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955: Schlacht auf dem Lechfeld

Im Frühmittelalter waren die Ungarn ein gefürchtetes Reitervolk. Dennoch wurden sie in der Schlacht auf dem Lechfeld vernichtend geschlagen.

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 Zusatzinfos zu Ihren Dokumenten

 1. Schilderung der Lechfeldschlacht 955 aus Augsburger Sicht in der Vita des hl. Ulrich (Dok. 1)

  • Transkription
  • Übersetzung

 

2. Das Ende der Lechfeldschlacht aus bayerischer Sicht in der Chronik von Ebersberg (Dok. 2)

  • Transkription
  • Übersetzung

 

3. Die Ungarn in Bayern 955 aus ungarischer Sicht in der "Chronica de Gestis Hungarorum" (Dok. 3)

  • Kommentar

 

1. Schilderung der Lechfeldschlacht 955 (Dok.1)

 

Transkription

Bello vero finito • regrediens circuivit civitatem • et domos belli in circuitu civitatis congruenter ponere • et in tota nocte eas aedificare et vallos • quantum tempus subpetebat • renovare praecepit • Ille autem totum spatium noctis in oratione pernoctans • religiosas mulieres in civitate congregatas concitabat • ut una pars earum cum crucibus ad dominum devote clamando circumirent • et altera pars clementiam sanctae dei genitricis mariae pro defensione populi • et pro liberatione civitatis studiosissime pavimento prostrata flagitaret • Ipse autem minimam particulam noctis • ante matutinam horam corpus requiei soporis indulsit • ut matutinis laudibus expletis • aurora primum inrumpente salutaris sacrifitii hostiam deo libare licuisset • Ministerio sacro peracto • viatico sacro omnes recreavit • humilique ammonitione persuasit • ut in fide recta persistentes • spem suam in dominum componere non dubitarent • Indicens eis omnigenam sponsionem consolationis • et adnunciens psalmigraphi david verba dicentis • Si ambulavero in medio umbrae mortis • non timebo mala quoniam tu mecum es • Salubri autem ammonicione episcopi peracta • cum iubar radiantis solis primum latitudinem telluris irradiaret • exercitus ungrorum inenarrabili pluritate ex omni parte ad expugnandam civitatem circumcinxit • diversa ferens instrumenta ad depositionem murorum • Cumque undique parati essent ad bellum • et cuncta propugnacula civitatis repugnantium plena fuissent • quidam ungrorum flagellis alios minantes ad pugnandum coegerunt • et illi tantam multitudinem in propugnaculis resistentium eis videntes muris se coniungere a deo perterriti non audebant • Interim cum interius exteriusque parati essent ad bellum • peretholdus filius arnolfi • de castello risinesburc vocitato • venit ad regem ungrorum adnuntians ei adventum ottonis gloriosi regis • Qui ut hoc audivit • suum classicum omni exercitu notum clangere praecepit • De cuius sonitu exercitus totus pugnam civitatis omisit • et ad colloquium eorum regis se coniungere festinavit • Qui cum eis autumatione facta • deo donate a pugna civitatis cessabat • et in occursum gloriosi regis ire coepit• Ea ratione ut illo cum suis superato victor rediens • civitatem et totum regnum libere habere potuisset • Regi ottoni venienti • Dietpaldus comes frater episcopi cum caeteris qui in civitate erant • nocte exiens in occursum regis venit • Rex igitur cum tantum exercitum ungrorum perspexisset • aestimavit non posse ab hominibus superari • ni deus omnipotens eos occidere dignaretur • in cuius adiutorium confidens • suorumque consolationibus principum roboratus • bellum viriliter cum eis agere coepit • et cum mutua caede utrobique caecidissent • Et his interfectis qui ad occisionem a deo predestinati erant • gloriosa Victoria ottoni regi • a deo cui nihil inpossibile est data est • ita ut exercitus ungrorum in fuga versus • virtutem praeliandi ultra non haberet • et quamvis incredibilis numerus illorum occisus fuisset • tantus tamen adhuc exercitus eorum remanebat • ut hi qui de propugnaculis auguste civitatis eos venire conspexerunt • non pugna lacessatos eos redire estimaverunt • donec praetereuntes civitatem ulteriora lici fluminis litora festinando repetere cognoverunt • Rex autem cum suis eos sequens • et quibus se coniungere potuit occidens • vespertina hora diei ad augustam pervenit • ibique cum episcopo illam noctem ducens • eique magnam consolationis relevationem faciens de dietpaldo fratre eius • qui in bello occisus est • et de aliis propinquis eius ibidem interfectis • Rivuinum filium dietpaldi comitatibus patris honoravit • episcopique fido adiutorio in quibuscumque eius desiderium cognovit • dignam mercedem restituit • Mane autem facto fugitivas barbarorum acies sequendo • regionem baioariorum revisit • festinisque legatis missis • tota remigia et vada fluminum observare praecepit ad occisionem eorum • Quod et ita factum est • Illi autem nocte illuc venientes • quidam eorum ab his qui in navibus erant fluminibus inmersi sunt • quidam occisi sunt • Qui autem ad litus pervenerunt ab his qui litora observabant • interfecti sunt • nulla eis via et nullum devium ab eis inveniri potuit • ni in omni loco vindicta domini super eos manifeste maneret • ita etiam ut non post multos dies • reges eorum et principes comprehensi • et ad radesponam perducti • in ignominiam gentis eorum cum aliis multis eorum comprovincialibus eculeo suspenderentur •

