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Am 28. September 1197 starb Kaiser Heinrich VI. überraschend im sizilischen Messina. Sein einziger Sohn Friedrich (II.) war noch ein zweijähriges Kind und kam deshalb für die direkte Nachfolge nicht in Frage. Kurz nacheinander wurden deshalb der Staufer Philipp von Schwaben (der Bruder Heinrichs VI.) und der Welfe Otto von Poitou zu Königen gewählt.

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Das Speyerer Versprechen Ottos IV., 22. März 1209 (Dok. 1)

Transkription

 

IN NOMINE SANCTE ET INDIVIDUE TRINITATIS. OTTO QUARTUS, 

DIVINA FAVENTE CLEMENTIA, ROMANORUM REX ET SEMPER 

A[U]GUSTUS.

Recognoscentes ab eo nostre promotionis donum misericorditer processisse, 

a quo est omne datum optimum et omne donum perfectum, ipsum eiusque 

vicarium et sponsam eius sanctam ecclesiam disposuimus et decrevimus 

magnifi ce honorare, ut, qui nobis in presenti temporale contulit regnum, in 

futura quoque tribuat sempiternum. 

Proinde vobis, reverentissime pater et domine summe pontifex Innocenti, 

quos pro multis benefi ciis nobis impensis sincerissimo veneramur affectu, 

vestrisque catholicis successoribus et ecclesie Romane omnem obedientiam, 

honorifi centiam et reverentiam semper humili corde ac devoto spiritu 

impendemus, quam predecessores nostri reges et imperatores catholici 

vestris antecessoribus impendisse noscuntur, nichil ex hiis volentes diminui, 

sed, magis augeri, ut nostra devotio clarius enitescat. Illum igitur abolere 

volentes abusum, quem interdum quidam predecessorum nostrorum 

exercuisse dicuntur in electionibus prelatorum, concedimus et sanctimus 

ut electiones prelatorum libere ac canonice fi ant, quatinus ille prefi ciatur 

ecclesie viduate quem totum capitulum vel maior et sanior pars ipsius 

duxerit eligendum, dummodo nichil ei obstet de canonicis institutis. 

Appellationes autem in negociis et causis ecclesiasticis ad apostolicam 

sedem libere fi ant, eorumque prosecutionem sive processum nullus 

impedire presumat. Illum quoque dimittimus et refutamus abusum, quem in 

occupandis bonis decedentium prelatorum aut etiam ecclesiarum vacantium 

nostri consueverunt antecessores committere pro motu proprie voluntatis. 

Omnia vero spiritualia vobis et aliis ecclesiarum prelatis relinquimus 

libere disponenda, ut que sunt Cesaris Cesari, et que sunt Dei Deo recta 

distributione reddantur. Super eradicando autem heretice pravitatis errore 

auxilium dabimus et operam effi cacem. 

Possessiones etiam, quas ecclesia Romana recuperavit, ab antecessoribus 

nostris seu quibuslibet aliis ante detentas, liberas et quietas sibi dimittimus 

et ipsam ad eas rettinendas bona fi de promittimus adiuvare. Quas vero 

nondum recuperavit, ad recuperandum pro viribus erimus adiutores, et 

quecumque ad manus nostras devenient, sine diffi cultate ei restituere 

satagemus. Ad has pertinet tota terra que est a Radicofano usque ad 

Ceperanum, marchia Anconitana, ducatus Spoletanus, terra comitisse 

Mahtildis, comitatus Brittenorii, exarchatus Ravenne, Pentapolis, cum aliis 

adiacentibus terris expressis in multis privilegiis imperatorum et regum a 

tempore Lodwici, ut eas habeat Romana ecclesia in perpetuum, cum omni 

iurisditione, districtu et honore suo. Verumtamen cum ad recipiendum 

coronam imperii vel pro necessitatibus ecclesie ab apostolica sede vocati 

venerimus, de mandato summi pontifi cis recipiemus procurationes sive 

fodrum ab illis. Adiutores etiam erimus ad rettinendum et defendendum 

ecclesie Romane regnum Sicilie ac cetera iura que ad eam pertinere 

noscuntur, tamquam devotus fi lius et catholicus princeps. 

