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Postzugraub

In der Nacht des 8. August 1963 erhält der Postzug von Glasgow nach London unvermittelt das Signal zum Halten – in einer abgelegenen Gegend mitten im Nirgendwo. Kurz darauf stürmt eine Bande maskierter Männer in die Waggons. Nur 17 Minuten dauert der größte Zugüberfall der britischen Geschichte. Die Täter flüchten mit 2,6 Millionen Pfund auf eine abgelegene Farm in der Nähe.

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Inhalt
 

1. Übersetzung Dokument 3: Abschrift des Vernehmungsprotokolls von James Edward White


 
1. Übersetzung Dokument 3

Abschrift des Vernehmungsprotokolls von James Edward White

ÜBERSETZUNG DOKUMENT 3

 

Beginn des Verhörs  um 15:25 Uhr am 21. April, 1966.

Einleitung und Ziel des Verhörs.

 

Q. Ist Ihr Name James WHITE, [unleserlich] WHITEFCOT?

A. Ja, das bin ich.

Q. Können Sie mir sagen, wo Sie in der Nacht vom 7./8. August 1963 waren, in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstagmorgen?

A. Das war das Datum des Jobs. Da war ich natürlich dort.

Q. Wie kommt es, dass Sie sich an Ihren Aufenthaltsort und ihre Aktivitäten in dieser Nacht erinnern können?

Nicht gefragt.

Q. Können Sie sich zum Beispiel daran erinnern, was Sie am 6. August 1963, einem Dienstag, gemacht haben und wo Sie waren?

Nicht gefragt.

Q. Haben die öffentliche Aufmerksamkeit an dem Überfall in Presse und Fernsehen Ihre Fähigkeit beeinflusst, sich an die von Ihnen genannten Fakten zu erinnern?

Nicht gefragt.

Q. Wer kann Ihre Angaben zu Ihrem Aufenthaltsort bezeugen?

Nicht gefragt.

Q. Ist diese Person bzw. sind diese Personen in irgendeiner Weise mit Ihnen verwandt?

Nicht gefragt.

Q. Sind sie Freunde von Ihnen?

Nicht gefragt.

Q. Ich habe Ihnen den Bezirk genannt, in dem das Vergehen stattgefunden hat. Kennen Sie den Bezirk Cheddington ?

A. Natürlich kenne ich den, aber nicht sehr gut. Ich wurde da nur von anderen hingebracht, die ihn mir gezeigt haben.

Q. Waren Sie also zuletzt irgendwo in der Nähe?

A. Zuletzt war ich da, als ich den Job da gemacht habe.

Q. Unter welchen Umständen waren Sie da?

Nicht gefragt.

Q. Wer war bei Ihnen?

A. Das möchte ich nicht sagen.

Q. Kennen Sie die Dörfer Onkley oder Brill in Buckinghamshire?

A. Ja, aber nur flüchtig.

Q. Kennen Sie Leatherslade Farm an der Thame Road in Onkley, Bucks?

A. Ja, ich kenne Leatherslade Farm ganz gut. Ich war da, oder nicht?

Q. Haben Sie Leatherslade Farm jemals zu irgendeinem Zweck aufgesucht?

A. Nur als ich mit den anderen da war. Ich war da nie vorher oder danach.

Q. Sind Sie sich Ihrer Antwort sicher oder möchten Sie noch irgendetwas erklären oder hinzufügen?

Nicht gefragt.

Q. Hatten Sie jemals etwas zu tun mit einem Mann namens Bernard Thomas Rixon, dem diese Farm gehört?

A. Nein, ich kenne ihn nicht und habe noch nie von ihm gehört.

Q. Kennen Sie oder sind Sie bekannt mit Personen, die in Zusammenhang mit dieser Angelegenheit angeklagt wurden? Herr und Frau Pilgrim. Herr und Frau Boal. Roger John Corderey, Mary Manson, Charles Frederick Wilson, Roger William Pelham oder Ronald Arthur Biggs?

Nicht gefragt.

Q. Unter welchen Umständen und seit wann kannten Sie ihn/sie?

Nicht gefragt.

Q. Kennen Sie irgendeine der Personen, deren Fotografien in der Presse und im Fernsehen erschienen sind? Bruce Richard Reynolds.

A. Ich möchte nichts über irgendjemand anderen sagen.

Q. Unter welchen Umständen und seit wann kannten Sie ihn?

Nicht gefragt.

Q. Kennen Sie Douglas Goody, der im Zusammenhang mit dieser Angelegenheit verhört worden ist?

Nicht gefragt.