 

Übersetzung

Als der Kampf nun zu Ende war, kehrte er zurück, ging durch die Stadt und befahl, rings um die Stadt in passender Weise Festungswerke anzulegen, an ihnen während der ganzen Nacht zu bauen und die Verschanzung, soweit die Zeit reichte, wieder instand zu setzen. Er aber verharrte die ganze Nacht über im Gebet, rief die in der Stadt versammelten frommen Frauen zusammen, damit ein Teil von ihnen mit Kreuzen unter frommer Anrufung des Herrn Prozessionen abhalte, der andere Teil die Milde der heiligen Gottesmutter Maria um Verteidigung des Volkes und um Befreiung der Stadt auf das eifrigste auf dem Boden hingestreckt erflehe. Er selbst aber überließ nur während eines ganz kleinen Teils der Nacht vor der Matutin seinen Leib der Ruhe des Schlafs, um nach Vollendung des Lobgebets der Matutin, sobald sich erst die Morgenröte zeigte, Gott die heilbringende Opfergabe darbringen zu können. Nach Beendigung des heiligen Dienstes erquickte er alle mit der heiligen Wegzehrung und überzeugte sie in demütiger Ermahnung, daß sie im rechten Glauben verharrend nicht zögern sollten, ihre Hoffnung auf den Herrn zu setzen. Er nannte ihnen viele trostvolle Worte und verkündigte ihnen die Worte des Psalmisten David: ‚Ob ich auch mitten durch Todesschatten wandelte, fürchte ich doch kein Unheil, bist du doch bei mir’.