Ut autem hec omnia memorato sanctissimo patri nostro domino Innocentio 

sacrosancte Romane ecclesie summo pontifi ci eiusque successoribus per 

nos et nostros successores Romanorum imperatores et reges observentur 

fi rmaque et inconvulsa semper permaneant, presens privilegium 

conscriptum maiestatis nostre aurea bulla iussimus communiri. 

SIGNUM DOMINI OTTONIS QUARTI ROMANORUM RECIS (!) 

INVICTISSIMI. (M.)

 

Ego Conradus, Spirensis episcopus, vice domini Sifridi, Maguntini 

archiepiscopi et tocius Germanie archicancellarii, regalis aule cancellarius, 

recognovi. Acta sunt hec anno dominice incarnationis millesimo CC°. VIIII., 

indictione XIIa, regnante domino Ottone quarto Romanorum rege glorioso, 

anno regni eius undecimo. 

 

Datum apud Spiram XI° kalendas Aprilis. 

Übersetzung

 

Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreieinigkeit, Otto der Vierte, 

durch den Beistand der göttlichen Gnade König der Römer und allzeit der 

Erhabene.

In der Erkenntnis, dass das Geschenk unserer Erhebung von dem in 

seiner Erbarmung ausgegangen ist, „von dem jede gute Gabe und   

jedes vollkommene Geschenk kommt“, haben wir angeordnet und beschlossen, 

ihn selbst, seinen Stellvertreter und seine Braut, die hl. Kirche, in großer 

vollbringender Weise zu ehren, damit derjenige uns auch in Zukunft die 

ewige zuteil werden lasse.

Daher werden wir euch, ehrwürdigster Vater und Herr, Oberster Pontifex 

Innocenz, den wir wegen der vielen uns erwiesenen Wohltaten in auf- 

richtigster Liebe verehren, euren katholischen Nachfolgern und der römischen 

Kirche stets allen Gehorsam, alle Ehrbezeugung und Ehrerbietung aus 

demütigem Herzen und unterwürfigem Geiste erweisen, die unsere 

Vorgänger, die katholischen Könige und Kaiser, euren Vorgängern 

bekannterweise erwiesen haben, willens, nichts  davon zu vermindern, 

sondern es noch stärker zu vermehren, damit unsere Ergebenheit heller 

hervorstrahle. 

 

Weil wir deshalb jenen Missbrauch abschaffen wollen, den bisweilen einige 

unserer Vorgänger bei den Wahlen der geistlichen [Reichs]fürsten ausgeübt 

haben sollen, gewähren und setzen wir fest, dass die Wahlen der geistlichen 

[Reichs]fürsten frei und kanonisch vor sich gehen sollen, so dass derjenige 

mit der Leitung der verwaisten Kirche betraut werden soll, den das ganze 

Kapitel oder dessen größerer und weiserer Teil zu wählen beschloss, 

gesetzt, dass ihm keine der kanonischen Bestimmungen entgegenstehe. 

 

Berufungen aber in kirchlichen Angelegenheiten und Rechtssachen an den 

Apostolischen Stuhl sollen frei vor sich gehen, und niemand soll es wagen, 

ihre Verfolgung oder ihren weiteren Verlauf zu hindern. 

Auch jenen Missbrauch geben wir aus eigenem Willensantrieb auf und 

lehnen ihn ab, den unsere Vorgänger bei der Besitznahme der Habe der 

aus dem Leben scheidenden geistlichen [Reichs]fürsten oder auch der 

unbesetzten Kirche auszuüben pflegten. Vollends alles Geistliche überlassen 

wir euch und den anderen geistlichen [Reichs]fürsten zur freien Verfügung, 

damit in richtiger Verteilung was „des Kaisers ist, dem Kaiser, und was 

Gottes ist, Gott zurückgegeben“ werde. 

Bei der Ausrottung des Irrtums ketzerischer Verderbtheit aber werden wir 

mit Nachdruck Hilfe und Unterstützung gewähren. 

