulation - Kurz bevor Oswald von Ruby erschossen wurde, schaute er Ruby direkt an und erkannte ihn offensichtlich wieder.

Kommissionsbefund - Die Kommission war nicht in der Lage, eine andere Art von Beziehung zwischen Ruby und Oswald festzustellen als die, dass Oswald Rubys Opfer war. Die Kommission hat Fernseh- und Filmaufnahmen untersucht und konnte keinen Gesichtsausdruck erkennen, der so interpretiert werden könnte, dass er auf die Erkennung von Ruby oder jemand anderem im Untergeschoss des Gebäudes hindeuten könnte.

Spekulation – Die Polizei von Dallas hatte Oswald und Ruby im Verdacht, an einem Anschlag auf General Walker beteiligt gewesen zu sein, und beabsichtigte, die beiden zu verhaften; da habe jedoch auf Verlangen Justizministers Robert F. Kennedy das FBI interveniert und die Polizei gebeten, aus Gründen der Staatsraison davon abzusehen.

Kommissionsbefund - Diese Behauptung tauchte in einer deutschen Wochenzeitung auf, der in München erscheinenden "Deutschen National-Zeitung und Soldaten-Zeitung" vom 29. November 1963. Die Behauptung erschien später im "National Enquirer" vom 17. Mai 1964. Die Kommission weiß aus zuverlässiger Quelle, dass sich ein Redakteur der Zeitung die Erklärung ausgedacht hatte. Es lagen nie Beweise vor oder wurden ermittelt, die  diese Behauptung untermauert hätten. Bei der Untersuchung des Angriffs auf General Walker konnte die Polizei von Dallas keine Verdächtigen ermitteln und plante keine Verhaftungen. Das FBI hatte keine Kenntnis davon, dass Oswald für den Angriff verantwortlich war, bis Marina Oswald diese Informationen am 3. Dezember 1963 preisgab.

Spekulation - Ruby und Oswald wurden zusammen im Carousel Club gesehen.

Kommissionsbefund - Alle Behauptungen, Oswald sei in Gesellschaft Rubys oder irgendeiner anderen Person im Carousel Club gesehen worden, sind überprüft worden. Keine von ihnen ist glaubwürdig.

Spekulation - Oswald und General Walker kannten sich wahrscheinlich, da in Oswalds Notizbuch Walkers Name und Telefonnummer standen.

 

Kommissionsbefund - Obwohl Oswalds Notizbuch Walkers Namen und Telefonnummer enthielten, gab es keinen Beweis dafür, dass die beiden einander kannten. Es ist wahrscheinlich, dass diese Informationen zu der Zeit eingetragen wurden, als Oswald seinen Angriff auf Walker plante. General Walker gab an, dass er Oswald vor dem Attentat nicht kannte.

Spekulation – Der Streifenpolizist J.D. Tippit, Bernard Weissman und Jack Ruby trafen sich nach vorheriger Absprache am 14. November 1963 im Carousel Club.

Kommissionsbefund - Die Untersuchung der Kommission hat keine Beweise ergeben, die diese Behauptung stützen. Es gibt auch keine stichhaltigen Beweise dafür, dass die drei Männer einander kannten.

Spekulation - Rubys Schwester, Mrs. Eva Grant, hat ausgesagt, Ruby und Tippit seien "wie Brüder" gewesen.

Kommissionsbefund - Mrs. Grant hat bestritten, jemals diese oder eine ähnliche Erklärung abgegeben zu haben und sagte, sie sei unwahr und entbehre jeglicher Grundlage. Ruby war mit einem anderen Polizisten namens Tippit aus Dallas bekannt, aber dabei handelte es sich um G. M. Tippit vom Büro der Sonderdienststelle, nicht um den getöteten Tippit.

Spekulation - Jack Ruby war einer der berüchtigtsten Gangster in Dallas.

Kommissionsbefund - Es gibt keine stichhaltigen Beweise dafür, dass Jack Ruby im kriminellen Milieu aktiv war. Die Ermittlungen ergaben, dass weder in Chicago noch in Dallas jemandem bekannt war, dass Ruby in organisierte kriminelle Aktivitäten verwickelt war.