Ich habe Grund zur Annahme, dass Sie einige der Personen kennen, die ich Ihnen genannt habe und tatsächlich mit ihnen zusammengewesen sind.

Nicht gefragt.

Q. Die Tatsache, dass Sie von der Polizei in Zusammenhang mit dieser ernsthaften Angelegenheit verhört werden sollten, hat viel öffentliche Aufmerksamkeit erregt. Dessen sind Sie sich natürlich bewusst?

A. Ja, davon weiß ich, wer tut das nicht.

Q. Besitzen Sie ein Café in der Aldersgate Street Nummer 37, E.C.?

A. Ich weiß nicht, wiees jetzt weitergeht. Ich habe eine Menge Arbeit da reingesteckt. Ich hätte das weitermachen sollen.

Q. Wann waren Sie zuletzt dort?

A. Ich denke, zwei oder drei Tage nachdem wir die Sache abgezogen haben.

Q. Haben Sie normalerweise etwas mit dem Management zu tun?

A. Nein, ich hab es betrieben, aber jetzt nichts mehr damit zu tun.

Q. Haben Sie jemals den Namen John Stewart benutzt und die Adresse Rock House, Chaunston Road, Taunton, Somerset?

Nicht gefragt.

Q. Haben Sie am 9. August 1963, dem Tag nach der Tat, einen Austin-Healey-Sportwagen, Artikelnummer RIN.22, von einem Autohändler in der Kingsroad in Chelsea gekauft?

A. Das ist völlig richtig.

Q. Haben Sie das Auto für 900 Pfund in 5-Pfund-Scheinen gekauft?

A. Das ist völlig richtig.

Q. Woher stammten diese Scheine?

A. Teilweise von dem Job natürlich.

Q. Dieses Auto wurde in einer Garage in der Aldersgate Street in der Nähe Ihres Cafés abgestellt. Haben Sie es dort abgestellt?

A. Ich habe es dort abgestellt. Ich musste ein paar Reifen wechseln.

Q. Warum haben Sie es dort abgestellt?

A. Das habe ich Ihnen doch gesagt, um Reifen zu wechseln.

Q. Haben Sie jemals den Namen J. Ballard benutzt und die Adresse Aldergate Road 37, E. C. 5?

A. Ja, als ich den Wohnwagen bei Dorking gekauft habe.

Q. Haben Sie am 11. August 1963, also drei Tage nach der Tat, einen Wohnwagen gekauft auf einem Grundstück, das bekannt ist als Clovelly, Boxhill Road, Tadworth, Surrey?

A: Ja, habe ich. Das stimmt.

Q. Haben Sie am 13. August 1963 Reigate in motor car REN.22 aufgesucht, zusammen mit einer Frau, einem kleinen Baby und einem weißen Pudel?

A. Ja, das ist wahr.

Q. Wurden Sie von einem lokalen Polizeibeamten befragt und haben einen Führerschein vorgelegt auf den Namen Edward Patton und Ihre Adresse angegeben als The Woodland 66, Beulah Hill, S.E.19?

A. Das stimmt, das habe ich.

Q. Ist das eine Adresse, die Sie am oder um den 8. August 1963 verlassen haben und nicht wieder dahin zurückgekehrt sind?

A. Ja, völlig richtig.

Q. Kennen Sie einen Mann namens Henry Browne, der wohnhaft ist in Wilkinson House, Cherbury Street, N.W.1?

A. Ja, ich kenne ihn.

Q. Haben Sie ihn am Sonntag, den 19. August 1963 zu dem Wohnwagen geschickt, um eine größere Summe Geld zu holen, die in den Wänden des Wohnwagens versteckt war?

A. Ich habe ihn zum Wohnwagen geschickt, um einen kleinen Kühlschrank zu reparieren. Er kennt mich nicht wirklich. Er weiß nicht viel von mir.

Q. Haben Sie drei Reisetaschen und einen Koffer, in denen sich eine sehr große Summe Geld befand an einer Stelle hinterlassen in der Nähe von Coldharbour nach Dorking Road, etwa vier Meilen vom Standort des Wohnwagens entfernt?

Nicht gefragt.

Q. Auf Leatherslade Farm haben die für die Tat verantwortlichen Personen drei Fahrzeuge zurückgelassen. Einer davon war ein Austin 5/7-Tonner Cargo-Truck. Dieser wurde am 23. Juli 1963 von "P. Blake", wohnhaft Kenton Lane 272 in Middlesex, gekauft. Haben Sie jemals diesen Namen und diese Adresse verwendet?

