Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gab es seit jeher Anfeindungen zwischen Katholiken und Protestanten. Um diese ein für alle Mal zu beenden, schloss man 1555 den Augsburger Religionsfrieden, der beide Konfessionen als gleichberechtigt festschrieb. Dies war jedoch nicht das Ende der Spannungen, die sich immer wieder in gewaltsamen Auseinandersetzungen äußerten und schließlich den Dreißigjährigen Krieg entfachten.
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Augsburger Reichsabschied vom 25. September 1555 (Auszug)
Österreichisches Staatsarchiv, Abtl. Haus-, Hof- und Staatsarchiv
Faksimile aus: Deutsche Geschichte in Dokumenten. Der Augsburger Religionsfrieden 1555 (DG 00606/1555). Braunschweig: Archiv Verlag 2006, Dok. 1.
Transkription
Wir Ferdinandt von gottes genaden Römischer könig, zu allen zeitenmehrer des reichs, in Germanien, zu Hungern, Böheim, Dalmatien, Croatienund Sclauonien etc. könig, infant in Hispanien, erzherzog zu Osterreich, herzog zu Burgundi, zu Brabandt, zu Steyer, zu Kernten, zu Crain, zu Lützemburg und zu Wirtemberg, Ober und Nider Schlesien, fürst zu Schwa ben, marggrave des heiligen Römischen reichs zu Burgaw, zu Merern, Ober und Nider Laußnitz, gefürsteter grave zu Habspurg, zu Tyrol, zu Pfirt, zu Kyburg und zu Görtz etc., landgraff im Elsaß, herr auf der Windischen Marck, zu Portenaw und zu Salins etc., bekennen offentlich und tun kund allermenniglich: Nachdem die Römisch Keiserlich Majestat, unser lieber bruder und herr, auß hochdringenden bewegenden ursachen, fürnemlich aber darumb, die weil ir Majt. befunden, daß des heiligen reichs satzungen, ordnungen und abschieden mit gesambtem genedigem getrewem und erstlichem, durch ihr Liebd und Keis.Majt., unsern und des heiligen reichs stend und glieder für gewendetem fleiß, mühe und arbeit bißher die begert und gewünscht frucht und wirkung, wie es die hohe notturft wol erfordert, nit erlangt, auch sich viel widerwertigkeiten und unruhe im heiligen reich zugetragen, zudem der justitien halb, auch in andern irer Liebd und Keis.Majt., unser und des reichs rechten, gerechtigkeiten, ordnungen, satzungen, alten gewonheiten, herkommen verhinderung und allerhand unrichtigkeiten, beschwerden, mengel und geprechen fürgefallen und eingerissen, ein gemeinen reichstag uf die hievor zu Passaw gepflögene handlung und vertrag durch ir L. und Keis.Majt. und unser genedige befürderung, auch in betrachtung und erin nerung ihr L. und Keis.Majt. obliegenden und tragenden ampts, uf den sechzehenden tag des monats augusti verschienes dreiundfünfzigsten jars der weniger zall in irer L. und Keis.Majt., unser und des hei. Reichs statt Vlm außgeschrieben, angesetzt und fürgenommen, auch des endlichen vor habens gewesen, sölchen angesetzten reichstag vermittelst göttlicher hülf selbsteigener person gewisslich zu besuchen und fürgehn zu lassen, Und aber auß fürfallenden verhinderungen und entstandnen kriegs übungen, die sich damals ganz gefahrlich im heil. Reich Teutscher nation ereugt, die obernant irer L. und Keis. Majt. Angesetzt zeit zu halten und den außgeschriebenen reichstag derselben gemeß zu besuchen in betrachtung aller umbstende und gelegenheit derselbigen zeit nit allein beschwerlich, sonder auch unmöglich gewesen, und doch ir L. und Keis.Majt. nit allein für ein hoch unvermeidenliche notturft erachtet sölchen angesetzten reichs tag in alle wege fürgehn zu lassen, sonder auch im grund befunden und erkent, auch endlich darfür gehalten, daß ohn ein sölche gemeine versam lung die gemeine obliegenden beschwerden nicht abgewendet oder der gemein fried, ruhe und wolfart im heiligen reich gefürdert und erhalten werden kont, Demnach haben ir L. und Kei. Majestat auß jetztgemeldten ursachen und irem allergnedigstem willen und vätterlichem