Auch überlassen wir der römischen Kirche frei und in Frieden die 

Besitzungen, die sie zurückerobert hat und die von unseren Vorgängern 

oder von einigen anderen früher zurückbehalten worden waren, und 

versprechen, sie guten Glaubens bei der Behauptung derselben zu 

unterstützen. Die aber, die sie noch nicht zurückerobert hat, werden wir 

nach unseren Kräften zurückzuerobern helfen, und was immer in unsere 

Hände gerät, werden wir eifrig bemüht sein, ihr ohne Schwierigkeiten 

zurückzuerstatten. Dazu gehört das ganze Land von Radicofani bis 

Ceperano, die Mark[grafschaft] Ancona, das Herzogtum Spoleto, das Land 

der [Mark]gräfin Mathilde, die Grafschaft Bertinoro, das Exarchat Ravenna, 

die Pentapolis mit den anderen angrenzenden Ländern, die in vielen 

Privilegien der Kaiser und Könige seit der Zeit Ludwigs [I. des Frommen] 

ausdrücklich genannt sind, auf dass die römische Kirche sie für immer mit 

aller Jurisdiktion und Landeshoheit und dem districtus besitze. 

Wenn wir aber zum Empfang der Krone des Kaiserreichs oder den Nöten 

der Kirche auf den Ruf des Apostolischen Stuhles kommen, werden wir auf 

Befehl des obersten Pontifex von jenen Verpflegung und Steuer in Empfang 

nehmen. 

Auch werden wir als ergebener Sohn und katholischer Fürst helfen, der 

römischen Kirche das Königreich Sizilien und die übrigen Rechte, die ihr 

anerkanntermaßen zustehen, zu erhalten und zu verteidigen.

Damit aber dies alles unserem vorgenannten heiligsten Vater Herrn Innocenz, 

dem obersten Pontifex der hochheiligen römischen Kirche, und seinen 

Nachfolgern von uns und unseren Nachfolgern, den Kaisern und Königen 

der Römer, eingehalten werde und stets fest und unverbrüchlich in Geltung 

bleibe, haben wir das vorliegende, schriftlich aufgezeichnete Privileg mit 

unserer Majestät Goldbulle bekräftigen lassen.

Signum des Herrn Otto des Vierten, des unbesiegten Königs der Römer. 

Ich, Konrad, Bischof von Speyer, Kanzler des königlichen Hofes, habe es 

in Vertretung des Herrn Siegfried, Mainzer Erzbischofs und Erzkanzler ganz 

Deutschlands, beglaubigt.

Geschehen im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1209, im zwölften Römerzinsjahr,

unter der Regierung des Herrn Otto des Vierten, ruhmvollen Königs 

der Römer, im elften Jahr seiner Regierung.

 

Gegeben zu Speyer in den elften Kalenden des April.“ 


Die letztwillige Verfügung des Kaisers vom 18. Mai 1218 (Dok. 3)

Transkription

In nomine sancte et individue Trinitatis. Dei gratia Otto quartus Romanorum 

imperator et semper augustus dilectis fi delibus suis Heinrico fratri suo 

palatino comiti Rheni, ministerialibus suis et universis burgensibus in 

Bruneswic et omnibus hoc scriptum intuentibus salutem in eo qui est salus 

omnium. 

