Transkription der kaiserlichen Klagepunkte gegen die Rebellen vom Sommer 1618 (Dok. 2)

DIE ARTICUL IHRER MAJESTÄT BESCHWERUNG GEGEN DEN EVANGELISCHEN STÄNDEN LAUTEN ALLSO:

1. Erstlichen, dass die Ständt sub utraque zween ihrer Majestät Statthalter beneben einem Secretario zum Fenster hinaus geworffen.
2. Die Schloß Guardi in ihre Pflücht genommen.
3. Ein neue Reg[ierung] aufm Praager Schloß angestellt.
4. Die ubrigen Statthalter in ihren Häusern arrestiert.
5. Ihnen die Consilia verbotten.
6. Werbungen angestellt.
7. Gebott und Verbott gemacht.
8. Collegia abgeschafft
9. Sich des Schloß Carlstein und anders mehr inpatroniert.
10. Ungeacht auch ihr Khayserlich Majestät durch Patenta und andere Schreiben sich austruekhenlich erclärt, dass sie niemals des synnes gewesen und noch nit wären, den evangelischen böhmischen Ständten ihre privilegia und majestätbrief zu entziehen, sondern sie jederzeit darüber zu schüzen, auch in den angezogenen strittigen puncten der kirchen consistorien und anderer sachen dem landtagsbeschluß nach zu procediren, und da in politices einige differentien vorgefallen weren, sy ebenermaßen jeder meniglich gleich und recht widerfahren lassen, oder aber anders zur abhelffung dieser beschwer ansehenliche persohnen abordnen wollten, welches alles doch nichts verfangen hette.
11. Sondern es weren die Khöniglichen Städt aufgefordert.
12. Ihrer Majestät Herrschaften eingenommen und viel Thetlichkheiten hin und wider veruebt worden.

Bericht der drei Statthalter vom 23. Mai 1618 nachmittags

Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Ö. A. Böhmen, K. 10, fol. 107; Foto: Otto

Transkription des Berichts

Allergnedigister Kaiser König und Herr etc.

Wir khönnen Eurer Kayserlichen Majestät in aller underthenigkait nit pergen, dass heutigs tags ain grosse anzall persohnen auß dem Herrn, Rütter und Burgerstandt sub utraque zwischen 9 und 10 uhr halben zaigers der teutschen Uhr nach, in Eurer Majestät Beheimische canzlei auf dem Prager Schloß khomen sein, und haben etliche wort reden und etliche schrifften ablesen lassen, in welchen sy vermeldet, waß für ursachen sy zu

dem obristen landtrichter des khönigreichs Behaim, auch dem herrn burggrafen zu Carlstein, herrn von Märtiniz, wie auch dem herrn secretari Philipsen haben, welchen diese widersprachen. Aber die anderen es bei dieser

entschuldigung nit verbleiben lassen wollen, sondern sy alle drei alßbalden nacheinander in der Behaimischen canzlei zum fenster heraus geworffen. Ob sy gleichwohl noch etwas im leben, so ist doch zu besorgen, dass

sy schwerlich mit dem löben davon khommen werden, welches wir eurer Kayserlichen Majestät in der eyl underthenigist zu wissen machen wollen, weil nunmehr auß denen Statthaltern unßer nuer drey zugögen sein.

Thuen unß mit unßerm gehorsambsten diensten demietigist bevelchen. Datum aufm Prager Schloß, Mitwochen post Dominica Rogationum 1618, 23. May.

Eurer kayserlichen Majestät getreuer underthan und diener

Adam von Sternberg

Adam von Walstein (= Waldstein)

Leopoldt (= Diepold) von Lobkhowiz.