Als aber dieheilsame Ermahnung des Bischofs beendet war und das Sonnengestirn gerade die ganze Weite des Erdkreises erleuchtete, umzingelte das Heer der Ungarn mit einer unsagbaren Menge von allen Seiten die Stadt zur Eroberung. Es führte diverse Werkzeuge mit sich, um die Mauern niederzureißen. Als sie auf beiden Seiten kampfbereit standen und alle Bollwerke der Stadt voller Verteidiger standen, trieben einige unter den Ungarn die anderen, indem sie mit Peitschen drohten, zum Kampf, und jene wagten sich nicht – von Gott erschreckt – an die Mauern heran, da sie die große Menge derer sahen, die ihnen auf den Bollwerken Widerstand leisteten. Indessen, als sie so innen und außen kampfbereit standen, kam Berthold, der Sohn des Arnulf, von der Reisensburg genannten Burg zum Ungarnkönig und kündigte ihm das Nahen des ruhmreichen Königs Otto an. Als er das hörte, ließ er sein im ganzen Heer bekanntes Signal ertönen. Auf dessen Klang hin ließ das ganze Heer vom Kampf um die Stadt ab und beeilte sich, an der Besprechung mit seinem König teilzunehmen. Als er mit ihnen beraten hatte, nahm er durch Gottes Gabe Abstand vom Kampf um die Stadt und begann, dem ruhmreichen König entgegen zu ziehen in der Überlegung, daß er nach Überwindung [des Königs] und der Seinen als Sieger zurückzukehren und die Stadt und das ganze Königreich in aller Freiheit haben könne. Als König Otto heranrückte, zog Graf Dietpald, der Bruder des Bischofs, mit anderen, die in der Stadt waren, nachts hinaus, dem König entgegen. Als nun der König das gewaltige Heer der Ungarn sah, glaubte er nicht, daß es von Menschen überwunden werden könnte, es sei denn, der allmächtige Gott wollte sie töten. Auf seine Hilfe vertrauend und gestärkt durch die trostvollen Reden seiner Fürsten begann er mannhaft den Kampf mit ihnen zu führen, und nachdem in wechselseitigem Gemetzel auf beiden Seiten [viele] fielen und die getötet waren, die von Gott zum Tod bestimmt waren, wurde von Gott, dem nichts unmöglich ist, der ruhmreiche Sieg König Otto gegeben, so daß das Ungarnheer die Flucht ergriff und keine Kampfkraft mehr hatte. Und obwohl eine unglaubliche Zahl von ihnen getötet war, verblieb von ihnen doch noch ein so großes Heer, daß die, die sie von den Bollwerken der Stadt Augsburg kommen sahen, glaubten, sie kehrten zurück, ohne vom Kampf beeinträchtigt zu sein, bis sie sahen, daß sie an der Stadt vorbei eilends ans andere Ufer des Lechflusses strebten. Der König aber setzte ihnen mit den Seinen nach, tötete die, die er noch einholen konnte, und gelangte in der Abendstunde des Tages nach Augsburg. Er verbrachte dort die folgende Nacht beim Bischof und verschaffte ihm viel trostvolle Erleichterung wegen seines Bruders Dietpald, der in der Schlacht gefallen war, und wegen anderer seiner Verwandten, die in ihr ebenfalls den Tod gefunden hatten. Er zeichnete Riwin, Dietpalds Sohn, durch [Verleihung der] Grafschaften seines Vaters aus und zollte der treuen Hilfe des Bischofs würdigen Lohn in allem, wo immer er seinen Wunsch erkennen konnte. Sobald es aber Morgen wurde, folgte er den flüchtigen Schlachtreihen der Barbaren, kam wieder ins Bayernland und befahl durch eilig ausgesandte Boten, daß alle Bootsplätze und Furten der Flüsse bewacht würden, um [die Ungarn] zu töten. So geschah es auch. Als sie nun nachts dort ankamen, wurden sie teils von denen, die auf Schiffen waren, in die Flüsse geworfen, teils getötet. Die aber, die das Ufer erreichten, wurden von denen getötet, die die Ufer bewachten. Kein Weg [stand] ihnen [offen], und kein Schleichweg konnte von ihnen gefunden werden; an jedem Ort wartete auf sie offen die Rache des Herrn, so daß nach wenigen Tagen auch ihre Könige und Fürsten gefaßt waren, nach Regensburg geführt wurden und zur Schmach für ihr Volk mit vielen anderen ihrer Landsleute am Galgen gehenkt wurden.

(Quelle: Berschin, Walter/ Häse, Angelika: Gerhard von Augsburg – Vita Sancti Uodalrici. Die älteste Lebensbeschreibung des heiligen Ulrich (lateinisch – deutsch) zugleich: Editiones Heidelbergensis, Bd. 24, Heidelberg 1993, S. 194-203.)