Spekulation - Die Erschießung von Warren A. Reynolds am 23. Januar 1964 in Dallas, der Zeuge der Flucht des Mörders von Streifenpolizist Tippit am 22. November war und ihm über eine kurze Distanz folgte, könnte vermutlich mit der Ermordung von Präsident Kennedy und der Ermordung von Streifenpolizist Tippit in Verbindung stehen. Ein Mann, der wegen des Attentats auf Reynolds verhaftet worden war, Darrell Wayne Garner, wurde zum Teil aufgrund der Aussage von Betty (Nancy Jane Mooney) MacDonald freigelassen, die angeblich einmal als Stripperin im Jack Ruby's Carousel Club gearbeitet hatte.

Kommissionsbefund - Dieses Gerücht, das ursprünglich am 23. Februar 1964 von einem Zeitungskolumnisten veröffentlicht wurde, beruhte offenbar auf der angeblichen Verbindung zwischen Betty

 

MacDonald und dem Carousel Club. Die Ermittlungen ergaben keine Hinweise darauf, dass sie jemals im Carousel Club gearbeitet hat. Angestellte des Clubs konnten sich nicht daran erinnern, dass sie jemals dort gearbeitet hatte. Betty MacDonald wurde am 13. Februar 1964 verhaftet und wegen Ruhestörung angeklagt. Nachdem sie in eine Zelle im Stadtgefängnis von Dallas gebracht worden war, erhängte sie sich. Die Kommission hat keine Beweise dafür gefunden, dass die Erschießung von Warren Reynolds in irgendeinem Zusammenhang mit der Ermordung von Präsident Kennedy oder dem Mord an Streifenpolizist Tippit stand.

 

SONSTIGE GERÜCHTE UND SPEKULATIONEN

 

 

Viele Gerüchte und Spekulationen, die sich nur schwer in die oben behandelten Kategorien einordnen ließen, erforderten ebenfalls eine Prüfung bzw. Untersuchung durch die Kommission. Auf die eine oder andere Weise stand ein Großteil dieser Sammlung in Zusammenhang mit Verschwörungstheorien, in die Oswald verwickelt war. Der Rest betraf periphere Aspekte, die von ausreichender Bedeutung waren, um ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Die Ergebnisse der Kommission werden im Folgenden dargelegt.

Spekulation - Oswald war in gewisser Weise für den Tod des Marinegefreiten Martin D. Schrand verantwortlich.

Kommissionsbefund - Dieses Gerücht wurde von mindestens einem von Oswalds Kameraden erwähnt. Gefreiter Schrand wurde am 5. Januar 1958 während seines Wachdienstes in der Nähe des Frachtpiers, U.S. Naval Air Station, Cubi Point, auf den Philippinen, durch einen Schuss aus einer Schrotflinte tödlich verwundet. Die offizielle Untersuchung der Marine im Jahr 1958 ergab, dass der Tod Schrands die Folge einer versehentlichen Entladung seiner Waffe war und dass keine andere Person oder Personen an dem Vorfall beteiligt waren. Das Gerücht, dass Oswald in irgendeiner Weise an Schrands Tod beteiligt war, könnte seinen Ursprung in zwei Umständen gehabt haben: (1) Oswald war zum Zeitpunkt von Schrands Tod am Cubi Point stationiert; (2) am 27. Oktober 1957, während er in Japan stationiert war, schoss sich Oswald mit seiner 22 Derringer versehentlich in den linken Ellbogen. Die Kommission konnte nicht nachweisen, dass Oswald in irgendeiner Weise mit der Erschießung des Gefreiten Schrand in Verbindung stand.

Spekulation - Das Texas School Book Depository ist Eigentum der Stadt Dallas und wird von ihr betrieben, Oswald war daher ein städtischer Angestellter. Dementsprechend hätte er seinen Arbeitsplatz im Lagerhaus nur behalten können, wenn jemand in offizieller Funktion für ihn gebürgt hätte.

 

Kommissionsbefund: Das Texas School Book Depository ist ein privates Unternehmen, das nichts mit der Stadt Dallas zu tun hat. Oswald war daher kein städtischer Angestellter. Er erhielt die Stelle im Lagerhaus mit Hilfe von Ruth Paine, die von einem Nachbarn von der ausgeschriebenen Position erfuhr und für ihn ein Vorstellungsgespräch im Lagerhaus mit Superintendent Roy S. arrangierte.