A. Ja, das war ich. Ich habe diesen Lastwagen gekauft.

Q. Dieses Fahrzeug wurde "Blake" am 30. Juli 1963 übergeben und eine Summe von 300 Pfund in 5-Pfund-Scheinen bezahlt. Was wissen Sie darüber?

A.  Ja, das ist genug Zeit. Ich habe es irgendwo bei  Edgware bekommen.

Q. Woher stammte das Geld?

A. Das war mein eigenes Geld.

Q. Das zweite Fahrzeug war ein Land Rover Pick-up-Truck. Dieser wurde Ende Juli 1963 gekauft von einem Mann, der sich "Bentley" nannte, von einem Mann namens Humphries bei Winchmore Hill. Was wissen Sie darüber?

A. Ja, den habe ich gekauft. Das war mein eigenes Geld.

Q. Dieses Fahrzeug kostete 195 Pfund und wurde in 5-Pfund- und 1-Pfund-Scheinen bezahlt. Woher kamen diese Scheine?

A. Mein eigenes Geld.

Q. Haben Sie am 17. April 1966 in der Nähe von Cockfosters Station zwei Journalisten getroffen?

A. Ja, habe ich.

Q. Haben Sie ihnen ein maschinenschriftliches Transkript übergeben, von dem Sie sagen, es sei die wahre Geschichte des Postzugraubs und die Ihre markante Rolle auf den Gleisen und im Wagon mit den Wertsachen beschreibt?

A. Ja, ich habe es einem von ihnen übergeben. Ich habe nur einen erwartet.

Q. Wie viel von der Geschichte, speziell der Teil, der Sie betrifft, ist wahr?

A. Ja, es ist alles wahr, jedes Wort davon. Ich habe geahnt, dass mir keine Zeit mehr bleibt, also dachte ich, dass ich für meine Frau vorsorge.

Q. Warum haben Sie sich dazu entschieden, sie überhaupt zu treffen?

A. Die Zeit lief davon. Das Geld wurde weniger, also habe ich getan, was ich für das Beste hielt.

Q. Die Geschichte in dem Transkript ist in der ersten Person verfasst und enthält Details, die nur jemandem bekannt sein können, der vor Ort war oder in der Angelegenheit ermittelt. Wie können Sie diese Tatsache erklären?

A. Nun, weil ich zu dem Zeitpunkt da war.

Q. Die Rückseite dieses Transkripts ist mit Hand geschrieben und unterschrieben mit James WHITE. Wurde es von Ihnen unterschrieben, wie behauptet wird?

A. Ich habe es unterschrieben. Es ist alles meine Schrift auf der kleinen halben Rückseite.

Q. Sie sagen in dem Transkript, dass Sie so gut wie pleite sind (a), weil die Polizei Geld im Wohnwagen in Dorking gefunden hat, (b) weil Personen Sie um Geld gebracht haben, um Ihr Geheimnis zu bewahren, und (c) weil Sie erpresst wurden. Wieviel davon ist wahr?

A. Ja, keine Sorge. Das ist wahr. Es hieß bezahlen oder abhauen. Das ist doch Erpressung, oder nicht?

Q. Können oder wollen Sie die Personen benennen, die Sie erpresst haben?

A. Sicher könnte ich das, werde ich aber nicht.

Q. Wer ist der Mann, mit dem Sie die Journalisten getroffen haben?

A. Das möchte ich nicht sagen. Er ist wirklich ein ehrlicher Geschäftsmann.

Q. Wo ist Sherree jetzt?

A. In der Wohnung.

Q. Gibt es noch irgendetwas, was Sie erklären oder andere Dinge, die Sie in dieser Sache hinzufügen möchten?

A. Das Geld, das in meiner Wohnung gefunden wurde, wurde über die Zeit angespart. Ich war in Nizza und hab dort ein wenig an Autos von Besuchern herumgeschraubt. Mehr will ich nicht sagen. Sie werden mich bitten, das zu unterschreiben. Es ist alles richtig, aber ich werde es nicht unterschreiben, bevor ich nicht meinen Rechtsanwalt Mr. Lesser gesehen habe.

Beendet um 16 Uhr im Büro des leitenden Ermittlers, Polizeistation Hammersmith. Anwesende Beamte, Detective Inspector Neesham, Detective Sergeant Slipper und ich.

(Unterschrift) T. Butler, Det. Ch. Supt.

(Unterschrift) D. Neesham, Det. Insp.

(Unterschrift) John Slippet, Det. Sergt.

 

(Unterschrift) James White.

 

Unterschrieben vom Angeklagten im Linslade Magistrate Court am 22. April 1966 in Anwesenheit des Rechtsanwalts Mr. Lesser.

 

 

Übersetzung: Stefanie Röfke


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