Que temporaliter acta sunt, ne instabilem temporis sequantur naturam, 

testimonio literarum memorie sunt commendanda. Nos igitur ob remedium 

anime nostre testamentum nostrum facientes, omni affectione qua possumus 

te, frater Heinrice palatine comes Rheni, rogamus, ut si Deus, in cuius 

ditione cuncta sunt posita, preceptum suum de nobis fecerit, ut universe 

carnis viam ingrediamur, quatinus pro amore Dei et in ea fi de, qua nobis 

hominio et fraternitate astrictus es, sanctam crucem, lanceam et coronam, 

dentem sancti Iohannis baptiste et imperialia insignia, preter pallium 

nostrum quod dandum est ad Sanctum Egidium, viginti septimanas post 

decessum nostrum conserves et nulli hominum sub celo representes, nisi ei 

quem principes unanimiter elegerint et iuste, aut ei qui nunc est electus, si 

principes in eum consenserint; et pro hiis representandis, pro honore Dei et 

nostra salute, nullam acceptes pecuniam, nisi nostrum et tuum patrimonium 

per ipsa imperialia possis requirere; quod si non potest fi eri, super gratiam 

ipsius, qui habiturus est regnum, que prefata sunt omnia resignes. Rogamus 

etiam vos fi dissimi ministeriales sub fi delitatis debito, et vos dilecti et 

fi deles cives nostri in Bruneswic, ut hiis omnibus promovendis fi deliter et 

effi caciter, sicut vobis confi dimus, assistatis. 

Ad hec volumus, ut uxor nostra cum dapifero Gunzelino et fi delibus nostris 

castrum Harlungeberch possideat, donec quicumque rex vel imperator est, 

aut frater noster seu uxor nostra dominabus in Waltingeroth de expeditis 

bonis annuatim triginta marcas perpetualiter et immutabiliter assignet, et 

eos qui montis heredes sunt a sua portione cedere fatiat per restaurum ipsis 

bene placitum. Tunc uxor nostra reddat castrum imperio aut fratri nostro. 

Sed si processum non habet de castro ut pretactum est, volumus ut castrum 

destruatur. Omnes reliquias, quas pater noster habuit et nos habemus, 

Deo et sancto Iohanni baptiste et sancto Blasio in Bruneswic perpetualiter 

offerimus, preter unum brachium, quod uxori nostre representabitur. 

Quicquid autem in auro et in gemmis et clenodiis habemus, damus uxori 

nostre. 

Castrum in Quidelingeburch destrui volumus antequam abbatisse reddatur; 

destructa vero munitione, locus cum ecclesia restituatur abbatisse, et 

nostrum frumenturn, quod ibi est, et reliqua, quibus argentum comparari 

potest, abbatisse et eius conventui dentur pro remedio anime nostre, 

preter balistas, que dabuntur transmarinare volentibus, ut super hostes Dei 

torqueantur; et annona que Aschersleve ablata fuit reddi debet hominibus et 

inter ipsos distribui. 

Iurabunt itaque Gunzelinus dapifer et Ecbertus fi lius suus, ut castrum 

Wallebeke teneant annum, infra quem terminum mittet ad apostolicum 

frater noster. Si in voluntate ipsius et eorum, qui heredes montis sunt, 

castrum habere potest cum salute anime nostre, representabitur fratri nostre 

castrum; si non potest fi eri cum salute anime nostre, castrum destruatur. 

Advocatiam nostram in Wallebeke, quam denariis nostris comparavimus, 

ipsius loci conventui offerimus. Castrum Hartisburch representabitur imperio 

et eidem cedet turris quam in eo construximus. Comites de Waldenberch 

habeant feodum suum, Luthardus de Meinershem feodum suum, Alardus 

de Burcthorp turrim suam cum feodo suo, et alii, sicut ab imperio tenere 

debent, habeant feodum suum. Castrum Lewenburch reddatur Ottoni de 

Luneburch nepoti nostro, quia patrimonium suum est et eius cessit portioni. 

Castrum Varsfelde reddatur Gardolfo de Hathemersleve, sed si frater noster 

vult habere, dabit pro ipso centum marcas. 

Omnia bona nostra in Keverlingeburch et ipsum locum cum ecclesiis, cum 

agris, cum pascuis, cum pratis, cum silvis et piscaturis et cum omni illa 

integritate, qua hec et alia omnia ipsi loco contuleramus, Deo et sancte 

Marie, sancto Iohanni baptiste et sancto Blasio in Bruneswic offerimus, 

eo videlicet ordine, ut conventus de Sancto Blasio statuat ibi sacerdotem, 

diaconum, subdiaconum, ut sint ibi divina in honore Dei et beate Marie 

virginis indesinenter pro anime nostre salute, reliqua vero omnia ad 

prebendam suam utiliter convertant. Rogamus et te, frater karissime, omni 

qua possumus intentione et diligentia, ut hanc nostram ordinationem 

fi rmam et inconvulsam teneas pro amore Dei et nostra et tua salute, 

quoniam speramus et credimus, istud honestius esse Deo et anime nostre 

et tue salubrius, quam prescriptus locus in eo statu quo fuit contra nostram 

salutem male periret.