gemüt, so sie zu dem reich Teutscher nation tragen, anzuhangen, den berürten reichstag in ferrer zeit und biß uf den ersten tag volgends monats octobris verlengert und erstreckt, auch nochmals, als die entstanden kriegsempörungen zu jetztbe melter zeit nit allerding gestilt, und eben die vorigen verhinderungen im wege gelegen, und ir Liebd und Kei. Majest. deren nider erblanden halben mit grossen und schweren kriegsrüstungen tringenlich verhaft gewesen, ferrer prorogation fürgenommen, auch sölchen reichstag in irer L. und Kei. Majest., auch unser und des heiligen reichs statt Augspurg als ein gelegener malstat transferiert, verrückt und verlegt, Und wiewol ir L. und Kei. Maj. der entlichen und schließlichen meinung und vorhabens gewesen, sölchen reichstag, inmassen sie das gnediglich versprochen, mit hilf und verleihung des almechtigen selbseigner person zu besuchen, demselbigen beizuwonen, außzuwarten, in allen obliegen und beschwerungen des heiligen reichs Teutscher nation vatterlichen und höchsten fleiß mit ungesprarter mühe und arbeit irem kei. ampt und höch stem vermögen nach fürzuwenden, uf das alle sachen fürderlich zu einem guten beschluß gebracht und dieser reichstag ein fruchtbarlichs guts ende erlangen möchte, so seind doch ir Liebd und Keiserliche Majestat ir leuibsunvermöglichkeit und andere offenbare ungelegenheit dermassen obgelegen, daß sie sich uf sölche weite schwere reiß uberland derzeit nicht begeben dörfen, also daß sie dardurch wider iren willen verhindert, auf diesem reichstag zu erscheinen.
Damit aber derselbig nicht nicht desto weniger sein würklichen fürgang entlich erlangte und ferner mit merklicher beschwerung, gefahr und nach teil des heiligen reichs und desselben obliegen keineswegs eingestelt oder weiter ufgeschoben und erstreckt würd, wie dann ir L. und Kei. Maj. für ein hohe unvermeidenliche notturft geacht, dem wachsenden unrat und allen vorstehenden gefarlicheiten und sorgfeltigkeiten desto zeitlicher mit ernst, vermitelst göttlicher hilf und gnaden, zu begegnen und an irer L. und Kei. Maj. in allem dem, so dem heiligen reich, sonderlich dem geliebten vater land Teutscher nation, zu ehren, nutz, wolfart und gutem, auch fried, rue und einigkeit erschließlich und dienstlich sein möcht, kein verzug, mangel oder verhinderung erscheinen zu lassen, daß dieser reichstag ein entlichen fürgang erreicht, so haben ir Liebd und Kei.Majestat uns als Römischen könig freuntlich und brüderlich ersucht, daß wir in irer Majestat absein ir L. und Kei.Maj. verwesen und disem reichstag beiwonen wolten, uns auch volmechtigen absolute und one hindersichbringen gewalt gegeben, mit churfürsten, fürsten und gemeinen stenden, auch der abwesenden reten, botschaften und gesanden, alles das fürzunemen, zu handlen und zu schliessen, daß dem heiligen reich zu ehren, aufnemen, nutz und gutem und zu abstellung und verhüttung aller verdechtlichen unruhe, widerwertig keit und gefarlicheiten, auch befürderung, pflanzung und erhaltung besten digs friedens und gemeiner wolfart immer gereichen möcht, zu dem uns auch ire kei. commissarien zugeordnet, uns in allen fürfallenden hand lungen allen guten beistand von irer L. und Kei.Maj. wegen zu leisten. Darauf wir uns gott dem allmechtigen zu lob und zu ehren und ir L. und Kei.Majestat zu freuntlichem und brüderlichem gefallen, auch des genä digen milten willens und vorhabens des heiligen reichs Teutscher nation, unsers geliebten vatterlands, unser und des heiligen reichs gemeiner stände und undertonen nutz, wolfart, gedeien und aufnemen zu befurdern und die vorstehenden sorgliche zerüttungen nach möglicheiten abzuwenden, wilfa rig erzeiget, die sachen auß gnedigem, getrewem, vatterlichem wolmei nendem gemüt auf uns genommen.
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