Spekulation - Vor dem Attentat durchsuchte die Polizei von Dallas andere Gebäude in der Gegend des Lagerhauses, aber nicht das Lagerhaus selbst.

Kommissionsbefund - Sowohl die Polizei von Dallas als auch der Geheimdienst teilten der Kommission mit, dass sie im Zusammenhang mit dem Besuch des Präsidenten außer dem Trade Mart keine Gebäude entlang der Route der Wagenkolonne des Präsidenten oder anderswo in Dallas durchsucht hätten. Es gehörte nicht zur gängigen Praxis des Geheimdienstes, Gebäude entlang der Route der Autokolonne zu durchsuchen.

Spekulation - Sheriff E. J. Decker aus dem Bezirk Dallas setzte um 12.25 Uhr über den Polizeifunk die Anweisung ab, sich um die Unruhen im Texas School Book Depository zu zu kümmern.

Kommissionsbefund - In der finalen Ausgabe des Dallas Times-Herald vom 22. November (S. 1, Kol. 1) wurde berichtet, dass "Sheriff Decker um 12.25 Uhr auf Sendung ging", und verlauten ließ: “Ich weiß nicht, was passiert ist. Ziehen Sie jeden verfügbaren Mann aus dem Gefängnis und dem Büro ab und begeben Sie sich zu den Bahnhöfen vor Elm in der Nähe der dreifachen Unterführung" Der Artikel im Times-Herald erwähnte nicht den Zeitpunkt, zu dem der Präsident erschossen wurde. Aus dem Funkprotokoll des Sheriff-Büros von Dallas County geht hervor, dass Sheriff Decker um 40 Sekunden nach 12.30 Uhr auf Sendung ging und erklärte: "Halten Sie sich zur Verfügung. Alle Einheiten und Beamte in der Nähe des Bahnhofs melden sich im Bereich der Bahngleise, nördlich von Elm - Melden Sie sich im Bereich der Bahngleise, nördlich von Elm”. Das Funkprotokoll weist zwischen 12:20 Uhr und 40 Sekunden nach 12:30 Uhr keine Meldungen von Sheriff Decker auf.

Spekulation - Zu den polizeilichen Vorkehrungen in Dallas am 22. November gehörte die Überwachung mehrerer Personen, darunter auch einiger, die sich lediglich für die schulische Integration aussprachen.

 

Kommissionsbefund - Die Polizei von Dallas teilte der Kommission mit, dass sie am 22. November im Zusammenhang mit Präsident Kennedys Besuch außer im Trade Mart niemanden vorsorglich überwacht habe. Der Kommission liegen keine Beweise dafür vor, dass die Polizei von Dallas Personen observiert hatte, die sich für die schulische Integration aussprachen.

Spekulation - Oswald wurde auf Schießständen in der Gegend von Dallas gesehen, wo er das Schießen mit einem Gewehr übte.

Kommissionsbefund - Marina Oswald sagte aus, dass ihr Mann ihr bei einer Gelegenheit im März oder April 1963 sagte, dass er das Schießen mit dem Gewehr üben wolle. Zeugen haben ausgesagt, dass sie Oswald im Oktober und November 1963 auf Schießständen in der Gegend von Dallas gesehen haben. Die Ermittlungen konnten nicht bestätigen, dass der von diesen Zeugen gesehene Mann Oswald war.

Spekulation - Oswald konnte Auto fahren und wurde an verschiedenen Orten in Autos gesehen.

Kommissionsbefund - Oswald besaß keinen Führerschein. Marina Oswald und Ruth Paine haben bezeugt, dass er kein Auto fahren konnte, und es gibt keine bestätigten Beweise dafür, dass er an irgendeinem Ort als Autofahrer in Erscheinung trat. Frau Paine gab Oswald einige Fahrstunden und er fuhr bei diesen Gelegenheiten kurze Strecken.

Spekulation - Vor der Ermordung von Präsident Kennedy erhielt Oswald über mehrere Monate gelegentlich Geld über das Western-Union-Telegrafenamt.

