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Freistaat Bayern 1918

„Bayern ist fortan ein Freistaat!“ – So hieß es in der Proklamation Kurt Eisners vom 8. November 1918. Zuvor war es dem USPD-Führer mit einer Gruppe von Revolutionären gelungen, König Ludwig III. zu stürzen und damit die bayerische Monarchie zu beenden. Was folgte war alles andere als eine stabile Regierung. Eisners Tätigkeit als erster Ministerpräsident des Freistaates Bayern fand mit seiner Ermordung am 21. Februar ein jähes Ende. Die politische Lage spitzte sich daraufhin rasch zu, der Kampf um die bayerische Regierung wurde zunehmend blutiger. Mit der „Bamberger Verfassung“ vom 12. August 1919 galt die bayerische Revolution schließlich als beendet, die darauffolgende Stabilisierung der Demokratie sollte jedoch nur bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 halten.

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Inhalt
 

1. Zusatzinfos zu Ihren Dokumenten

  • Transkription des handschriftlichen Entwurfs Kurt Eisners zur Proklamation des Freistaates Bayern vom
    7. November 1918 (Dokument 1)

2. Weitere Dokumente zum Thema

  • Flugblatt: „An das bayerische Volk!“ - Aufruf der Regierung Hoffmann an das bayerische Volk vom April 1919

3. Lesestoff

4. Weiterführende Links


1. Zusatzinfos zu Ihren Dokumenten

Transkription des handschriftlichen Entwurfs Kurt Eisners zur Proklamation des Freistaates Bayern vom 7. November 1918 (Dok 1)

Leicht überarbeitete Fassung wie sie am 8. November 1918 als Aufruf „An die Bevölkerung Münchens“ veröffentlicht wurde.


An die Bevölkerung Münchens!

Das furchtbare Schicksal, das über das deutsche Volk hereingebrochen, hat zu einer elementaren Bewegung der Münchner Arbeiter und Soldaten geführt. Ein provisorischer Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat hat sich in der Nacht zum 8. November im Landtag konstituiert. Bayern ist fortan ein Freistaat.

Eine Volksregierung, die von dem Vertrauen der Massen getragen wird, soll unverzüglich eingesetzt werden.

Eine konstituierende Nationalversammlung, zu der alle mündigen Männer und Frauen das Wahlrecht haben, wird so schnell wie möglich einberufen werden.

Eine neue Zeit hebt an!

Bayern will Deutschland für den Völkerbund rüsten.

Die demokratische und soziale Republik Bayern hat die moralische Kraft, für Deutschland einen Frieden zu erwirken, der es vor dem Schlimmsten bewahrt. Die jetzige Umwälzung war notwendig, um im letzten Augenblick durch die Selbstregierung des Volkes die Entwicklung der Zustände ohne allzuschwere Erschütterung zu ermöglichen, bevor die feindlichen Heere die Grenzen überfluten oder nach dem Waffenstillstand die demobilisierten deutschen Truppen das Chaos herbeiführen.

Der Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat wird strengste Ordnung sichern. Ausschreitungen werden rücksichtslos unterdrückt. Die Sicherheit der Person und des Eigentums wird verbürgt. Die Soldaten in den Kasernen werden durch Soldatenräte sich selbst regieren und Disziplin aufrecht erhalten. Offiziere, die sich den Forderungen der veränderten Zeit nicht widersetzen, sollen unangetastet ihren Dienst versehen.

Wir rechnen auf die schaffende Mithilfe der gesamten Bevölkerung. Jeder Arbeiter an der neuen Freiheit ist willkommen! Alle Beamte bleiben in ihren Stellungen. Grundlegende soziale und politische Reformen werden unverzüglich ins Werk gesetzt.

Die Bauern verbürgen sich für die Versorgung der Städte mit Lebensmitteln. Der alte Gegensatz zwischen Land und Stadt wird verschwinden. Der Austausch der Lebensmittel wird rationell organisiert werden.

Arbeiter, Bürger Münchens! Vertraut dem Großen und Gewaltigen, das in diesen schicksalsschweren Tagen sich vorbereitet!

Helft alle mit, daß sich die unvermeidliche Umwandlung rasch, leicht und friedlich vollzieht. In dieser Zeit des sinnlos wilden Mordens verabscheuen wir alles Blutvergießen. Jedes Menschenleben soll heilig sein.

Bewahrt die Ruhe und wirkt mit an dem Aufbau der neuen Welt!

Der Bruderkrieg der Sozialisten ist für Bayern beendet. Auf der revolutionären Grundlage, die jetzt gegeben ist, werden die Arbeitermassen zur Einheit zurückgeführt.

Es lebe die bayerische Republik!

Es lebe der Frieden!

Es lebe die schaffende Arbeit aller Werktätigen!

München, Landtag, in der Nacht zum 8. November 1918.

 

Der Rat der Arbeiter, Soldaten und Bauern:

Der erste Vorsitzende: Kurt Eisner

 

(Appelle einer Revolution. Das Ende einer Monarchie. Das revolutionäre Interregnum. Die Rätezeit. Dokumente aus Bayern zum Jahr 1918/1919, hrsg. von Karl-Ludwig Ay, München 1968, Anlage 6)


2. Weitere Dokumente zum Thema

Flugblatt: „An das bayerische Volk!“ - Aufruf der Regierung Hoffmann an das bayerische Volk vom April 1919

1918/19 - Revolution in Bayern (BG 1918/00511).
Faksimile aus: Bayerische Geschichte in Dokumenten. 1918/19 - Revolution in Bayern (BG 1918/00511). Braunschweig: Archiv Verlag 2005, Dok. 3.

3. Lesestoff

  • Hubensteiner, Benno: Bayerische Geschichte. Rosenheim: Rosenheimer Verlagshaus 2013.
  • Kappelhoff, Marlis: GO VISTA: Reiseführer München. Mit Faltkarte und 3 Postkarten. Potsdam: Ullmann 2017.
  • Kraus, Andreas: Geschichte Bayerns. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. München C.H.Beck 2004.
  • Schmid, Alois: Das Neue Bayern: Von 1800 bis zur Gegenwart. Erster Teilband: Staat und Politik. München C.H.Beck 2003.
  • Schmid, Alois / Weigand, Katharina: Schauplätze der Geschichte in Bayern. München C.H.Beck 2003.
  • Weidermann, Volker: Träumer - Als die Dichter die Macht übernahmen. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2017.

4. Weiterführende Links