Ut autem hec nostra voluntas effectui mancipetur ad laudem Dei et ad 

salutem anime nostre, hoc scriptum nostro sigillo corroborari fecimus, 

omnem aditum malignandi usque quaque precludentes.

Huius rei testes sunt: Sifridus episcopus Hildeneshemensis, Conradus 

decanus, Conradus cantor, Conradus scolasticus, Heinricus de Tossem, 

Bertoldus canonicus Sancti Mauritii, magister Marsilius canonicus Sancte 

Crucis; laici vero comes Heinricus de Waldenberch, Luthardus de 

Meinershem, Gunzelinus dapifer, Alardus de Borhthorp, Wernerus de 

Lengethe, Bertoldus de Wetelemstide, Heinricus de Urethe, Rotherus de 

Velthem, Iohannes de Bornem, et alii quam plures.

Datum Hartisburch, XV. Kalendas Iunii.

Übersetzung

Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreieinigkeit, Otto der Vierte, 

von Gottes Gnaden Kaiser der Römer und allzeit der Erhabene, seinen 

lieben Getreuen, seinem Bruder Heinrich, Pfalzgrafen bei Rhein, seinen 

Dienstleuten und sämtlichen Bürgern zu Braunschweig und allen, die 

dieses Schriftstück einsehen, Heil im Namen dessen, der aller Heil ist. 

Was auf Erden geschieht, muss, damit es nicht dem vergänglichen Wesen 

der irdischen Zeit verfalle, durch das Zeugnis der Schrift dem Gedächtnis 

eingeprägt werden.

Indem Wir also zur Rettung Unserer Seele Unsere letztwillige Verfügung 

treffen, bitten Wir mit allem möglichen Nachdruck dich, Bruder Heinrich, 

Pfalzgraf bei Rhein, wenn Gott, in dessen Macht alles steht, Uns seinen 

Befehl gibt, den Weg allen Fleisches zu gehen, mögest du aus Liebe zu 

Gott und in der Treue, zu der du Uns durch Mannschaft und Bruderschaft 

verpflichtet bist, das heilige Kreuz, die Lanze und die Krone, den Zahn 

des heiligen Johannes des Täufers und die kaiserlichen Herrschaftszeichen 

(außer Unseren Mantel, der nach St. Ägidien gegeben werden soll) zwanzig 

Wochen nach Unserem Hinscheiden aufbewahren und keinem Menschen 

unter dem Himmel übergeben, nur dem, den die Fürsten einmütig und 

rechtens wählen, oder dem jetzt Erwählten, falls die Fürsten sich auf ihn 

einigen; und für deren Übergabe sollst du bei der Ehre Gottes und Unserem 

Seelenheil kein Geld annehmen, es sei denn du könntest Unser und dein 

Vätererbe durch diese kaiserlichen Herrschaftszeichen zurück erwerben; 

wenn das nicht möglich ist, solltest du alles Zuvor genannte der Gnade 

dessen anheim stellen, der das Königtum besitzen wird. Wir bitten auch 

euch, hochgetreue Dienstmannen, unter der Treuepflicht und euch, Unsere 

lieben und getreuen Bürger in Braunschweig, dass ihr bei der Durchführung 

alles dessen treu und wirksam, so wie Wir euch vertrauen, Beistand leistet.

Außerdem wollen Wir, dass Unsere Gemahlin [die Kaiserin Maria] zusammen 

mit dem Truchsess Gunzelin und Unseren Getreuen die Burg Harliberg 

solange besitzen soll, bis derjenige, der dann König oder Kaiser ist, oder 

Unser Bruder [Heinrich] oder Unsere Gemahlin [Maria] den Klosterfrauen 

von Wöltingerode von den gefreiten Gütern jährlich dreißig Mark für 

immer und ewig und unabänderlich zuweisen, und die Erben des Berges 

soll er auf ihren Anteil verzichten lassen für einen ihnen genehmen Ersatz. 