Kommissionsbefund - Ein Angestellter im Hauptbüro von Western Union in Dallas, C. A. Hamblen, erklärte, dass er sich daran erinnere, Oswald dort bei einigen Gelegenheiten gesehen zu haben, wie er Geld abholte, das ihm telegrafisch zugestellt worden war. In seiner Zeugenaussage vor der Kommission konnte Hamblen nicht bestätigen, ob die Person, die er gesehen hatte, Lee Harvey Oswald war oder nicht. Beamte von Western Union durchsuchten ihre Unterlagen in Dallas und anderen Städten für den Zeitraum von Juni bis November 1963, fanden jedoch keine Zahlungsanweisungen, die an Lee Oswald oder an einen seiner bekannten Decknamen gezahlt worden waren. Ein Beamter von Western Union kam zu dem Schluss, dass die Anschuldigung nichts weiter als "ein Hirngespinst von Herrn Hamblen" sei. Die Kommission hat keine Beweise gefunden, die dieser Schlussfolgerung widersprechen.

Spekulation - Auf dem Rückweg von Mexiko-City im Oktober 1963 hielt Oswald in Alice, Texas, um sich um eine Stelle beim örtlichen Radiosender zu bewerben.

Kommissionsbefund - Dieses Gerücht geht offenbar auf den Manager des Radiosenders KOPY in Alice, zurück, der angab, dass Oswald am Nachmittag des 4. Oktober für etwa 25 Minuten in sein Büro kam. Nach Angaben des Managers fuhr Oswald ein ramponiertes Fahrzeugmodell von 1953 und hatte seine Frau und ein kleines Kind im Auto dabei. Oswald fuhr mit dem Bus von Mexiko-City nach Dallas und kam am Nachmittag des 3. Oktober in Dallas an. Der Bus fuhr nicht durch Alice. Am 4. Oktober bewarb sich Oswald um zwei Stellen in Dallas und verbrachte dann den Nachmittag und die Nacht mit seiner Frau und seinem Kind in der Paine-Residenz in Irving. Die Ermittlungen haben ergeben, dass Oswald kein Auto besaß, und es gibt keine stichhaltigen Beweise dafür, dass er ein Auto fahren konnte. Dementsprechend konnte Oswald am 4. Oktober nicht in Alice gewesen sein. Es gibt keine Beweise dafür, dass er in Alice angehalten hat, um sich bei der Gelegenheit auf Jobsuche zu begeben.

Spekulation - Oswald oder seine Komplizen hatten Vorkehrungen für seine Flucht mit dem Flugzeug von einem Flugplatz in der Gegend von Dallas getroffen.

Kommissionsbefund - Die Untersuchung derartiger Behauptungen ergab, dass sie völlig haltlos waren. Die Kommission fand keine Beweise dafür, dass Oswald nach dem Attentat einen vorher abgesprochenen Fluchtplan verfolgte.

Spekulation: Nach dem Attentat wurden einhundertfünfzig Dollar in einer Kommode in Oswalds Zimmer in der 1026 North Beckley Avenue gefunden.

Kommissionsbefund: Nach dem Attentat wurde in Oswalds Zimmer kein Geld gefunden. Oswald hinterließ 170 Dollar in dem von seiner Frau bewohnten Zimmer in der Paine-Residenz in Irving. Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung hatte Oswald 13,87 Dollar bei sich.

Spekulation - Nach Oswalds Verhaftung fand die Polizei in seinem Zimmer sieben Metall-Karteikästen mit den Namen von Castro-Sympathisanten. Kommissionsbefund - Auf den Inventarlisten der Polizei von Dallas zu Oswalds Eigentum, das sich in seinem Zimmer in der North Beckley Avenue 1026 befand, waren keine Karteikästen aufgeführt. Eine Reihe kleinerer Aktenkartons, die laut dem Inventar aus dem Paine-Wohnhaus in Irving stammen, enthielten Briefe, Bilder, Bücher und Literatur. Das meiste davon gehörte Ruth Paine und nicht Oswald. Unter diesen Gegenständen wurden keine Listen mit Namen von Castro-Sympathisanten gefunden.

Spekulation - Oswalds Briefe unterscheiden sich in ihrer Lesart so stark voneinander (Rechtschreibung, Grammatik, Satzbau), dass er Hilfe beim Verfassen der besser formulierten Briefe gehabt haben muss oder jemand anderes sie für ihn geschrieben hat.