 

2. Das Ende der Lechfeldschlacht aus bayerischer Sicht (Dok. 2)

 

Transkription (Ausschnitt)

Quo tempore Huni 8 annis Noricum vastantes, in 9. numerum excedentes per Noricum dispersi

sunt. Quorum legio ad orientem castri Eberspergensis in equis accurrens, ac sagittas pro omine contra castrum emittens, et id tutum per omne sentiens, cum gannitu ab eo profugit. In qua re vigilantiam custodis nundinati Eberhardus se cognoscere dixit. Exercitu vero Hunorum ipso itinere prope fluvium Lehc a Heinrico rege et filio eius Ottone devicto, milites Eberhardi sororisque eius Willibirgae, que tunc in sepe dicto castro morabatur, Sur regem et Leli ducem Ungrorum cum aliis Ungris ad Ebersperch detulerunt; sed regem et ducem Ratisponam regibus remittentes, reliquos Ungros iaculatos ingenti fosse inmiserunt. Tunc Willipirgis ait: ‚Nimis credula sum verbis illorum, qui locum istum die servitio magnificandum predixerunt, quia malorum principes aecclesiam die devastantes, ab honorem [fol. 3] loci dominus huc vinctos perduxit.’ Et Eberhardus primitias tollens de torquibus aureis et tintinnabulis in imis vestium pendentibus tres libras auri ad calicem fabricandum, crucemque argenteam, quae in scuto regis infixa fuit, et aliud argentum ad aecclesiastica ornamenta dedit.

 

Übersetzung (Ausschnitt)

In dieser Zeit, als die Hunnen 8 Jahre lang Noricum verwüstet hatten, verbreiteten sie sich im neunten in gewaltiger Zahl über Norikum. Deren Heer ritt gegen die Ostseite der Ebersberger Burg an und schoss als Drohung Pfeile gegen die Burg. Aber da die Ungarn diese für durchaus geschützt hielten, zogen sie mit Geheul wieder ab. Eberhard sagte darauf, daran erkenne er die Wachsamkeit des geworbenen Wächters. Als aber das Heer der Hunnen auf seinem Weg zum Lechfluss von König Heinrich und seinem Sohn Otto besiegt war, brachten die Soldaten Eberhards und der Schwester Willibirg, die damals auf der oft genannten Burg weilte, den König Sur und den Heerführer Lele mit anderen Ungarn nach Ebersberg. Den König und den Herzog schickten sie nach Regensburg zum Kaiser zurück und die übrigen erlegten Ungarn warfen sie in einen riesigen Graben. Da sagte Willibirg: ‚Ich glaube den Worten jener, die vorhersagten, dieser Ort sei zum Lobpreis und zum Dienst Gottes bestimmt, weil der Herr die Fürsten des Bösen, die die Kirche Gottes verwüsteten, zur Ehre Gottes besiegt hierher geführt hat.’ Und Eberhard nahm die besten Stücke der goldenen Geschmeide und der Schellen, die im Innern der Kleidung hingen, insgesamt drei Pfund Gold, zur Herstellung eines Kelches und ein silbernes Kreuz, das am Schild des Ungarnkönigs befestigt war, und anderes Silber, zur Zierde der Kirche.

(Quelle: Ziegler, Hans-Ulrich: Das Historische Gesamtwerk des Abtes Williram von Ebersberg (1048-1085), in: Kloster Ebersberg, hrsg. vom Landkreis Ebersberg 2002, S. 161-184.)


 

3. Die Ungarn in Bayern 955 aus ungarischer Sicht (Dok. 3)

 

Kommentar

In der R-Initiale stehen die Stammesfürsten Lél und Bulcsú als Gefangene vor dem deutschen König. Es handelt sich um Otto I., der in der Chronik fälschlicherweise Konrad genannt wird. Der Sage nach verlangte Lél, dass man ihm sein eigenes Horn reiche. Mit ihm schlug er dem König auf das Haupt, der daraufhin tot vom Thron sank.