Dann soll Unsere Gemahlin die Burg dem Reich oder Unserem Bruder 

übergeben. Wenn jedoch das Verfahren wegen der Burg nicht so läuft, wie 

zuvor angegeben, soll die Burg nach Unserem Willen zerstört werden. Alle 

Reliquien, die Unser Vater [Heinrich der Löwe] besaß und Wir jetzt besitzen, 

übergeben Wir Gott und dem Stift von St. Johannes dem Täufer und St. 

Blasius in Braunschweig für immer und ewig – ausgenommen den einen 

Arm, der Unserer Gemahlin [Maria] übergeben werden soll. Was Wir aber 

an Gold, Gemmen und Kleinodien haben, geben Wir Unserer Gemahlin.

Die Burg in Quedlinburg soll nach Unserem Willen zerstört werden, bevor

sie an die Äbtissin zurückgegeben wird; nach der Zerstörung der 

Befestigung aber soll der Ort mit der Kirche an die Äbtissin zurückgegeben 

werden, und Unser Korn, das dort ist, und das übrige, womit man sich 

Silber verschaffen kann, soll man der Äbtissin und ihrem Konvent zur 

Rettung unserer Seele geben – abgesehen von dem Geschütz, das denen 

gegeben werden soll, die übers Meer fahren wollen, damit es wider 

die Feinde Gottes gespannt wird; und die jährliche Kornabgabe, die zu 

Aschersleben abgeholt wurde, soll den Leuten gegeben und unter sie 

verteilt werden. Truchseß Gunzelin [von Wolfenbüttel] und sein Sohn 

Egbert sollen schwören, dass sie die Burg Walbeck ein Jahr lang innehaben 

werden; innerhalb dieser Frist soll Unser Bruder [Heinrich] Gesandte zum 

Apostolischen Stuhl schicken. Wenn er mit Zustimmung von jenem und 

den Erben des Berges die Burg beim Heil meiner Seele halten kann, soll 

die Burg Unserem Bruder übergeben werden; wenn das beim Heil meiner 

Seele nicht geschehen kann, soll die Burg zerstört werden. Unsere Vogtei in 

Walbeck, die Wir mit Unseren Silberpfennigen gekauft haben, übereignen 

Wir dem Konvent dieses Ortes. 

Die Burg Harzburg soll dem Reich übergeben werden, und darauf geht 

auch der Turm über, den Wir gebaut haben. Die Grafen [Hermann und 

Heinrich] von Wohldenberg sollen ihr Lehen haben, Luthard von Meinersen 

soll sein Lehen, Alard von Burgdorf seinen Turm mit seinem Lehen, und die 

anderen sollen ihr Lehen haben, wie sie es vom Reich innehaben müssen. 

Die Burg Lauenburg soll Otto von Lüneburg, Unserem Neffen, ausgehändigt 

werden, denn es ist sein Vatererbe und ist seinem Anteil zugefallen. 

Die Burg Vorsfelde soll Gardolf von Hadmersleben ausgehändigt werden, 

aber wenn sie Unser Bruder [Heinrich] besitzen will, soll er ihm dafür 

hundert Mark [Silber] geben.

All Unsere Güter in Scheverlingeburg und die Stätte selbst mit den 

Kirchen, Äckern, Weiden, Wiesen, Wäldern, Fischwassern und mit aller 

Vollständigkeit, mit der Wir dies und alles andere dieser Stätte verliehen 

hatten, übereignen Wir Gott und der heiligen Maria sowie St. Johannes 

dem Täufer und St. Blasius in Braunschweig, und zwar in der Weise, dass 

das Domkapitel zum heiligen Blasius dort einen Priester, einen Diakon und 

einen Subdiakon einsetzt, damit es dort die heilige Liturgie zur Ehre Gottes 

und der heiligen Jungfrau Maria unaufhörlich zum Heil meiner Seele gibt; 