Kommissionsbefund - Es gibt keinen Beweis dafür, dass irgendjemand in den Vereinigten Staaten Oswald beim Verfassen der besser formulierten Briefen geholfen hat oder dass jemand anders seine Briefe für ihn geschrieben hat. Seine Frau erklärte, dass er bei wichtigen Briefen mehrere Entwürfe verfasst hätte. Seine Mutter gab an, dass er stets hart an den Entwürfen einiger seiner Briefe gearbeitet hätte. Es ist klar, dass er sich bei einigen seiner Briefe mehr Mühe gab als bei anderen und dass die Qualitätsunterschiede entsprechend groß ausfielen.

Es ist auch klar, dass sich selbst in seine geschickter formulierten Briefe einige charakteristische Fehler in Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion eingeschlichen haben konnten, die typisch für Briefe waren, bei denen er weniger Mühe aufwendete. Oswald schrieb in sein Tagebuch, dass er bei der Vorbereitung seines Briefes vom 16. Oktober 1959 an den Obersten Sowjet Hilfe von seiner Fremdenführerin Rima Schirokowa erhalten hatte.

Spekulation - Ein dunkelhäutiger Hausmeister, der Zeuge der Schießerei war und Oswald als den Mörder hätte identifizieren können, wurde von der Polizei in Dallas in Schutzhaft genommen, bis er vor der Kommission des Präsidenten zur Ermordung von Präsident Kennedy erscheinen konnte.

Kommissionsbefund - Die Untersuchung der Kommission ergab, dass diese Geschichte in Wirklichkeit jeder Grundlage entbehrte. Es gab keinen solchen Zeugen, der von der Polizei in Dallas in Schutzhaft genommen wurde, um vor der Kommission zu erscheinen. Die Geschichte fußte auf einem Zeitungsbericht, der auf Hörensagen beruhte.

Spekulation - Der Geheimdienst hat Marina Oswald unmittelbar nach dem Attentat verhaftet.

Kommissionsbefund - Marina Oswald wurde nach dem Attentat für eine gewisse Zeit durch den Geheimdienst beschützt. Sie hatte die Freiheit, jederzeit mit anderen zu kommunizieren, zu gehen, wohin sie wollte, oder den Schutz jederzeit zu beenden.

Spekulation - Ein FBI-Agent zeigte Mrs. Marguerite Oswald am Abend bevor Jack Ruby ihren Sohn tötete ein Photo von Ruby.

Kommissionsbefund: Am Abend des 23. November 1963 zeigte FBI-Sonderagent Bardwell D. Odum Mrs. Marguerite Oswald das Bild eines Mannes, um festzustellen, ob sie den Mann kannte. Mrs. Oswald erklärte später, dass auf dem Bild Jack Ruby zu sehen gewesen sei. Die Kommission hat eine Kopie des Fotos geprüft und festgestellt, dass es sich nicht um ein Bild von Jack Ruby handelte.

Spekulation - Der Sohn des einzigen Zeugen des Mordes an Tippit wurde nach Gesprächen mit einigen Privatermittlern verhaftet und stürzte wenig später aus einem unverriegelten Gefängnisfenster in den Tod.

Kommissionsbefund - Laut Angaben von Helen Markham versuchten Frau Marguerite Oswald, eine der Zeuginnen des Mordes an Tippit, und zwei Männer, die sich als Reporter aus Philadelphia ausgaben, sie am 27. Juni 1964 zu interviewen. Mrs. Markham wollte nicht interviewt werden und lehnte ab. Danach sprach Mrs. Markhams Sohn, William Edward Markham, mit Mrs. Oswald und den Männern über die Oswald-Sache und die Erschießung des Streifenpolizisten Tippit. William Edward Markham hatte sich zum Zeitpunkt des Attentats in Norfolk, Va., aufgehalten und war erst am 7. Mai 1964 nach Dallas zurückgekehrt. Er hatte keine persönliche Kenntnis von der Erschießung des Streifenpolizisten Tippit. Am 30. Juni 1964 wurde ein weiterer von Mrs. Markhams Söhnen, James Alfred Markham, in Mrs. Markhams Wohnung von der Polizei in Dallas wegen Einbruchs verhaftet. Bei einem Fluchtversuch fiel er aus dem Badezimmerfenster der Wohnung in eine etwa 20 Fuß tiefer gelegene Betoneinfahrt. Er wurde ins Parkland Memorial Hospital gebracht, wo seine Verletzungen behandelt wurden und wurde 6½ Stunden später ins Gefängnis gebracht. Am 31. Juli 1964 befand er sich im Bezirksgefängnis von Dallas, wo er auf seinen Prozess wartete. Es stand auch ein Haftbefehl gegen ihn wegen Verletzung der Bewährungsauflagen aus.

Spekulation - Das Headquarter Detachement der US-Armee begann auf Befehl von [Verteidigungsminister Robert S.] McNamaras Büro mehr als eine Woche vor dem Attentat bereits mit den Proben für die Beerdigung.

 

Kommissionsbefund - Diese Behauptung basiert auf einem Interview mit Captain Richard C. Cloy von der U.S. Army, das im "Jackson, Miss., Clarion-Ledger" vom 21. Februar 1964 erschien. Die Zeitung zitiert Captain Cloy, der der Armeeeinheit angehörte, die mit der Durchführung von Begräbniszeremonien zu Ehren verstorbener Staatsoberhäupter beauftragt war, mit den Worten: "Wir befanden uns in einem Zustand der Bereitschaft und hatten gerade eine Beerdigungsprobe beendet, weil es ernsthaften Grund zur Besorgnis um Präsident Hoovers Gesundheit gab. Aber wir hätten nie damit gerechnet, dass unsere Übung uns auf Präsident Kennedy vorbereiten würde".

Spekulation - Das Schiff, mit dem Oswald 1959 nach Europa reiste, machte einen Zwischenstopp in Havanna.

Kommissionsbefund - Oswald ging in New Orleans an Bord der SS Marion Lykes, die am

20. September 1959 in See stach. Sie legte am 8. Oktober in Le Havre (Frankreich) an, mit nur einem vorherigen Zwischenstopp - in einem anderen französischen Hafen, nämlich La Pallice.


 

Übersetzung zu Dokument 3

Flugblatt der Bürgerinitiative zur Aufklärung des Attentats gegen John F. Kennedy. Washington, D. C., 1973

WER HAT JFK ERMORDET?

Für die Bürger dieses Landes ist es an der Zeit, das „Jahrzehnt der Täuschung“ zu beenden, das mit der Ermordung von Präsident John F. Kennedy am 22. November 1963 begann. Es ist an der Zeit, dass die Fakten bekannt werden - es ist an der Zeit, unseren Kongress dazu zu bewegen, den Mord und die anschließende Vertuschung zu untersuchen.

In der vergangenen Woche hat der Geschäftsordnungsausschuss hinter verschlossenen Türen und ohne Abstimmung beschlossen, die Downing-Resolution einzubringen. Diese Resolution - ein Vorschlag des Abgeordneten Thomas N. Downing (D-Va) zur Einrichtung eines Sonderausschusses des Kongresses, der die erste öffentliche Untersuchung der Ermordung von Präsident John Kennedy durchführen soll - scheint trotz der Unterstützung durch eine Mehrheit des amerikanischen Volkes und mehr als 100 Mitgliedern des Kongresses ein "zu heikles" Thema für den Geschäftsordnungsausschuss zu sein. Am Donnerstagnachmittag, dem 18. März, um ungefähr 15.00 Uhr wird der Kongressabgeordnete Downing eine einstündige Präsentation vor den Mitgliedern des Kongresses halten. Bitte seien Sie dabei, um Ihre Unterstützung in dieser entscheidenden Frage zu zeigen. Kommen Sie am Donnerstag zum Kongress und verschaffen Sie Ihrer Stimme Gehör.

Für weitere Einzelheiten und die genaue Uhrzeit wenden Sie sich bitte an die Bürgerkommission unter der Telefonnummer 546-7500 oder kommen Sie direkt in unser Büro in der 105 2nd Street, N.E. hinter dem Obersten Gerichtshof.

 

Wir müssen alle zusammenarbeiten,

um die Wahrheit über den Mord an JFK aufzudecken.

546-7500.