alles übrige aber sollen sie nutzbringend für ihre Pfründe verwenden. Wir 

bitten auch dich, geliebter Bruder, mit aller möglichen Nachdrücklichkeit, 

Entschiedenheit und Entschlossenheit, dass du diese Unsere Verfügung fest 

und unverbrüchlich hältst – aus Liebe zu Gott und zu Uns sowie für dein 

Heil –, denn Wir hoffen und glauben, dass dies ehrenvoller ist bei Gott und 

heilsamer für Unsere Seele und deine, als wenn dieser genannte Ort in dem 

Zustand, in dem er sich befand, Unserem Heil zuwider elend zugrunde 

ginge.

Um aber diesen Unseren Willen zum Lobe Gottes und zum Heile   

Unserer Seele der Verwirklichung zuzuführen, haben Wir dieses Schrift stück mit 

Unserem Siegel versehen lassen und somit der Missetat jeden Zugang für 

stets und ständig versperrt.

Zeugen dieses [Vorgangs] sind: Siegfried, Hildesheimer Bischof, [Dom]dekan 

Konrad, [Dom]kantor Konrad, [Dom]scholastikus Konrad, Heinrich von 

Tossen, Bertold, Stiftsherr von St. Mauritius, Magister Marsilius, Stiftsherr 

vom Hl. Kreuz; Weltliche: Graf Heinrich von Wohldenberg, Luthard von 

Meinersen, Truchsess Gunzelin, Alard von Burgdorf, Werner von Lengede, 

Bertold von Wedtlenstedt, Heinrich von Uehrde, Rother von Veltheim, 

Johannes von Bornum und sehr viele andere. 

 

Gegeben [zu] Harzburg, in den 15. Kalenden des Juni.“

 

Transkriptionen:

Regestum domini Innocentii tertii papae super negotio Romani imperii, 

hg. v. Fr. Kempf (= Miscellanea historiae pontifi cae IX), Rom 1947 – Für 

akademische Übungen hg. von W. Holtzmann (u.d.T.: Das Register Papst 

Innozenz III. über den deutschen Thronstreit), 2 Teile, Bonn 1948, S. 400 – 

402

Monumenta Germaniae Historica - Legum sectio IV: Constituitiones et acta 

publica impertorum et regum tomus II, ed. L. Weiland, Hannover 1896, Bd. 2 

Nr. 42

Übersetzungen: Bernd Ulrich Hucker


Literatur

  • EHLERS, Joachim: Heinrich der Löwe. Eine Biographie, München 2008
  • HUCKER, Bernd Ulrich: Kaiser Otto IV. (= MGH Schriften 34), Hannover 1990
  • DERS.: Otto IV. – der wiederentdeckte Kaiser (= Insel-Tb 2557), Frankfurt a. M. 2003 [Neuaufl. in Vorbereitung];
  • DERS.: Otto IV. – ein Welfe wird Kaiser. 2 Originalurkunden zur Geschichte des Herrschers: sein Speyrer Versprechen (1209) und Testament (1218) (= Meine Stadt – 
  • Braunschweig 1), Braunschweig 2009
  • DERS. u. Patricia Charlotta STEINFELD: »Kaiser Otto IV. (1198-1218)«. Des Kaisers roter Faden, Braunschweig 2009
  • NIX, Matthias: Untersuchungen zur Funktion der politischen Spruchdichtung Walthers von der Vogelweide (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik 592), Göppingen 1993
  • Otto IV. – Kaiser und Landesherr. Burgen und Kirchenbauten 1198 –1218, hg. von B. U. HUCKER u. J. LEUSCHNER (= Salzgitter-Jahrb. 29), Salzgitter 2009;
  • Otto IV. – Traum vom welfischen Kaisertum, Ausstell.-Kat., hg. von B. U. HUCKER u.a., Petersberg 2009
  • SCHNEIDMÜLLER, Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung (819-1252) (= Urban-Tb 465), Stuttgart 2000.